ErnährungDie Schweiz braucht eine Ernährungsstrategie
SDA
25.6.2020 - 15:05
Der Bund sollte eine Ernährungsstrategie 2050 ausarbeiten. Diese Strategie soll es der ganzen Bevölkerung erlauben, sich nachhaltig und gesund zu ernähren. Gefordert wären alle Akteure in der ganzen Nahrungskette von der Produktion bis zum Konsum.
Diese Empfehlung basiert auf einem nationalen Forschungsprogramm, dessen Resultate der Schweizerische Nationalfonds am Donnerstag vorstellte. Forscherinnen und Forscher gingen der Frage nach, ob und wie eine gesunde Ernährung mit mehr Gemüse, Obst und Nüssen bei gleichzeitiger Reduktion der Umweltschäden im In- und Ausland möglich ist.
Das Forschungsprogramm «Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion» kommt zum Schluss, dass beides machbar ist. Die gesunde Ernährung könnte auf nachhaltigen Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebssystemen basieren. Gleichzeitig liesse sich damit die Versorgungssicherheit der Schweiz erhöhen.
Dazu braucht es eine klare Strategie bis ins Jahr 2050. Diese muss Instrumente und Ziele definieren, damit sich die ganze Bevölkerung für eine gesunde und nachhaltige Ernährung entscheiden kann.
Kampf der Verschwendung
Zu den grundlegenden vier Elementen aus dem Forschungsprogramm gehört die Lebensmittelverschwendung. Um sie zu vermeiden, ist eine Anpassung der rein ästhetischen Kriterien im Verkauf angezeigt. Neue Konservierungsmethoden sollen entwickelt werden und Verpackungen, die den tatsächlichen Zustand der Lebensmittel anzeigen.
Die Lebensmittelverschwendung ist gemäss den Ergebnissen für die Schweiz von grosser Bedeutung. Zur Hälfte nämlich hängt die heimische Versorgung vom Ausland ab. Darum ist es nicht sinnvoll, wenn die Importe nicht auf dem Teller landen.
Die starke Auslandabhängigkeit spiegelt auch die Tatsache, dass zwei Drittel des ökologischen Fussabdrucks der Schweiz im Ausland anfallen. Der wirksamste Weg, dies zu vermindern, liegt in der Bekämpfung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung.
Weniger Fleisch
Ein Beitrag zu Nachhaltigkeit und gesünderer Ernährung ist gemäss dem Forschungsprogramm ein gesenkter Fleischkonsum, das zweite Element der Empfehlungen. Ein geringerer Fleischkonsum vermindert die Umweltbelastung durch die Viehzucht.
Die Konsumreduktion muss jedoch der wirtschaftlichen Bedeutung der Fleisch- und Milchproduktion Rechnung tragen. Um die Verluste der Viehhalter auszugleichen, sollte die Ernährungsstrategie 2050 Instrumente zum Wandel der Landwirtschaft beinhalten und die Bauern durch Subventionen schadlos halten.
Zudem schlagen die Forscher eine Neupositionierung der Landwirtschaft als Akteurin der öffentlichen Gesundheit vor. Das kann durch die einheimische Produktion von Obst, Nüssen, Gemüse und Hülsenfrüchten erfolgen.
Mitwirkung der Konsumenten
Das dritte Element im Visier der Ernährungsstrategie sind die Konsumentinnen und Konsumenten. Sie müssten sich politisch einbringen. Eine Anpassung der Ernährungsweise ist ohne Zustimmung der Bevölkerung nicht möglich. Darum muss sie über glaubwürdige Informationen verfügen. Überzeugungen, die wissenschaftlichen Erkenntnissen entgegenstehen, sollen ernst genommen und angemessen widerlegt werden.
Um Richtlinien auszuarbeiten, sind die Konsumentenverbände ebenso einzubeziehen wie Landwirtschaft, Gastronomie, Industrie, Detailhandel und Gesundheitsförderung. Dazu regen die Forscher beim Bund an, das Beschwerderecht auf Konsumentenorganisationen auszuweiten und Sammelklagen zuzulassen.
Einbeziehung der ganzen Kette
Das vierte Element der Strategie ist die Förderung gesunder und nachhaltiger Lebensmittel entlang der ganzen Nahrungsmittelkette. Dazu entwickelten etliche Forschergruppen Vorschläge für die Landwirtschaft, gegen die Bodenverschmutzung, für Kantinen und Durchgangsorte wie Bahnhöfe. Andere Gruppen entwarfen neue Instrumente zur Kontrolle der Energiebilanz im menschlichen Körper sowie zum Abnehmen und gegen Mangelernährung.
Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der zunehmenden Bedeutung der Ernährung für die Gesundheit untersuchte das Nationale Forschungsprogramm mit der Nummer 69 Wechselwirkungen zwischen Ernährung, Gesundheit und Umwelt. Das Programm umfasste 26 Projekte in den Jahren 2013 bis 2019. Das Budget betrug 13 Millionen Franken.
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