Schweizer Buchpreis12. Schweizer Buchpreis geht an Sibylle Berg
SDA
10.11.2019 - 16:09
Nun hat es geklappt: Sibylle Berg wird mit dem Schweizer Buchpreis 2019 geehrt, nachdem sie 2012 leer ausgegangen war. «GRM. Brainfuck.» heisst der Roman, für den sie ausgezeichnet wird – ein ausgesprochen düsterer Blick auf die Gesellschaft.
Offensichtlich hat sich Sibylle Berg noch nicht darauf eingestellt, dass sie den Schweizer Buchpreis bekommen hat. «Im Moment bin ich noch ein bisschen am Mitleiden mit den Anderen, die ihn nicht bekommen haben», sagt sie in einer ersten Reaktion gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die Situation, den Preis nicht bekommen zu haben, hat sie 2012 erlebt. Einige Wochen vor der Preisverleihung räumte sie denn auch ein: «Ich finde den Vorgang, den Nominierten ins Gesicht zu filmen, um eine authentische Reaktion der Enttäuschung einzufangen, wenn sie nicht gewinnen, etwas entwürdigend.»
Diese Haltung mach deutlich, wie schwer sich Sibylle Berg mit öffentlichen Auftritten tut. Jubeln werde sie später. Der Preis bedeute ihr viel: «Ich finde es grossartig, den Preis zu Hause zu bekommen.»
Berg, die in der DDR geboren ist und seit Jahren in Zürich lebt, freut sich, in der Schweiz und nicht in Deutschland ausgezeichnet zu werden. «Kitschigerweise ist es, als ob ich jetzt hier, nach zwanzig Jahren akzeptiert werde», lächelt sie. Überhaupt gibt sie freimütig zu, dass es ihr viel bedeutet, von Menschen umgeben zu sein, die ihr Sympathie entgegen bringen.
Ein Höllentrip
Diese Haltung steht in einem eigentümlichen Verhältnis zu ihrem Werk, für das sie jetzt ausgezeichnet wurde. «GRM. Brainfuck.» – die Leserin, der Leser sei gewarnt – ist kein Roman, mit dem man sich gemütlich in die Sofaecke kuscheln kann. Der Roman ist ein Höllentrip, eine «Mind Bomb von emotionaler Wucht», wie es die Jury ausdrückte.
Die Erzählerin begleitet vier Jugendliche irgendwann nach dem Brexit durch eine verwahrloste Jugend im Norden Englands und dann in die Randbezirke Londons. Dort wollen sich die Jugendlichen rächen an denen, die ihnen Gewalt angetan haben. Die Metropole unterliegt der totalen Überwachung. Die Zahl der sozial «Abgehängten» nimmt laufend zu, seit Roboter und Software die zentralen Funktionen im System übernehmen.
Grundiert ist die Handlung von gesellschaftlicher Apathie, Gewalt, Misanthropie und sexueller Perversion; den Soundtrack liefert, wie es der Titel verspricht, der Grime, eine Hip-Hop-Spielart aus dem Londoner Eastend. Formal changiert der Roman zwischen Science Fiction, Gesellschafts- und Entwicklungsroman.
Furor bricht sich Bahn
Der Furor, der sich hier Bahn bricht, zielt auf autokratische Herrschaftssysteme, auf den weissen älteren Mann, auf den Neoliberalismus und den Klimawandel. Das Beunruhigende daran: Die Leserin kann sich nicht auf eine beobachtende Aussenseiterposition zurückziehen, im Sinn von: das ist gesellschaftlich und zeitlich weit weg. Nein, wie ein Schlag in die Magengrube trifft die Erkenntnis, dass wir mit unseren heutigen Zuständen nur einen halben Schritt weg sind von dem, was «GRM. Brainfuck.» erzählt.
Auch sprachlich lässt die Autorin die Leserschaft nicht von der Leine. Berg hat für ihren Roman eine Sprache gefunden, fragmentarisch mit unerwarteten Überleitungen, die sich an der Programmiersprache «Brainfuck» des Schweizers Urban Müller von 1993 orientiert, wie Jurorin Christine Richard in ihrer Laudatio am Sonntag ausführte.
Doch will Sibylle Berg ihren Roman nicht als Weckruf verstanden wissen. «Wenn ich schreibe, dann möchte ich etwas für mich begreifen», sagt sie. Da sei ein Gefühl von «absurder Ohnmacht», und sie habe für sich versucht Ordnung schaffen, indem sie beschreibt: «Wie könnte sich alles entwickeln, wenn wir nicht Obacht geben?«.
