Tiere Ausgeschaltetes Licht hilft Fledermäusen bei der Jagd

zd, sda

28.5.2021 - 19:44

Das Grosse Mausohr ist die grösste Fledermausart der Schweiz. (Archivbild)
Das Grosse Mausohr ist die grösste Fledermausart der Schweiz. (Archivbild)
Keystone

Lichterlöschen für Federmäuse: Das Walliser Dorf Fully will seine Kolonie von Grossen und Kleinen Mausohren besser schützen. Im Sommer bleiben mehrere Strassenlampen zwischen der Kirche, dem Schlafplatz der geflügelten Säugetiere, und dem Jagdgebiet ausschaltet.

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Fully hatte bereits in der Vergangenheit auf Anregung des Fledermaus-Netzwerks Wallis mehrere Massnahmen zum Schutz dieser landesweit bedeutenden Kolonie ergriffen. Mit den neuen Dunkelkorridoren beteilige sich die Gemeinde aktiv an der Erhaltung und Reproduktion der in der Schweiz bedrohten Fledermausarten», sagt Olivier Studer, Leiter der industriellen Dienste von Fully, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Diese Fledermausroute wird zwischen dem 7. Juni und Ende Oktober getestet. Nach Abschluss des Tests will die Gemeinde prüfen, ob die Aktion jedes Jahr während der Sommermonate durchgeführt werden soll. Dazu will sie auch untersuchen, wie die Massnahmen in der Bevölkerung ankommen.

«Die Fledermauskolonie ist in der Bevölkerung sehr bekannt und sogar beliebt», sagt Studer. Er glaubt, dass die Massnahme eher positiv aufgenommen werden wird, auch wenn es einige negative Rückmeldungen geben könne. Auch will die Gemeinde prüfen, wie sie Leuchtkraft der betroffenen Strassenlaternen künftig genau regulieren kann, was derzeit nicht möglich ist.

Spezialisierte Insektenjäger

In der Schweiz müssen Gemeinden, die Kolonien von Fledermäusen von nationaler Bedeutung beherbergen, deren Lebensraum schützen, indem sie zum Beispiel übermässige Beleuchtung vermeiden, sagt die Biologin Anouk Athanasiades,

«Es gibt zwar einige Fledermausarten, die künstliche Lichtquellen nutzen, um Insekten zu jagen. Das Grosse und das Kleine Mausohr hingegen meiden Beleuchtung», erklärt Athanasiades. Beide jagen hauptsächlich bodenbewohnende Insekten, erstere Käfer, letztere Heuschrecken. Jede Fledermausart habe ihre bevorzugte Beute. Dies mache sie zu einem «perfekten Insektenregulator».

Trotz der Bezeichnung, bei der man an einen Grössenunterschied zwischen dem Grossen und Kleinen Mausohr denkt, sind sich die beiden Arten ähnlich. Mit einer Flügelspannweite von rund 40 Zentimetern sind sie die grösste Fledermäuse der Schweiz.

Im Wallis sind nur drei Kolonien bekannt, darunter diejenige in der Kirche von Fully, die etwa 30 Individuen beherbergt. Die Weibchen versammeln sich im Frühjahr, um zu gebären und ihre Jungen während des Sommers aufzuziehen. In der Zwischenzeit treiben sich die einzelgängerischen Männchen anderswo rum.

Blick in die Wohnstube

In den Jahren 2016 und 2017 wurden in Fully mehrere Schritte unternommen, um das Eindringen von Mardern und das Eindringen von Wasser in den Dachboden der Kirche zu verhindern. Ausserdem wurde eine neue abnehmbare Tür installiert, um den nachtaktiven Fliegern den Zugang zu erleichtern.

2019 ist auf dem Dachboden der Kirche in Fully eine Kamera installiert worden. Damit können Interessierte die Fledermäuse live beobachten.

In der Schweiz sind bislang 30 Fledermausarten nachgewiesen worden. In den letzten Jahrzehnten haben in Mitteleuropa einige Arten enorme Bestandeseinbussen erlitten: Quartierverlust, direkte oder indirekte Verfolgung, Pestizide und die Fragmentierung und Zerstörung von Jagdhabitaten sind Hauptgründe für den Rückgang. Als eines der weltweit ersten Länder setzte die Schweiz 1966 die Fledermäuse unter Schutz.

https://www.fullytourisme.ch/fr/Terroir-et-Nature/Les-chauves-souris/