Tauchunglück bei der «Jura» Das Wrack der «Jura» im Bodensee fordert wieder ein Opfer

uri

24.4.2018

Die «Jura» ist ein spektakuläres und für Taucher begehrtes Wrack im Bodensee. (Archiv)
Die «Jura» ist ein spektakuläres und für Taucher begehrtes Wrack im Bodensee. (Archiv)
YouTube/www.aquamedia.ch - daniel graf

Bei einem Tauchgang zum legendären Wrack der «Jura» im Bodensee ist ein Schweizer vor Bottighofen TG ums Leben gekommen. Der Mann ist bereits der fünfte Taucher, der seit 2005 bei dem Wrack gestorben ist.

Wie die Kantonspolizei Thurgau mitteilte, tauchte der 56-jährige Schweizer am Sonntagnachmittag alleine zum 154 Jahre alten Wrack des Raddampfers vor Bottighofen. Aus bisher ungeklärten Gründen sei der erfahrene Taucher nicht mehr an die Oberfläche zurückgekehrt. Ein Kollege habe daraufhin kurz nach 15.45 Uhr die Kantonale Notrufzentrale alarmiert.

Taucher der Seepolizei konnten den leblosen Mann kurz vor 18 Uhr in rund 38 Meter Tiefe neben dem Schiffswrack orten und bergen. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen hat eine Untersuchung zur Klärung der genauen Todesursache eingeleitet.

Immer wieder kommt es bei der «Jura» zu Unglücken

Der Schweizer ist bereits der fünfte Taucher, der seit dem Jahr 2005 einen Tauchgang zur «Jura» mit dem Leben bezahlt hat. Im Jahr 2015 starb ein 47-jähriger Deutscher, 2008 ein 34-jähriger Aargauer. Im Jahr 2005 kamen ein 35-jähriger Österreicher und ein 54-jähriger Deutscher kurz nacheinander ums Leben. Alle waren erfahrene Taucher.

Die 1854 von der Maschinen-Fabrik Escher-Wyss in Zürich gebaute «Jura» gilt heute als eines der bekanntesten Süsswasserwracks in Europa. Das Schiff tat seinen Dienst ursprünglich auf dem Neuenburgersee, wurde jedoch 1861 von der Lindauer Dampfschiffahrts-Inspektion erworben.

Die Tauchschule Poseidon in Zürich bietet regelmässig Tauchgänge zum Wrack der «Jura» an. Auf ihrer Seite teilt die Tauchschule dieses Video von einem Tauchgang zur «Jura».

www.aquamedia.ch - daniel graf

Bereits am 12. Februar 1864 sank der 46 Meter lange Raddampfer auf den Grund des Bodensees, nachdem er im dichten Nebel vom Bodensee-Dampfschiff «Stadt Zürich» gerammt wurde. Die «Jura» sank daraufhin innert weniger Minuten - angeblich drei Menschen verloren bei der Kollision das Leben. Die restlichen Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten sich auf die «Stadt Zürich» retten.

Nur für erfahrene und fitte Taucher

Die «Stadt Zürich» wiederum geriet in Deutschland als «Teufelsschiff» in Verruf, da sie schon vor der «Jura» mit dem Bodenseeschiff «Königin von Württemberg» kollidiert war, später das bayerische Schiff «Ludwig» versenkte und im Lindauer Hafen mit der «Stadt Lindau» zusammenstiess.

Die ursprünglich für bis zu 400 Passagiere ausgelegte «Jura» liegt heute rund 1,3 Kilometer vor Bottighofen in einer Tiefe von knapp 40 Metern. Im Februar 1953 wurde das Wrack auf der Suche nach einem im Zweiten Weltkrieg abgestürzten Flugzeug zufällig entdeckt, geriet aber bis zu seiner Wiederentdeckung im Jahr 1976 in Vergessenheit. Für Taucher ist die «Jura» heute ein begehrtes Ziel.

Michael Meier bietet mit seiner Tauchschule Poseidon in Zürich regelmässig Tauchgänge zum Wrack der «Jura» an.  Der Profi meint: «Der Tauchgang ist körperlich und psychisch anspruchsvoll, was viele unterschätzen». Deshalb sei das Wrack nur etwas für körperlich fitte und erfahrene Taucher. Auch meint Meier,  dass man sich nicht alleine zur «Jura» aufmachen solle: «Sobald der Körper nicht mehr mitmacht, ist man dort unten verloren, erst recht, wenn man alleine taucht».

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