SRF-Expertin wütet nach 100-Meter-Finals Mega-Show für Männer, Mini-Vorstellung für Frauen

tbz

5.8.2024

Julien Alfred ist die schnellste Frau der Welt.
Julien Alfred ist die schnellste Frau der Welt.
Bild: Keystone

Einmal Mega-Show, einmal Regen. In Paris kommt es zu zwei sehr ungleichen 100-Meter-Finals. In den sozialen Medien und bei SRF hagelt es Kritik an den Organisatoren.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der 100-Meter-Final der Männer wurde am Sonntag von einer grossen Show begleitet.
  • Der Frauen-Final am Samstag wurde wie jeder andere Wettbewerb ohne Show ausgetragen. 
  • Diese Ungleichheit sorgt für viel Unmut im Netz. Auch das Moderationsduo bei SRF ist verärgert.

«Ui, jetzt geht das Licht aus», staunt SRF-Moderator Paddy Kälin um kurz vor 22 Uhr am Sonntagabend im stockfinsteren Stade de France. Auch die 80'000 Zuschauer*innen sind aufgeregt, ein lautes Raunen geht durchs Publikum. Dann geht Musik an und wild umherirrende Lichtfetzen erhellen das bis auf den letzten Platz gefüllte Stadion in Paris. Showtime. Mit dem 100-Meter-Final der Männer steht einer der absoluten Höhepunkte der Olympischen Spiele in Paris bevor.

Zu pompöser Musik werden die acht Athleten vorgestellt und eine perfekt inszenierte Kamerafahrt trägt die in spezielles Licht getauchte Tartanbahn direkt ins Wohnzimmer der zig Millionen TV-Zuschauer*innen. «Wir tauchen in eine elektrisierende Atmosphäre», haucht Kälin ins Mikrofon. Man spürt die Aufregung zu Hause. Leichtathletik-Spektakel pur.

Es folgt mehr Musik, mehr Lichter. Mehr Warten. Vom Einsetzen der Lichtshow bis zum Startschuss vergehen sieben Minuten und 58 Sekunden. Irgendwann hält es auch das SRF-Kommentatoren-Duo nicht mehr aus: «Was werden die Herren hier auf die Folter gespannt. Lasst sie laufen.»

Und dann laufen sie.

Das Stadion steht Kopf. Neun Sekunden und ein paar verdrückte Hundertstel lang. Dann wirft sich Noah Lyles mit einer halben Haarwurzel Vorsprung über die Ziellinie. Wahnsinn. 80'000 Zuschauer*innen feiern den US-Amerikaner als schnellsten Mann des Planeten. 

Das Stade de France vor dem 100-Meter-Final der Männer.
Das Stade de France vor dem 100-Meter-Final der Männer.
Keystone

Keine Show für die Frauen

24 Stunden zuvor bietet sich ein etwas anderes Bild. Dasselbe proppenvolle Stadion, die gleiche Tartanbahn, dieselbe Disziplin. Aber keine Show. Es schwirren weder Lichtmuster durchs Stade de France, noch erklingt heroische Musik. Bei leichtem Regen steht der 100-Meter-Final der Frauen an.

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Das geht dann auch zügiger vorwärts. Die Athletinnen werden vorgestellt – und los geht's. Nur das Rennen dauert länger als bei den Männern – knapp eine Sekunde. Julien Alfred aus St. Lucia distanziert die Konkurrenz und ist die schnellste Frau des Planeten.

Weshalb das grosse Tamtam bei den Frauen ausgelassen wird, ist unklar. Klar ist: Die Turnier-Organisation, die sich die Geschlechtergleichstellung vor den Spielen wochenlang auf die Flagge geschrieben hatte, muss dafür in den sozialen Medien viel Kritik einstecken.

SRF-Expertin Sprunger: «Das geht gar nicht!»

Der drastische Unterschied der beiden Show-Events fällt auch SRF-Duo Paddy Kälin und Ellen Sprunger auf. «Was wir uns beide etwas komisch angeschaut haben, war das Prozedere vor dem Start. Eine Show ist okay, aber irgendwann ist es ja auch gut. Die sind ja fast geplatzt, bis sie in die Blocks durften», analysiert Kälin das lange Warten vor dem Männer-Final und ärgert sich über die fehlende Show bei den Frauen. «Es ist nicht okay, dass man heute so eine Show gemacht hat. Und gestern vor dem 100er der Frauen: nichts.»

Leichtathletik-Expertin Sprunger sieht das genauso. «Das geht gar nicht! Als sie mit den Lämpchen angefangen haben, habe ich mir auch gedacht: Gestern hat man wirklich nichts gemacht beim 100 Meter der Frauen.» Wer dafür die Schuld trägt, ist für Sprunger klar: «Das ist für mich ein Fauxpas de Francais.»

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