Gesellschaft200 Organisationen machten auf sexualisierte Gewalt aufmerksam
jc, sda
10.12.2021 - 08:16
Über 200 Organisationen haben seit dem 25. November schweizweit auf das Thema sexualisierte Gewalt aufmerksam gemacht. Am Freitag, dem internationalen Tag der Menschenrechte, wurde die Aktion «Stopp sexualisierte Gewalt» abgeschlossen.
Keystone-SDA, jc, sda
10.12.2021, 08:16
SDA
Dieses Jahr hätten sich so viele Organisationen beteiligt wie noch nie, bilanzierte Kampagnenleiterin und Expertin für Gewaltprävention, Anna-Béatrice Schmaltz, in der Mitteilung der feministischen Friedensorganisation (cfd) vom Freitag. Die cfd führte diese Aktion bereits zum 14. Mal durch. Über 150 Veranstaltungen on- und offline habe es dieses Jahr gegeben. Gemäss Website waren darunter Informationsveranstaltungen, Referate und Podiumsdikussionen, aber auch Kunstveranstaltungen und Stand- und Strassenaktionen.
Bei sexualisierter Gewalt gehe es nicht nur um Vergewaltigung, schreiben die Organisatorinnen. Dazu zählen auch unerwünschte Berührungen und das sogenannte «Catcalling» – also sexuell anzügliches Rufen, Reden, Pfeifen oder sonstige Laute im öffentlichen Raum. Jede zweite Frau habe dies gemäss einer Umfrage des Forschungsinstituts gfs.Bern bereits erlebt. Sexualisierte Gewalt habe nichts mit Sex zu tun, schreiben die Organisatorinnen. Es gehe dabei um Macht.
Konsensprinzip ins Sexualstrafrecht
Die Organisation cfd fordert daher eine Anpassung des Strafrechts, welche das Konsensprinzip «Nur Ja heisst Ja» angewandt. Heute sei für den Straftatbestand einer Vergewaltigung nicht die fehlende Einwilligung der Person ausschlaggebend, sondern die angewandte Gewalt und wie stark sich das Opfer wehrte.
Es sei höchste Zeit, dass das Konsensprinzip – «Nur Ja heisst Ja» – im Gesetz und in der Gesellschaft anerkannt werde. Im Parlament ist eine Revision des Sexualstrafrechts voraussichtlich im nächsten Jahr geplant.
2020 wurden laut den Organisatorinnen in der Schweiz 713 Vergewaltigungen und 683 Fälle sexueller Nötigung angezeigt. Die Dunkelziffer sei jedoch um ein Vielfaches höher. Nur 8 Prozent der Übergriffe würden angezeigt und in den wenigsten Fällen komme es zu einer Verurteilung.
Die Organisatorinnen der Kampagne, die von der feministischen Friedensorganisation cfd koordiniert wird, fordern weiter eine 24-Stunden-Beratungsstelle für Opfer von Gewalt.
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