Tourismus Ägypten setzt in Corona-Tief auf archäologische Schätze

AP/toko

1.6.2021 - 00:00

Im Nationalmuseum der Ägyptischen Zivilisation, dem neuen Ausstellungsort im Süden Kairos der, präsentiert Ägypten die 22 königlichen Mumien.
Im Nationalmuseum der Ägyptischen Zivilisation, dem neuen Ausstellungsort im Süden Kairos der, präsentiert Ägypten die 22 königlichen Mumien.
AP Photo/Nariman El-Mofty/Keystone

Mit einem Sensationsfund nach dem anderen hat Ägypten zuletzt aufgewartet. Für die Zeit nach Corona sollen die Schätze dafür sorgen, dass die leidende Tourismusindustrie wieder rund läuft.

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Eine Schubkarre Sand nach der anderen schaffen die Arbeiter weg, während einige Archäologen am Rande zuschauen und mitfiebern. Die Grabung am Fusse der Djoser-Pyramide südlich von Kairo ist eine von vielen, die derzeit in Ägypten vorangetrieben werden. Eine Hoffnung, die das mit archäologischen Schätzen gesegnete Land daran knüpft: den Tourismus nach den heftigen Corona-Einschnitten des letzten Jahres endlich wieder anzukurbeln.

Die neuen Entdeckungen und Funde könnten Ägypten wieder einen Zulauf an Urlaubern bescheren, ist die Überzeugung der Behörden. Die Besucher mit dem locker in der Tasche sitzenden Urlaubsgeld werden dringend benötigt, ist doch die Tourismusindustrie eine Säule der ägyptischen Wirtschaft.

Nur fünf Millionen Impfdosen

Wie überall hat die Corona-Pandemie diese Einkommensquelle nahezu versiegen lassen. Und vom Virus ist Ägypten schwer getroffen, beim deutschen Auswärtigen Amt steht es auf der Liste der Gebiete mit besonders hohem Infektionsrisiko. Für seine rund 100 Millionen Einwohner hat das Land nach Angaben des Gesundheitsministeriums bisher erst etwa fünf Millionen Impfdosen erhalten.



Derzeit werden täglich mehr als 1000 Neuinfektionen gemeldet, die Gesamtzahl der Toten wird mit bislang rund 15'000 angegeben. Es wird jedoch angenommen, dass die wirklichen Zahlen weit höher sind als die erfassten Fälle. Immer wieder wurde auch bekannt, dass Ärzte festgenommen und Kritiker ruhiggestellt wurden, die den Umgang der Regierung mit der Corona-Krise infrage stellten.

Die PR-Maschinerie für den Tourismus läuft indes weiter. Die Funde in den zurückliegenden Monaten liefern das Futter dafür. «Sakkara ist ein Schatz», sagte Tourismusminister Chaled el-Anani schon im November, als aus der Totenstadt um die Djoser-Pyramide der Fund von mindestens 100 Sarkophagen und 40 vergoldeten Statuen gemeldet wurde. Erst einen Monat zuvor waren Dutzende weitere Sarkophage dort entdeckt worden.

El-Anani geht davon aus, dass das bei weitem noch nicht alles ist. Er schätzt, dass bislang erst etwa ein Prozent der Schätze freigelegt wurde.

Archäologen entdecken 3000 Jahre alte Stadt

Im April dann verkündete der bekannteste Archäologe des Landes, Sahi Hauass, die Entdeckung einer 3000 Jahre alten Stadt bei Ausgrabungen in Luxor. Die Siedlung stamme aus der Zeit von König Amenophis III., dessen Herrschaft von 1390 bis 1353 vor Christus als goldenes Zeitalter des alten Ägyptens gilt.



Publikumswirksam – in einer feierlichen Parade fürs Fernsehen – präsentierte Ägypten ferner im April die Verlegung von 22 königlichen Mumien aus der Innenstadt Kairos in ihren neuen Ausstellungsort im Süden der Stadt, ins Nationalmuseum der Ägyptischen Zivilisation (NMEC).

Archäologische Museen gibt es inzwischen auch im Urlaubsort Scharm-el-Scheich am Roten Meer und selbst am internationalen Flughafen der Hauptstadt Kairo. Geplant ist ausserdem ein Mega-Museum an den Pyramiden von Gizeh – seine Bauzeit verzögert sich, aber spätestens zum Januar soll es öffnen. Als zusätzliches Angebot für Touristen hat Ägypten die Eintrittsgebühren für die archäologischen Stätten gesenkt, ebenso wie die Kosten für Touristenvisa.

Traumziel Ägypten

Im Jahr vor Corona strömten rund 13,1 Millionen Urlauber nach Ägypten. Sie brachten umgerechnet gut zehn Milliarden Dollar ins Land. 2020 machte das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung und es waren laut Tourismusminister El-Anani nur noch 3,5 Millionen ausländische Gäste. 2021 habe das Geschäft jedoch wieder angezogen, sagte der Minister kürzlich im AP-Interview. Zahlen nannte er allerdings nicht, zeigte sich aber optimistisch für dieses Jahr und die Zeit nach den Corona-Einschränkungen.



«Ägypten ist das perfekte Reiseziel für nach Corona», betonte er. Und schliesslich biete das Land im Grunde auch «einen Open-Air-Tourismus».

Nach mehreren Monaten geschlossener Grenzen zu Beginn der Pandemie dürfen Urlauber schon länger wieder ins Land. Zunächst öffnete Ägypten die Badeorte am Roten Meer und inzwischen auch wieder Kairo und das Nil-Tal mit den berühmten Ausgrabungsorten. Voraussetzung ist ein negativer Corona-Test.

Er könne beobachten, dass die Zahl der Urlauber wieder wachse, sagt der Gästeführer Mahmud el-Rais, als er eine Gruppe Europäer durch das neue Nationalmuseum der Ägyptischen Zivilisation führt. Doch die Wiederbelebung geschehe nicht über Nacht, das ist ihm klar. «Die Rückkehr zu Vor-Corona wird einige Zeit dauern.»