Tauender Permafrost Die Klima-Krise bedroht die SAC-Hütten

uri

29.8.2022

Die Mutthornhütte im Berner Oberland ist durch Felsbewegungen gefährdet. (Archiv)
Die Mutthornhütte im Berner Oberland ist durch Felsbewegungen gefährdet. (Archiv)
Bild: Keystone

Die Klimaerwärmung lässt die Gletscher der Alpen in Rekord-Geschwindigkeit schmelzen. Weil der Permafrost instabil wird, drohen nicht nur mehr Felsstürze – auch Hütten des SAC stehen vor dem Aus. 

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Mit der Erderwärmung schmelzen die Gletscher mit rasanter Geschwindigkeit. Durch den auftauenden Permafrost werden die Berghänge instabil. Eine Zunahme von Bergrutschen ist die Folge. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) ging bereits vor 5 Jahren davon aus, dass zwischen 6 und 8 Prozent der Schweizer Landesfläche instabil sind.

Vor allem für Siedlungen unterhalb der Permafrost-Gebiete steigen die Risiken durch vermehrte Erdrutsche und Murgänge. Allerdings befinden sich auch Hütten des Schweizer Alpenclubs SAC oben in den Bergen in einer prekären Situation. So konnte etwas die Mutthornhütte im Berner Oberland in diesem Jahre nicht geöffnet werden. Die Behörden hatten das untersagt, weil oberhalb der Hütte 100'000 Kubikmeter Fels in Bewegung geraten sind.

Man befürchte, «dass demnächst die gesamte Masse abstürzt und die Hütte beschädigen» könne, beschrieb der Geologe Hans Rudolf Keusen die Situation dem SRF.

Mutthornhütte als «Musterfall» 

Weil Messungen zeigen, dass die Felsmassen zuletzt weiter gerutscht seien, drohe der 127 Jahre alten Hütte nun das Aus. Es handle sich um einen «Musterfall», so Keusen. Es sei wohl das erste Mal in der Geschichte des SAC, dass eine Hütte aufgrund von «klimabedingten Felsbewegungen» aufgegeben werden müsse.

Zwar kann eine neue Hütte am Mutthorn laut dem Bericht nur rund 50 Meter neben dem alten Standort auf festem Fels errichtet werden. Das kommt mit geschätzten Kosten von rund 4 Millionen Franken aber nicht billig. Zudem dürfte in den nächsten 30 bis 60 Jahren auch die lokale Attraktion, der Gletscher, komplett verschwunden sein. 

Die Hütte am Mutthorn ist dabei kein Einzelfall, berichtet SRF. In ähnlich schwieriger Lage befänden sich auch die Cabane de Bertol und das Refuge des Bouquentins im Wallis.

Beim SAC nimmt man die Situation bereits sehr ernst, wie der SAC-Geschäftsführer Daniel Marbacher dem SRF sagte. Im Zuge des Projekts «Hütten 2050» soll in einer Studie eruiert werden, welche der 153 Berghütten gefährdet sind.

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