Buntes Sportspektakel Cholitas gesucht – Wrestlerinnen in Bolivien brauchen Nachwuchs

AP

27.2.2019

Bunte Röcke, Make Up, Parfüm – Boliviens Wrestlerinnen sind ungewöhnlich. Eine neue Generation soll den Sport in Südamerika vor dem Aussterben retten.

Eines der buntesten Sportspektakel der Welt erwartet eine neue Generation von Athletinnen: Die Kämpfe der Cholitas in Bolivien. Das sind indigene Aymara-Frauen, die in traditionellen Röcken, mit Melonenhüten und in Lederschuhen in den Wrestlingring steigen.

Der Sport – auch als Catchascan bekannt – hat Touristen und Fotografen seit Jahren angezogen, und macht indigene Frauen stolz. Aber die Zahl der Kämpferinnen ist immer kleiner geworden: Nun gibt es nur noch sieben von ihnen. Eine der bekanntesten nennt sich Reyna Torrez. Sie heisst eigentlich Leydi Huanca, und hat Zuschauer zwölf Jahre lang unterhalten. Ihre Bewegungen sind von mexikanischen Wrestlern wie Rey Mysterio inspiriert.

«Nelly kleine Blume» braucht Mumm

«Die Mädchen, die diesen Sport machen wollen, brauchen Mumm und Willen, denn er erfordert eine Menge Disziplin», sagt Torrez. Jetzt trainiert die 29-Jährige neue Kämpferinnen zwischen 16 und 19 Jahren. Sie hofft, den Sport so am Leben zu halten. «Ich liebe diese Sprünge von Reyna, es ist ein Traum, dass sie uns unterrichtet», sagt die 17-jährige Nieves Laura Tarqui, die als Nelly Pankarita kämpft, «Nelly kleine Blume» auf Aymara.

Pankarita und die anderen Schülerinnen werden erst in einem Jahr ihr professionelles Debüt geben, treten in Trainingskämpfen aber schon gegen etablierte Athletinnen an. «Es ist schwierig zu wrestlen», sagt die 19-jährige Noelia Gonzalez, auch bekannt als Natalia Pepita. «Man muss sehr mutig und stark sein und trainieren, um einen gutem Kampf abzuliefern. Wir fallen und wir tun uns weh, aber das macht nichts, denn das Publikum hat Spass.»

Bevor ein Kampf beginnt, tragen die Kämpferinnen Make Up und Parfüm auf, und betreten den Ring dann zu volkstümlicher Musik. Diesmal tritt Pepita gegen ihre Lehrerin an. Und natürlich fängt das nicht gut an.

Cholitas als Touristenattraktion

Während die Zuschauer «Pepita! Pepita!» rufen, steckt die junge Wrestlerin zwischen den Seilen fest und Torrez würgt sie mit ihren eigenen Zöpfen. Dann wendet sich das Blatt. Pepita entwischt, führt ein Rennen um den Ring an, und nutzt dann einen Tritt in der Luft, den Torrez ihr gezeigt hat, um sie auszuknocken. Innerhalb von Minuten wird Torrez am Boden festgedrückt, und das Publikum applaudiert Pepita, die stolz an ihren Zöpfen zieht.

Etwa 50 junge Frauen werden an drei Schulen trainiert, um den Sport fortzuführen. Einige besuchen eine Institution namens Unabhängige Kämpfer von Enormem Risiko. «Die Zeit vergeht, man muss Platz machen für eine neue Generation», sagt Benjamin Simonini, Direktor der Schule in El Alto. Die Stadt am Rande von La Paz hat in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt, kämpfende Cholitas wurden eine grosse Touristenattraktion.

Tatiana Monasterios vom Tourismusamt der Stadt sagt, durch die Shows behaupteten sich auch die Aymara-Frauen. Sie zeigen sich als unternehmerisch, und «dass auch sie einen risikoreichen Sport machen können».

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