Gegen Schweinepest Warum Dänemark den Bau eines Grenzzauns plant

gusi

3.10.2018

Dänemark will mit einem Zaun die Übergänge von Deutschland her sichern. Doch den Dänen geht es nicht um illegale Migranten – sie wollen deutsche Wildschweine fernhalten.

Sie rückt unaufhaltsam voran. Seit Monaten bringt die Afrikanische Schweinepest die Schweinezüchter in ganz Europa in Bedrängnis. 5200 Krankheitsausbrüche bei Haus- und Wildschweinen sind in diesem Jahr auf EU-Gebiet registriert worden. Die neuesten Meldungen kommen aus Belgien.

Die Gesundheitsbehörden in ganz Europa schlagen deshalb Alarm und geben entsprechende Massnahmen vor. So liess Deutschland in der aktuellen Jagdsaison deutlich mehr Tiere erlegen, nämlich insgesamt 820'000 Stück – das ist ein Plus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Für das dänische Parlament sind die deutschen Bemühungen jedoch nicht ausreichend. Darum soll jetzt ein Zaun her, der die deutschen Wildschweine fernhält. Gebaut wird das umstrittene Bauwerk ab Frühjahr 2019. Es soll 70 Kilometer lang und 1,5 Meter hoch sein. Kostenpunkt: Rund 12 Millionen Franken. 

Ansteckung über infizierte Speiseabfälle

In den afrikanischen Herkunftsländern der Schweinepest wird der Virus über Zecken auf Schweine übertragen. In Mitteleuropa hingegen stecken sich die Tiere gegenseitig, also durch die Aufnahme infizierter Speiseabfälle oder in kontaminierten Ställen oder Transportern an. Eine Impfung gegen die Schweinepest gibt es nicht. Für Menschen ist der Erreger bisher aber ungefährlich.

Dänemark ist grosser Schweinefleisch-Exporteur

Dass die Dänen so nervös auf die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest reagieren, hat einen guten Grund: Für das Land ist die Schweinezucht extrem wichtig. 2017 führte Dänemark Schweinefleischprodukte für knapp 2,6 Milliarden Franken aus. Sollte der Pest-Erreger auf die inländischen Bestände übergreifen, müsste die Ausfuhr in die EU-Länder gestoppt werden. 

«Die Lage ist ernst», beschreibt der dänische Schweinezüchter Mogens Dall die Lage in der «Bauern Zeitung». Dall mästet jedes Jahr 10'000 Schweine und spricht sich dezidiert für den Grenzzaun aus. «Wenn ein Fall von ASP in Dänemark bekannt wird, werden die Länder ihre Grenzen dicht machten», so Dall. «Wo soll dann das Geld für Spitäler und Schulen herkommen?», fragt er rhetorisch.

Ist der Zaun nur Geldverschwendung?

Tierschützer in Deutschland und in Dänemark kritisieren die Pläne der Regierung scharf. Es wird befürchten, dass der Zaun auch Wölfe, Otter und Goldschakale in ihrem natürlichen Lebensraum stören könnte. Die Tiere könnten dann Strassen und Bahngleise als gefährliche Auswege nutzen. Zudem tauchten inzwischen Videos auf, die schwimmende Wildschweine zeigten, die den Zaun so ohne weiteres umgehen könnten.

Auch gelten unter Wissenschaftlern nicht die Wildschweine als Grund für die schnelle Verbreitung der Krankheit. Nach Meinung der Forscher profitiert das Virus hauptsächlich von Menschen, die Essensreste nicht hinreichend gekochten Fleisches wegwerfen. Das Virus kann hierin mehrere Monate lang aktiv bleiben; findet ein Wildschwein in dieser Zeit die Abfälle, kann es sich anstecken.

Den Vorwurf, dass durch den Zaun die Vorteile der offenen Grenzen für Europäer verloren gehe, weist Schweinezüchter Mogens Dall zurück. «Jeder Mensch kann die Grenze problemlos überqueren», meint er. Und für andere Tiere, etwa Füchse und Rehe, würden ja extra kleine Durchgänge eingebaut. Trotzdem ist sich Mogens Dall ist sich sicher, wird die Diskussionen um den Zaun in Dänemark und darüber hinaus noch länger andauern.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite