Notfall auf 10'000 Metern Höhe Albtraum in der Luft: Passagier filmt Horrorflug

dpa

18.4.2018

Mitten im Flug führt ein Schaden am Triebwerk dazu, dass ein Flugzeugfenster zerspringt. Andere Passagiere eilen der halb im Freien hängenden Frau zu Hilfe, doch sie stirbt später.

Materialermüdung hat nach ersten Erkenntnis zu einem dramatischen Zwischenfall an Bord eines Flugzeugs über dem Osten der USA geführt, der eine Frau das Leben gekostet hat. Die Frau wurde in fast 10 000 Metern Höhe durch ein geborstenes Fenster halb ins Freie gerissen, bevor andere Passagiere sie wieder in die Kabine ziehen konnten. Sie starb später. Sieben weitere Menschen wurden bei dem Vorfall am Dienstag (Ortszeit) leicht verletzt.

Das Fenster war von Trümmerteilen eines explodierten Triebwerks getroffen worden und geborsten. Die zweimotorige Boeing 737 der Fluggesellschaft Southwest mit 149 Menschen an Bord befand sich auf dem Weg von New York nach Dallas. Die Piloten leiteten einen schnellen Sinkflug und eine Notlandung in Philadelphia ein. Die Sauerstoffmasken wurden ausgelöst, Passagiere beteten und warteten auf den Aufprall.

Die getötete Frau wurde als eine Bankmanagerin und Mutter von zwei Kindern aus New Mexico identifiziert. Passagiere lobten eine der Pilotinnen für ihre Nervenstärke. Tammie Jo Shults, eine frühere Marinepilotin, ging nach der von ihr durchgeführten Landung durch den Gang der Kabine und sprach mit den Passagieren. «Sie hat Nerven wie Drahtseile», sagte der Fluggast Alfred Tumlinson aus Texas. «Sie war grossartig.»

Als die Passagierin in der Luft halb nach draussen gesogen wurde, sei ein Mann im Cowboyhut einige Reihen nach vorn gestürmt, um sie wieder nach innen zu ziehen, berichtete Tumlinson. «Er schaffte es nicht alleine, deshalb ist in anderer Herr dazugekommen, und sie kriegten sie.» Passagiere versuchten fieberhaft, das Loch irgendwie abzudichten, während die verletzte Frau Erste Hilfe erhielt. Nach der sicheren Landung seien alle in Applaus ausgebrochen, sagte die Passagierin Amanda Bourman aus New York.

Zerstörte Turbine des Flugzeugs der Fluggsellschaft Southwest Airlines in Philadelphia. Nach ersten Erkenntnissen könnte Materialermüdung an einem Ventilatorenblatt zu dem Unfall beigetragen haben. 
Zerstörte Turbine des Flugzeugs der Fluggsellschaft Southwest Airlines in Philadelphia. Nach ersten Erkenntnissen könnte Materialermüdung an einem Ventilatorenblatt zu dem Unfall beigetragen haben. 
Bild: Amanda Bourman/AP

Während des Vorfalls ging der Fluggast Marty Martinez im sozialen Netzwerk Facebook in die Live-Video-Funktion. Mit Sauerstoffmaske über dem Mund rief er, mit dem Flugzeug sei etwas nicht in Ordnung. Nach der Landung veröffentlichte er ein Foto des beschädigten Fensters.

Die Nationale Verkehrssicherheitsbehörde entsandte ein Ermittlerteam nach Philadelphia. Der NTSB-Vorsitzende Robert Sumwalt erklärte auf einer Pressekonferenz am Abend, eines der Rotorenblätter des Triebwerks habe sich abgelöst und fehle. Es gebe Hinweise auf Materialermüdung. Die weiteren Ermittlungen dauerten an, sagte er.

Auf Fotos des auf der Landebahn stehenden Flugzeugs war unter anderem zu sehen, dass ein Teil des linken Triebwerks fehlte. Ein Teil der Triebwerksabdeckung wurde laut Sumwalt später etwa 110 Kilometer westlich von Philadelphia gefunden. Southwest erklärte, zur Sicherheit würden alle vergleichbaren Triebwerke der Flotte innerhalb der nächsten 30 Tage überprüft.

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