Europäische Union Abschaffung der Zeitumstellung könnte vertagt werden

SDA

29.10.2018

Die Abschaffung der Zeitumstellung ist beschlossene Sache. Oder? Bisher konnten sich die Mitgliedsstaaten nur darauf einigen, dass sie mehr Zeit für eine Einigung brauchen.

Im Kreis der EU-Verkehrsminister gibt es einige Skepsis bei der möglichen Abschaffung der Zeitumstellung im kommenden Jahr. Der Grossteil der EU-Länder habe beim Zeitplan Bedenken, sagte Österreichs Verkehrsminister Norbert Hofer am Montag bei einem informellen Treffen mit seinen EU-Amtskollegen in Graz. Für eine Änderung ab 2021 habe es hingegen breitere Zustimmung gegeben, so Hofer weiter. Österreich hat derzeit den Vorsitz unter den EU-Ländern inne. Bis Ende des Jahres soll eine gemeinsame Haltung gefunden werden.

Briten, Polen und Schweden hätten noch einige grundsätzliche Bedenken, sagte Hofer. In etlichen Ländern stehen die Diskussionen zudem noch am Anfang. Der dänische Verkehrsminister Ole Birk Olesen sagte etwa, es sei eine gründliche öffentliche Debatte nötig, die habe es in seinem Land noch nicht gegeben. Ähnlich äusserte sich Zyperns Ministerin Vassiliki Anastassiadou.

Zuletzt hatte es etwa aus der Luftfahrtbranche zunehmende Besorgnis gegeben. Beim Verhandeln und Festlegen der Flugslots sei etwa mehr Zeit nötig, hiess es. «Da sagt uns die Airline-Industrie, sie brauchen zumindest 18 Monate zur Vorbereitung», sagte Hofer.

Österreich optimistisch

Österreichs Verkehrsminister Norbert Hofer will vermeiden, dass die EU zum Zeitzonen-Flickenteppich wird.
Österreichs Verkehrsminister Norbert Hofer will vermeiden, dass die EU zum Zeitzonen-Flickenteppich wird.
Keystone

Die EU-Kommission hatte ursprünglich vorgeschlagen, schon ab kommendem Jahr nicht mehr an der Uhr zu drehen. Die Staaten sollen stattdessen wählen können, ob sie künftig immer Winter- oder Sommerzeit haben wollen. Die Länder mit permanenter Sommerzeit würden dann im März ein letztes Mal die Zeit umstellen, die mit ewiger Winterzeit im Oktober 2019.

Die Brüsseler Behörde hatte den Vorschlag eingebracht, nachdem sich in einer Online-Befragung mehr als 80 Prozent der Teilnehmer für die Abschaffung ausgesprochen hatten. Rund 4,6 Millionen Antworten gingen ein – wobei drei Millionen Teilnehmer nur aus Deutschland kamen.

Das Vorsitzland Österreich äusserte sich optimistischer. «Im Ziel werden wir es schaffen, die Zeitumstellung zu beenden», so er Österreicher weiter. Es dürfe aber kein Flickenteppich verschiedener Zeitzonen entstehen. Zu diesem Zweck solle die EU-Kommission nun einen Koordinator einsetzen, der die Staaten unterstützen solle, harmonisiert vorzugehen.

Drei Zeitzonen in EU

Wie spät ist es? Eine Frage, die unter EU-Mitgliedsstaaten bald schwerer zu beantworten sein könnte.
Wie spät ist es? Eine Frage, die unter EU-Mitgliedsstaaten bald schwerer zu beantworten sein könnte.
Keystone

Schon jetzt gibt es drei Zeitzonen in der EU: In 17 EU-Staaten gilt dieselbe Zeit. Acht Länder – unter ihnen etwa Estland, Griechenland und Zypern – sind eine Stunde voraus. Drei Staaten sind eine Stunde zurück, nämlich Irland, Portugal und Grossbritannien.

Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück. Dadurch soll das Tageslicht besser genutzt und Energie gespart werden. Der tatsächliche Nutzen ist der EU-Kommission zufolge jedoch verschwindend gering.

EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc betonte, die Brüsseler Behörde bemühe sich weiter um eine Abschaffung der Zeitumstellung schon im kommenden Jahr. Beim nächsten Treffen der zuständigen Minister im Dezember sollten die nächsten Schritte beschlossen werden. Am Schluss müssen sich die EU-Staaten und das EU-Parlament über die Abschaffung der Zeitumstellung einig werden. Ist dies dereinst der Fall, dürfte sich spätestens dann diese Frage auch in der Schweiz stellen.

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