KriminalfallDeutsche Ermittler fahnden nach räuberischen RAF-Terroristen
AFP/dpa
4.7.2018
Mit neuen Videoaufnahmen hofft die deutsche Polizei, drei Ex-RAF-Terroristen auf die Spur zu kommen. Ihnen werden mindestens zwölf Raubüberfälle und versuchter Mord zur Last gelegt.
Im Zuge der Fahndung nach drei mutmasslichen ehemaligen RAF-Mitgliedern hat das niedersächsische Landeskriminalamt neue Tatvideos veröffentlicht. Trotz intensiver Öffentlichkeitsfahndung mit im Jahr 2016 erlangten Fotos habe es bislang keinen entscheidenden Hinweis auf den Aufenthaltsort der Gesuchten gegeben, teilte das LKA am Dienstag mit. Daher seien jetzt zwei bislang unveröffentlichte Tatsequenzen und ein Videopodcast veröffentlicht worden, um möglicherweise neue und entscheidende Hinweise zu erhalten.
Die mutmasslichen RAF-Mitglieder Ernst-Volker Staub (63), Burkhard Garweg (49) und Daniela Klette (59) werden von der Staatsanwaltschaft Verden mit internationalem Haftbefehl gesucht. Sie sollen mindestens neun Raubüberfälle im norddeutschen Raum verübt haben. Von besonderem Interesse sind für die Fahnder die Gebiete um die Städte Bielefeld, Porta Westfalica und Osnabrück. Dort dürften die Gesuchten besonders häufig gewesen sein, erklärte das LKA. Anhand von DNA-Spuren werden dem Trio weitere Überfälle auf Supermärkte 2006 in Bochum-Wattenscheid und 2009 im westfälischen Löhne angelastet.
In Nachbarländern untergetaucht?
Die jetzt veröffentlichten Tatvideos zeigen einen Raubüberfall in Hildesheim im Mai 2016, ausserdem Bilder aus einem Bus in Osnabrück, auf denen Taschen, Bekleidung und die unmaskierten Gesichter der Verdächtigen zu sehen sind. Wie LKA-Chefermittler Matthias Behnke dem «Spiegel» sagte, gehen die Fahnder inzwischen davon aus, dass die drei mit echtem Ausweis unter einer falschen Identität in Deutschland leben - und zwar seit langem. Für die Überfälle dürften sie ihr Aussehen verändern.
Nach den Taten würden sie vermutlich die Maskerade ablegen und ihre Waffen womöglich in Erddepots aus RAF-Zeiten einlagern. «Wir glauben, dass sie in ihrem Lebensumfeld anders aussehen», sagte Behnke dem «Spiegel». Denkbar sei aber auch, dass sie Unterschlupf in Nachbarländern gesucht hätten.
Grosse Vorsicht ist geboten
Staub, Garweg und Klette sollen zur dritten Generation der Rote Armee Fraktion (RAF) gehört haben. Nach Jahren im Untergrund rückten sie 2016 erneut ins Visier der Ermittler, nachdem sie durch DNA-Spuren mit Überfällen auf Geldtransporter in Verbindung gebracht werden konnten. Es wird angenommen, dass sie schlicht Geld brauchten.
Seither läuft eine grossangelegte Fahndung, es wurde eine Belohnung von 80.000 Euro (92'500 Franken) ausgesetzt. Die Polizei warnt davor, sich den Verdächtigen zu nähern, da sie wahrscheinlich bewaffnet sind. Die linksterroristische RAF hatte in den 70er und 80er Jahren in der Bundesrepublik für Schrecken gesorgt, bevor sie sich 1998 selbst für aufgelöst erklärte. Insgesamt gehen 34 Morde auf ihr Konto. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sie noch aktiv ist.
Mit neuem Material sucht das LKA Niedersachsen nach drei mutmasslichen RAF-Terroristen, denen mehrere Raubüberfälle zur Last gelegt werden.
Bild: LKA Niedersachsen
Burkhard Garweg, Ernst-Volker Staub und Daniela Klette sollen der dritten RAF-Generation angehört haben.
Bild: Keystone
Ihre DNA wurde an den Tatorten mehrerer Raubüberfälle sichergestellt. Hier sind sie 2016 bei einem Überfall auf einen Geldboten in einem Hildesheimer Supermarkt zu sehen.
Bild: LKA Niedersachsen
Die Polizei geht davon aus, dass sich die Täter für ihre Überfälle maskieren.
Bild: LKA Niedersachsen
Der Überfallversuch in Hildesheim dauerte nur wenige Minuten.
Bild: LKA Niedersachsen
Beide Täter, mutmasslich Staub und Garweg, waren bewaffnet.
Bild: LKA Niedersachsen
Diese Aufnahme stammt aus dem öffentlichen Personennahverkehr in Osnabrück und zeigt Ernst-Volker Staub unmaskiert.
Bild: LKA Niedersachsen
Das Foto von Staub wurde bereits 2016 veröffentlicht - ohne Erfolg.
Bild: LKA Niedersachsen
Markant sind vor allem Staubs schlechte Zähne.
Bild: LKA Niedersachsen
Er führte einen Rucksack mit sich.
Bild: LKA Niedersachsen
Es handelt sich um ein Modell der Marke Tatonka.
Bild: LKA Niedersachsen
Auf diesem Bild ist mutmasslich Burkhard Garweg zu sehen.
Bild: LKA Niedersachsen
Als besonderes Merkmal nennt die Polizei seine grosse Nase.
Bild: LKA Niedersachsen
Er trug eine Fahrradtasche der Marke Ortlieb bei sich.
Bild: LKA Niedersachsen
Diese Fahndungsbilder von Garweg, Staub und Klette wurden mit einem Alterungsprogramm am Computer erstellt.
Bild: Keystone
So könnte Ernst-Volker Staub versuchen, sein Aussehen zu verändern.
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