Ranghöchster Geistlicher Australischer Erzbischof in Missbrauchsskandal für schuldig befunden

AP

22.5.2018

Erzbischof Philip Wilson auf dem Weg zum Gericht.
Erzbischof Philip Wilson auf dem Weg zum Gericht.
dpa

Die australische Justiz hat weiter mit Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu tun. Während in Melbourne Kardinal Pell vor Gericht steht, ist nördlich von Sydney nun ein Erzbischof verurteilt worden.

Ein australischer Erzbischof ist der Vertuschung von Kindesmissbrauch in der Kirche für schuldig befunden worden. Damit ist Philip Wilson der weltweit ranghöchste Geistliche, dem wegen dieses Vorwurfs der Prozess gemacht wurde. Der Schuldspruch gegen den Erzbischof von Adelaide erging am Dienstag vor Gericht in der nördlich von Sydney gelegenen Stadt Newcastle. Der 67-Jährige hatte auf nicht schuldig plädiert. Ihm drohen nun zwei Jahre Haft.

Die Vorwürfe reichen in die 1970er Jahre zurück. Damals sollen zwei frühere Messdiener Wilson gegenüber offenbart haben, von einem Priester missbraucht worden zu sein. Der Erzbischof, bei dem Alzheimer im frühen Stadium diagnostiziert worden ist, sagte, er habe zwar einen der Jungen durch seine Tätigkeit als Vikar im Hunter Valley bei Sydney gekannt. Unter Eid beteuerte er zugleich, die Jungen hätten ihm niemals von dem Missbrauch erzählt.

Der Geistliche James Fletcher war 2004 des sexuellen Kindesmissbrauchs schuldig gesprochen und zu fast acht Jahren Haft verurteilt worden. Zwei Jahre später starb er hinter Gittern.

Ein Opfer warf dem Erzbischof vor, bei der Beschreibung des Missbrauchs durch Fletcher in die Details gegangen zu sein und darauf vertraut zu haben, er werde etwas gegen den pädophilen Geistlichen unternehmen. Wilson habe aber nichts getan. Der andere Ex-Messdiener erklärte, Wilson 1976 im Beichtstuhl von Flechters Vergehen berichtet zu haben. Der habe ihn denn wiederum der Lüge beschuldigt und gesagt, Fletcher sei ein «guter Kerl» und ihn aufgefordert, zehn Ave Maria als Busse zu beten.

Mit Blick auf die mutmasslich beschriebenen Details des Missbrauchs versicherte Wilson, davon nichts gewusst zu haben. «Ich denke nicht, dass ich das vergessen hätte.» Hätte man ihm von den Vergehen berichtet, wäre seine erste Priorität das Wohlbefinden des Opfers gewesen. Zudem hätte er die Vorwürfe an seine Vorgesetzten gemeldet. Wilson wies darüber hinaus die Anschuldigung zurück, jemandem bei der Beichte je der Lüge bezichtigt zu haben.

Auf seine Erkrankung angesprochen, erklärte der Erzbischof, Medikamente gegen Alzheimer hätten dabei geholfen, sein Gedächtnis zu verbessern, es sei aber nicht perfekt.

Unabhängig von dem Richterspruch in Newcastle läuft derzeit ein Verfahren gegen Kardinal George Pell, einem der höchsten Würdenträger in der katholischen Kirche. Dem 76-Jährigen wird in Melbourne vorgeworfen, sich vor Jahrzehnten an mehreren Opfern vergangen zu haben. Er bestreitet das und plädierte auf nicht schuldig. Vor den Anschuldigungen war der Australier die Nummer drei im Vatikan; Papst Franziskus' oberster Finanzberater.

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