Gesellschaftliche Fragen
Damit hat die diesjährige Trägerin des Schweizer Buchpreises einen Nerv der Zeit getroffen. Bemerkenswert ist indes, dass auch die anderen vier Nominierten mit ihren Werken gesellschaftliche Fragen ins Zentrum stellen. So beschäftigt sich Simone Lappert mit «Der Sprung» mit der Frage nach individueller und gesellschaftlicher Empathie. Tabea Steiner lotet mit «Balg» die Situation von alleinerziehenden Müttern aus, mithin die Frage nach Verantwortung, ebenfalls gerichtet an das Individuum wie an die Gesellschaft.
Alain Claude Sulzer siedelt seinen Roman «Unhaltbare Zustände» 1968 an, in einer Zeit, die prototypisch für gesellschaftlichen Umbruch steht, und gibt den Verlierern eine Stimme. Ivna Žic nimmt in «Die Nachkommende» die Perspektive einer Seconda ein und lässt in ihrem Familienporträt europäische Zeitgeschichte anklingen.
Jurysprecher Manfred Papst lobte bei der Preisverleihung denn auch den literarischen Jahrgang 2019 als reich. Die Schweizer Literatur sei jünger geworden, Secondas und Secondos hätten neue Stimmen eingebracht, die Texte seien professioneller geworden.
Der Schweizer Buchpreis wird seit 2008 vergeben vom Verein Literatur Basel und dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV). 2019 hat die Jury 71 Romane und Essays von 45 Verlagen bewertet.
Der Schweizer Buchpreis gilt neben dem Grand Prix Literatur, der vom Bundesamt für Kultur (BAK) vergeben wird, als die bedeutendste literarische Auszeichnung der Schweiz – wobei für den Grand Prix alle Sprachregionen der Schweiz berücksichtigt werden, während mit dem Buchpreis nur deutschsprachige Werke ausgezeichnet werden.
Schiffsbesatzung nach Brückeneinsturz in Baltimore wohlauf
Ein dramatischer Vorfall erschüttert die US-Stadt Baltimore: Ein Containerschiff rammt einen der Stützpfeiler einer Autobrücke und bringt sie zum Einsturz. Zumindest die Besatzung des Schiffes «Dali» bleibt bei dem Vorfall aber unverletzt, heisst es in einer Mitteilung, die der «New York Times» vorliegt.
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«War natürlich ein riesiger Schock»: Prinzessin Kate macht Krebserkrankung öffentlich
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O-Ton Prinzessin Kate
«Im Januar wurde ich in London einer grossen Bauchoperation unterzogen, und damals ging man davon aus, dass ich nicht an Krebs erkrankt sei. Die Operation war erfolgreich. Tests nach der Operation zeigten aber, dass Krebs vorhanden war. Mein Ärzteteam riet mir daher zu einer vorbeugenden Chemotherapie, und ich befinde mich jetzt in der Anfangsphase dieser Behandlung. Das war natürlich ein riesiger Schock.»
William und sie hätten alles getan, was sie konnten, um das im Interesse der jungen Familie privat zu verarbeiten und zu bewältigen.
O-Ton Prinzessin Kate
«Wie Sie sich vorstellen können, hat das Zeit gebraucht. Ich habe Zeit gebraucht, um mich von der grossen Operation zu erholen und mit der Behandlung beginnen zu können. Vor allem aber haben wir Zeit gebraucht, um George, Charlotte und Louis alles in einer für sie angemessenen Weise zu erklären und ihnen zu versichern, dass es mir gut gehen wird.»
Die Familie brauche jetzt etwas Zeit, Raum und Privatsphäre, während Kate ihre Behandlung abschliessen könne.
O-Ton Prinzessin Kate
«Meine Arbeit hat mir immer viel Freude bereitet und ich freue mich darauf, wieder dabei zu sein, wenn es möglich ist, aber jetzt muss ich mich auf meine vollständige Genesung konzentrieren. (...) Es geht mir gut und ich werde jeden Tag stärker, indem ich mich auf die Dinge konzentriere, die mir helfen, zu heilen – mental, körperlich und seelisch.»
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Bei der Prinzessin ist nach ihrer Bauch-Operation Krebs diagnostiziert worden. Die Ehefrau des britischen Thronfolgers Prinz William bekommt Chemotherapie, das sagte sie in einer veröffentlichten Videobotschaft. Das sei natürlich ein grosser Schock gewesen, so die 42-Jährige. Zuvor hatte es wochenlang Spekulationen um ihren Gesundheitszustand gegeben.
Die Schwiegertochter von König Charles III., der ebenfalls wegen einer Krebserkrankung behandelt wird, nimmt seit Längerem keine öffentlichen Termine wahr. Nach Angaben des Palasts war Kate Mitte Januar im Bauchraum operiert worden. Eine Diagnose wurde nicht genannt, es hiess damals lediglich, dass es keine Krebserkrankung sei.
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