Gutachter beauftragt «Carlos» droht die Verwahrung – Verfahren eingeleitet

gusi

20.12.2018

«Carlos» wurde 2017 wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Während diesem Prozess entstand diese Zeichnung aus dem Gericht.
«Carlos» wurde 2017 wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Während diesem Prozess entstand diese Zeichnung aus dem Gericht.
Keystone

Unter dem Pseudonym «Carlos» sorgt der mittlerweile 23-jährige Straftäter seit Jahren für Aufsehen. Wiederholt geriet die Zürcher Justiz bezüglich seiner Unterbringung an ihre Grenzen. Jetzt droht dem jungen Mann die Verwahrung. 

Er war gerade 15 Jahre alt, als er einem Kontrahenten ein Messer in den Rücken stiess. Seither begeht «Carlos» immer wieder Straftaten: Er prügelt, er verletzt, er setzt seine Zelle unter Wasser.

Jetzt will die Zürcher Staatsanwaltschaft härtere Mittel ergreifen. Sie lässt die Frage einer Verwahrung nach Artikel 64 des Strafgesetzbuchs durch einen Gutachter prüfen, wie die NZZ schreibt. Dabei handelt es sich um die sogenannte kleine Verwahrung, eine stationäre therapeutische Massnahme aufgrund einer schweren psychischen Störung.

Die Zürcher Staatsanwaltschaft prüft jetzt, ob der 23-Jährige verwahrte werden soll.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft prüft jetzt, ob der 23-Jährige verwahrte werden soll.
Keystone

Auslöser für das Einleiten des Verfahrens ist eine Schlägerei in der Strafanstalt Pöschwies von Ende Juni 2017. An diesem Tag will die Gefängnisleitung «Carlos» in die Sicherheitsabteilung verlegen. Dort ist der Gefangene 23 Stunden alleine in seiner Zelle. Der Grund: Andere Insassen hätten einen Angriff auf den Jugendlichen geplant. Für «Carlos» ist die Ankündigung zu viel. Er rastet aus und es kommt zum Gerangel mit mehreren Beteiligten. Am Ende muss ein Aufseher ins Spital, zudem ist die Gefängniszelle von «Carlos» komplett zerstört.

Seit Jahren mit dem Gesetz in Konflikt

Der Sohn einer Kamerunerin aus Paris und eines Zürchers verbrachte sein halbes Leben in Heimen und im Gefängnis. Erstmals geriet er mit elf Jahren mit dem Gesetz in Konflikt. Der Öffentlichkeit bekannt wurde «Carlos» durch eine SRF-Reportage. Darin kam ans Licht, wie hoch die Betreuungskosten für den Jugendlichen sind: Satte 29'000 Franken im Monat. Die Politik und die Justiz sind immer wieder überfordert. Auch das Bundesgericht wird angerufen und weist die Zürcher Behörden wegen Überreaktion in die Schranken.

Über seinen Anwalt sagte «Carlos» gegenüber der NZZ: «Eine Verwahrung wäre schlimmer als die Todesstrafe. Sie würden mich damit lebendig begraben und das mit 23 Jahren. Ich habe niemanden umgebracht. (...) Klar bin ich kein Engel, aber die machen mich zu einem Monster. Die Wahrheit aber liegt wohl irgendwo dazwischen.»

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