Der deutsche Schriftsteller und Dramatiker Rolf Hochhuth ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 89 Jahren in Berlin, wie sein Herausgeber Gert Ueding am Donnerstag der dpa mitteilte.
Der Tod wurde der Deutschen Presse-Agentur auch aus dem Umfeld Hochhuths in Berlin bestätigt. Hochhuth gehörte zu den umstrittensten deutschen Theaterautoren der Nachkriegszeit.
Hochhuth sei überraschend gestorben, sagte Ueding. Er habe keine Vorerkrankungen gehabt. Er habe sich am Vormittag sehr unwohl gefühlt und seine Frau benachrichtigt. Hochhuth sei dann in seiner Wohnung verschieden.
Bereits sein erstes Schauspiel «Der Stellvertreter» über den Vatikan hatte für Kontroversen gesorgt. Darin gab er Papst Pius XII. eine Mitschuld am Holocaust. Uraufgeführt wurde es 1963 an der Berliner Freien Volksbühne, die Inszenierung übernahm Erwin Piscator.
Auch in anderen Stücken wie «Soldaten, Nekrolog auf Genf» über den englischen Premiere Winston Churchill, «Unbefleckte Empfängnis», «Wessis in Weimar» oder «McKinsey kommt» über Massenentlassungen bezog er zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung.
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Lebensthema: deutsche Vergangenheit
Geboren wurde Hochhuth am 1. April 1931 als Sohn eines Schuhfabrikanten in Eschwege (Hessen). Aufgewachsen im Nationalsozialismus, wurde die deutsche Vergangenheit sein bestimmendes Lebensthema. «Der Holocaust kann nie vergeben und vergessen werden», sagte er einmal.
Zunächst arbeitete er in Buchhandlungen und als Lektor. «Der Stellvertreter» wurde zum Welterfolg. Vor allem mit Konservativen geriet er immer wieder aneinander.
Seine Recherchen zu dem Stück «Juristen» über die Rolle früherer Nazi-Richter in der Bundesrepublik führten 1978 zum Rücktritt des damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten und früheren Marinerichters Hans Filbinger (1913-2007). Er veröffentlichte im Laufe seines jahrzehntelangen Schaffens auch Essays und Gedichte.
Hochhuth machte auch mit teils bizarren Auftritten auf sich aufmerksam – etwa mit seinen später wieder zurückgenommenen Lobeshymnen auf den britischen Historiker und Holocaust-Leugner David Irving. Er lieferte sich zudem einen langen Streit mit den Nutzern des Berliner Theaters am Schiffbauerdamm, dem «Berliner Ensemble».
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