Mitten in der WohnungskriseAustralischer Premier empört mit Kauf von Millionenanwesen
sda/tgab
16.10.2024 - 20:29
Mitten in einer Wohnungskrise in Down Under gönnt sich der Premier für mehrere Millionen Dollar ein Haus am Meer. Für die Opposition ist das ein Unding. Er selbst sieht darin kein Problem.
DPA, sda/tgab
16.10.2024, 20:29
dpa
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Schlechtes Timing und wenig Mitgefühl für die Nöte der Bevölkerung beweist der australische Premier Anthony Albanese.
Inmitten einer landesweiten Wohnungsnot erwirbt er ein Luxusanwesen am Meer in einem Vorort von Sydney.
Im kommenden Mai steht eine Parlamentswahl an, die Labor Party von Albanese strebt eine zweite dreijährige Amtszeit an.
Die Opposition freut sich über die Möglichkeit zur Kritik.
Der australische Premierminister Anthony Albanese hat inmitten einer landesweiten Wohnungsnot ein Anwesen am Meer im Millionenwert erworben und sich damit harsche Kritik eingehandelt.
Albanese zeige mit dem Hauskauf, dass er «realitätsfremd» sei, sagte die Abgeordnete Sussan Ley von der oppositionellen konservativen Liberal Party. Ihre Kollegin Angie Bell bezeichnete das Timing des Premiers als fragwürdig. Hinter vorgehaltener Hand sollen auch Mitglieder der regierenden Labor-Partei Bedenken geäussert haben.
Albanese wischte am Mittwoch Kritik am Kauf seines neuen Hauses beiseite, das 4,3 Millionen australische Dollar (rund 2,4 Millionen Franken) kostete und in malerischer Kulisse an einem Hang im nördlich von Sydney gelegenen Vorort Copacabana am Pazifik liegt. «Wir wollen damit weitermachen, Australiern zu helfen, ob mit sozialem Wohnungsbau, mit Mietwohnungen oder beim Kauf ihrer eigenen Häuser», erklärte er.
Image als Mann aus einfachen Verhältnissen beschädigt
Viele Australier haben Mühe, in Zeiten erhöhter Zinsen, steigender Preise und begrenzten Angebots auf dem Immobilienmarkt bezahlbaren Wohnraum zu finden. In Copacabana und etlichen anderen Vororten mit Stränden in Sydney müssen Interessierte für Häuser am Meer mehrere Millionen australische Dollar auf den Tisch legen. Den Zuschlag bekommen oft wohlhabende Käufer, die bereits Häuser in der Stadt haben oder es in den Vororten ruhiger angehen lassen möchten.
Im kommenden Mai steht eine Parlamentswahl in Down Under an, die Labor Party von Albanese strebt eine zweite dreijährige Amtszeit an. Im Wahlkampf dürfte die Wohnungsknappheit ganz oben auf der Agenda stehen, weswegen der Hauskauf des Premiers für ihn politisch riskant sei, erklärte Zareh Ghazarian, Politologe an der Monash University in Melbourne.
Damit schade Albanese zudem seinem Image als Mann aus einfachen Verhältnissen. Der Premier verweist gerne darauf, dass er einst in einer Sozialwohnung bei einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen sei und daher um die finanziellen Nöte von Familien mit niedrigen Einkommen wisse.