Österreich Burgtheater: Tobias Moretti leidet in Sartres Isolations-Hölle

SDA

20.2.2022 - 06:22

HANDOUT - Regina Fritsch (l-r), Tobias Moretti und Dörte Lyssewski in der Neuinzenierung von Sartres «Geschlossene Gesellschaft» am Wiener Burgtheater. Foto: Matthias Horn/-/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über das Burgtheater und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
HANDOUT - Regina Fritsch (l-r), Tobias Moretti und Dörte Lyssewski in der Neuinzenierung von Sartres «Geschlossene Gesellschaft» am Wiener Burgtheater. Foto: Matthias Horn/-/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über das Burgtheater und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
Keystone

Pandemie und Lockdowns haben Burgtheater-Direktor Martin Kusej zu einer beklemmenden Inszenierung von Jean-Paul Sartres «Geschlossene Gesellschaft» inspiriert.

Die Publikumslieblinge Tobias Moretti, Regina Fritsch und Dörte Lyssewski ernteten am Samstag in Wien langen Applaus für ihre schonungslose Darstellung von drei Verstorbenen, die zur Bestrafung in der Hölle für ewig zusammen eingeschlossen sind.

Regisseur Kusej und Bühnenbildner Martin Zehetgruber bauten die Bühnenöffnung mit einer grauen Ziegelmauer zu und verlegten das Spiel an die Rampe und in den Zuschauerraum. «Dass man nicht mehr auf die Bühne gehen kann, dass man keine Kunst mehr machen konnte, dass man seinen Arbeitsplatz nicht mehr so vorfinden konnte, wie man es gewohnt war: Das war eigentlich der erste grosse Antrieb für diese Inszenierung», sagte Kusej vor der Premiere dem Radiosender Ö1.

Das Stück entstand vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges. Doch die Themen Isolation, Hilflosigkeit und Misstrauen sind für das heutige pandemie-erprobte Publikum aktueller denn je. Auch die Angst vor dem Vergessenwerden und die Gier nach Aufmerksamkeit sind wichtige Motive im perfekten Ensemblespiel zwischen Moretti als feigem Frauenquäler, Fritsch als Kindsmörderin aus der Oberschicht und Lyssewski als manipulativer Beziehungs-Spalterin. Christoph Luser gibt dazu einen zynisch-glatten Höllenwärter.

Kusej setzt besonders zu Beginn des Abends auf langsames Tempo und Sprechpausen. Im durchgehend hell erleuchteten Saal machte sich das bemerkbar: Einige Zuschauer nickten ein, bevor die Inszenierung dann doch noch deutlich an Fahrt und Spannung aufnahm.