Banken Banken trotz kurzfristiger Kreditausfälle langfristig optimistisch

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7.1.2021 - 12:51

Über 80 Prozent der Banken rechnen damit, dass sich ihre operativen Geschäfte im Zeitraum von mehr als drei Jahren positiv entwickeln. Im Bild: Bankschalter einer Schweizer Raiffeisenfiliale. (Symbolbild)
Über 80 Prozent der Banken rechnen damit, dass sich ihre operativen Geschäfte im Zeitraum von mehr als drei Jahren positiv entwickeln. Im Bild: Bankschalter einer Schweizer Raiffeisenfiliale. (Symbolbild)
Keystone

Die Schweizer Banken zeigen sich trotz Coronakrise recht optimistisch. Kurzfristig erwarten allerdings vor allem Regionalbanken vermehrt Kreditausfälle, weil manche KMU ihre Kredite nicht zurückzahlen können.

Auf lange Sicht sind die Banken sogar noch positiver gestimmt als vor einem Jahr. So rechnen 84 Prozent der Banken damit, dass sich ihre operativen Geschäfte im Zeitraum von mehr als drei Jahren positiv entwickelt, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Bankenbarometer des Beratungsunternehmens EY hervorgeht. Und auch mittelfristig, also für die nächsten ein bis drei Jahre, gaben fast drei Viertel der befragten Banken an, sie seien zuversichtlich gestimmt. Für das aktuelle Jahr sind 57 Prozent der befragten Banken von einer guten Entwicklung ihres Geschäfts überzeugt.

Dabei sind die Erwartungen der Banken je nach Tätigkeitssektor sehr unterschiedlich. Privat- und Auslandsbanken sind über alle Zeithorizonte hinweg deutlich positiver eingestellt als die Kantonal- und Regionalbanken. Dies, weil sie nicht wie die Regionalbanken im Kreditgeschäft tätig sind, ihnen die Negativzinsen dadurch kaum etwas anhaben und sie zudem von der Volatilität an den Märkten profitieren.

Kreditausfälle bei Regionalbanken erwartet

Regionalbanken sehen ihre Entwicklung für das aktuelle Jahr am wenigsten rosig. «Zwei Drittel der Regionalbanken erwarten ein schwieriges 2021, weil sie weniger stark im Handelsgeschäft tätig sind und oftmals KMU finanzieren», sagte Patrick Schwaller von EY bei der Präsentation der Ergebnisse des Bankenbarometers. Und weil manche KMU die Krise nicht überleben dürften, rechnen die Banken damit, dass sie wegen Kreditausfällen kurzfristig Wertberichtigungen vornehmen müssen.

«Diese Ausfälle können aber absorbiert werden, unter den Banken herrscht keine Panik», sagte Schwaller. Denn die Banken seien aus einer starken Position in die Krise gegangen. Zudem hätten sich die Kreditausfälle in den letzten Jahren auf einem sehr tiefen Niveau bewegt, wodurch ein Anstieg dramatischer wirkt, als er ist. «Und langfristig rechnet nur die Hälfte der Banken mit steigenden Kreditverlusten, das sind sogar weniger als im Vorjahr», ergänzte Timo D'Ambrosio von EY.

Künftig dürften Banken laut der Umfrage allerdings etwas vorsichtiger werden bei der Vergabe von Krediten. So gaben fast zwei Drittel an, sie würden eine restriktivere Kreditvergabepolitik verfolgen. Laut D'Ambrosio überrascht diese Einschätzung im Hinblick auf die schnelle Umsetzung des Kreditvergabeprogramms und die regulatorischen Erleichterungen aufgrund der Coronapandemie nicht. «Aber es droht keine Kreditklemme für die KMU», sagte er. Denn die jetzt bestehende Kreditlimite würde nur zu etwa 71 Prozent ausgeschöpft.

Negativzinsen bei Sparern immer wahrscheinlicher

Die Coronapandemie hat den Druck auf die Banken, Negativzinsen auf die Sparer abzuwälzen, noch weiter verschärft, wie Schwaller sagte. Der grösste Teil der befragten Banken geht davon aus, dass die Zinsen auch in zehn Jahren noch negativ sein werden. Und inzwischen lehnen es nur noch 11 Prozent kategorisch ab, Negativzinsen an Privatkunden weiterzugeben. Vergangenes Jahr waren es mit 21 Prozent noch weitaus mehr.

«Das heisst aber nicht, dass Kleinsparer jetzt Negativzinsen zahlen müssen», sagte Schwaller. Vielmehr würden die Banken die Fälle individuell anschauen. Aus Gesprächen mit Banken gehe zudem hervor, dass sie eher versuchten, mit ihren Kunden andere Deals auszuhandeln, beispielsweise in dem die Kunden ein anderes Produkt wählen könnten.

Das EY Bankenbarometer basiert auf der Befragung von 100 Geschäftsleitungs-Mitgliedern von Schweizer Banken. Dabei handelt es sich um Privatbanken, Auslandsbanken, Regionalbanken und Kantonalbanken, zudem wurden auch die Schweizer Einheiten der Grossbanken UBS und CS befragt.

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