Risiko und Chance Achtung explosiv: Der Kiwusee in Ruanda birgt eine unsichtbare Gefahr

Lilith Schardt, dpa/jfk

27.3.2018

Das Wasser des Kiwusees in Afrika ist meist ganz still. Wer hier zufällig vorbeikommt, ahnt nicht, welches Geheimnis sich in der Tiefe des Sees versteckt.

Gemütlich fährt der kleine Minibus durch die kurvigen Strassen. Autos dürfen hier nicht schneller als 60 Kilometer pro Stunde fahren. Prima, so bleibt genug Zeit, die herrliche Aussicht zu geniessen. Wir sind in Ruanda, auf dem Weg in den Westen des kleinen afrikanischen Staates.

Zwischen dem Grün der vielen Hügel blitzt unser Ziel hervor: der Kiwusee. Er liegt zu Füssen der Vulkanberge Ruandas. Der Kiwusee ist etwa viermal so gross wie der Bodensee und fast doppelt so tief. Er breitet sich zwischen Ruanda und dem Nachbarland Kongo aus.

Vom Geheimnis, das sich in den Tiefen des Sees verbirgt, lässt sich hier oben allerdings nichts erahnen. Das Geheimnis ist unsichtbar. Doch wenn es einmal an die Oberfläche kommen sollte, dann wohl mit einem ordentlichen Knall.

Es ist ein Gas - genauer gesagt ein Gasgemisch aus Kohlenstoffdioxid, abgekürzt mit CO2, und Methan. CO2 entsteht im Kiwusee durch Bakterien, die an den Seegrund gesunkene Reste von Tieren und Pflanzen fressen. Das Methan hingegen kommt aus dem Erdinneren und wird über unterirdische Tunnel in den See geleitet.

Das Gas im Kiwusee kann nicht unmittelbar an die Oberfläche steigen. Das liegt daran, dass der See so besonders tief ist. In den Tiefen des Sees herrscht ein sehr hoher Druck und das Gas ist in den Wassermassen gelöst und somit eingesperrt.

Riesige Flutwelle durch Explosion möglich

Gefährlich kann es werden, wenn dieses Gleichgewicht gestört wird. Etwa durch einen Vulkanausbruch oder ein Erdbeben. Dann können die mit dem Gas gefüllten Wasserschichten nach oben geschoben werden. Plötzlich wäre viel weniger Druck auf den Gasen und sie würden mit einer enormen Geschwindigkeit an die Oberfläche strömen.

Im Kiwusee könnte durch die Explosion eine riesige Flutwelle entstehen. Ausserdem wäre für eine Weile nur Gas aus dem See zum Atmen da und den Menschen würde der Sauerstoff fehlen.

Beides wäre gefährlich. Deshalb haben Experten begonnen, die Gase aus dem See vorsichtig abzuleiten. Das ist schwierig, aber es soll das Leben der Menschen am See sicherer machen. Ausserdem gibt es noch einen weiteren Vorteil: Aus Methan lässt sich Strom erzeugen. Den kann Ruanda gut gebrauchen. Denn nicht alle Menschen in dem Land haben immer Strom.

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