Fast 20 Jahre nach der TatMordopfer sucht in Deepfake-Video «selbst» seinen Mörder
SDA
23.5.2022 - 15:52
Fast 20 Jahre nach dem gewaltsamen Tod eines niederländischen Jungen sucht das Opfer nun scheinbar selbst seinen Mörder. Ein Video, indem der erschossene Dreizehnjährige dank Computer-Animation durchs Bild geht, soll neue Hinweise auf die Täter hervorbringen.
23.05.2022, 15:52
23.05.2022, 15:55
«Er wollte Fussball-Profi werden. Der Traum ist weg. Denn Sedar lebt nicht mehr.», heisst es im Video. Hauptdarsteller ist Sedar Soares, der mit 13 Jahren erschossen wurde. Der Täter wurde nie gefasst.
Die Polizei setzt nun die sogenannte Deepfake-Technik ein, um das Verbrechen aufzuklären. Dank dieser Technik ist der 2003 in Rotterdam getötete Junge am Sonntagabend in einem Video-Aufruf der Polizei im Fernsehen.
Nach Angaben der Polizei wurde diese Technik erstmals für einen Zeugenaufruf eingesetzt. «Es ist eine Weltpremiere», sagte der Polizeiexperte Daan Annegarn. Deepfakes nennt man Videos, Bilder oder auch Audio-Dateien, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz produziert wurden. Stimme, Gesicht und Bewegungen einer Person erscheinen echt, sind es aber nicht.
Die Polizei produzierte das Video auf der Grundlage eines Fotos des getöteten Jungen. Man sieht den 13-jährigen Sedar auf einem Fussballplatz im Trainingsanzug. Er geht durch ein Ehrenspalier von Familie, Freunden, Lehrern und Trainern. Seine Schwester tritt ebenfalls im Film auf.
Familie des Opfers half den Videoaufruf zu entwickeln
Um endlich die Wahrheit zu erfahren, sei Sedar «speziell für diesen Film zum Leben erweckt worden». Und dann scheint der Junge gemeinsam mit seiner Schwester an die Zuschauer zu appellieren: «Weisst du mehr? Dann sprich jetzt.»
Sedar war im Winter 2003 in Rotterdam erschossen worden. Jahrelang war die Polizei davon überzeugt, dass ihn ein wütender Autofahrer erschoss, weil er mit seinen Freunden Schneebälle auf Autos geworfen hatte. Doch nun gehen Ermittler davon aus, dass er zufällig Opfer wurde, als ein Betrugsversuch von Kriminellen schief lief.
Das Video sei gemeinsam mit der Familie entwickelt worden, sagte der Polizei-Experte. «Wir sind davon überzeugt, dass es auch im kriminellen Umfeld Menschen berühren kann. Dass Zeugen und vielleicht der Täter sich melden werden.»
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