Tod in Tadschikistan Tod in Tadschikistan: Liebespaar stirbt auf Velo-Weltreise

tsch

17.8.2018

Jay Austin und Lauren Geoghegan reiten mit ihren Velos um die Welt: 369 Tage nach ihrer Abfahrt in Südafrika, wurden sie bei einer Terrorattacke in Tadschikistan getötet.
Jay Austin und Lauren Geoghegan reiten mit ihren Velos um die Welt: 369 Tage nach ihrer Abfahrt in Südafrika, wurden sie bei einer Terrorattacke in Tadschikistan getötet.
instagram.com/simplycycling/

Im Juli ermordeten Islamisten in Tadschikistan vier Menschen. Nun steht fest, wer ausser den Schweizer Opfern sterben musste: Ein tolerantes US-Paar, das Grosses vorhatte.

«Wir radeln seit 2017 um die Welt» - so steht es auf dem Instagram-Profil von Jay Austin und Lauren Geoghegan. Afrika, Europa, Asien beschreiben sie knapp ihre Reiseroute. Und dann: «Zurzeit sind wir in Tadschikistan.» In der zentralasiatischen Republik aber endete die Reise auf tragische Weise. Das Paar starb bei einem Terrorangriff.

369 Tage waren Jay Austin und Lauren Geoghegan (beide 29) unterwegs, «simplycycling» haben sie ihr Instagram-Profil genannt. «Einfach radeln» - und zwar einmal um die ganze Welt. Am 29. Juli 2018 fahren sie zusammen mit anderen Weltenbummlern auf einer Bergstrasse in Tadschikistan.

Der Anschlag

Dort geschieht das Unfassbare: Ein Auto überholt sie, bremst, wendet und fährt vorsätzlich und mit hoher Geschwindigkeit in die Touristengruppe. Jay und Lauren sterben bei dem Angriff. Auch ein Niederländer und ein Schweizer kommen ums Leben. Eine weitere Schweizerin überlebte die Attacke schwer verletzt.

Every rest day is a pancakes day. 🥞🥞

Ein Beitrag geteilt von Jay Austin (@simplycycling) am

Der Anschlag wurde von Männern verübt, die in einem Video dem «Islamischen Staat» die Treue schwören und ankündigen, «Ungläubige» zu töten. Ihre Weltanschauung ist das komplette Gegenteil der Vision, die Jay Austin und Lauren Geoghegan von unserer Gesellschaft hatten.

«Es ist so viel Magie da draussen»

Die Bilder auf Instagram erzählen eine Geschichte von Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Von einem kasachischen LKW-Fahrer, der Eistüten aus dem Fenster reichte. Von einer Mädchen in Kirgistan, die sie mit Blumensträussen begrüssten. Von einer Familie, die das Paar mit einem spontanen Konzert überraschte.

Natürlich gab es unterwegs auch immer wieder Schwierigkeiten und Momente von zwischenmenschlicher Grausamkeit. Durchbohrte Reifen, absichtlich herbeigeführte Unfälle, knurrende Hunde. Aber «es ist so viel Magie da draussen, in dieser grossen, grossen, schönen Welt», schrieb Jay Austin in seinem Blog

Zwei Menschen, die zusammengehörten

Diese Magie wollte er mit Lauren Geoghegan teilen. Die beiden lernten sich 2012 in Washington, D.C. kennen, hatten an derselben Universität studiert. Er war der Abenteurer, sie die Frau mit dem grossen Herzen. Jay hatte bereits die USA mit dem Motorroller und Europa mit dem Zug erkundet, war in Namibia und Indien. Auch Lauren hatte bereits einen Teil der Welt gesehen, in Beirut Arabisch gelernt, in Madrid Spanisch.

Safety first, Lauren says. 🎽⛑️⛑️

Ein Beitrag geteilt von Jay Austin (@simplycycling) am

Es hatten sich zwei Menschen gefunden, die zusammengehörten. Auch wenn eine Freundin Lauren Geoghegans nach der Tragödie in der «New York Times»  verriet, dass ihr unwohl gewesen sei, als sie von dem geplanten Trip hörte. «Jay hatte eine höhere Gefahrentoleranz.» Lauren hätte sich durch Jay verändert. «Er hat ihrem Leben eine völlig neue Richtung gegeben.»

«Menschen sind freundlich»

«Das Leben ist kurz und die Welt ist gross. Wir wollen das Beste aus unserer Jugend und Gesundheit machen, bevor sie weg sind», erklärte das Paar, warum sie ihre Jobs kündigten, ihre Fahrräder verschifften und in Südafrika ihre Weltreise begannen. «Wir waren der Besprechungen und Telefonkonferenzen, der Arbeitszeitnachweise und der ständigen Passwortänderungen müde geworden.»

Und sie waren der Überzeugung, dass die Welt kein schlimmer Ort sei. «In der Zeitung steht nur, wie gruselig, wie böse alles ist», schrieb Jay in seinem Blog. «Das glaube ich nicht. Im Grossen und Ganzen sind Menschen freundlich. Manchmal selbstsüchtig, manchmal kurzsichtig, aber nett. Grosszügig und wundervoll und freundlich.» Die Reiseberichte des Paares bestätigen seine Einschätzung, erzählen von Offenherzigkeit, von guten Taten, von Hilfsbereitschaft in der grössten Not.

Doch dann kam Tag 369.

Das letzte Foto
Ohne ÖPNV: Schweizer wandert 40'000 Kilometer um die Welt
Bilder des Tages
Zurück zur Startseite