Japan Einstige Lepra-Kranke leiden in Japan weiter unter Diskriminierung

SDA

7.6.2021 - 09:28

ARCHIV - Leprapatienten sitzen in einem Gang des Curupaiti-Krankenhauses. In Japan leiden noch heute einstige Lepra-Kranke unter gesellschaftlicher Stigmatisierung und Diskriminierung. Foto: Fabio Teixeira/dpa
ARCHIV - Leprapatienten sitzen in einem Gang des Curupaiti-Krankenhauses. In Japan leiden noch heute einstige Lepra-Kranke unter gesellschaftlicher Stigmatisierung und Diskriminierung. Foto: Fabio Teixeira/dpa
Keystone

In Japan leiden noch heute einstige Lepra-Kranke unter gesellschaftlicher Stigmatisierung und Diskriminierung. Nach einer Erhebung der liberalen japanischen Tageszeitung «Asahi Shimbun» leben fast 40 Prozent der Bewohner in den 13 offiziell so bezeichneten staatlichen «Sanatorien» weiterhin unter geändertem Namen. 25 Jahre nach Abschaffung eines Gesetzes, das noch bis 1996 die Inhaftierung und Zwangssterilisierung von Lepra-Kranken vorsah, lebten noch immer rund 1000 Menschen in diesen Kolonien, so die Zeitung weiter. Japans Staat und Gesellschaft hatten diese Menschen zu Aussätzigen gemacht und sie stigmatisiert.

Erst im Jahr 2001 entschuldigte sich der japanische Staat bei den Opfern und räumte ein, dass die jahrzehntelange Isolationspolitik falsch gewesen sei. Als das Gesetz abgeschafft wurde, lebten rund 5400 Menschen in den Einrichtungen. Viele Betroffene blieben jedoch auch danach dort – aus Angst vor andauernder Diskriminierung. Andere versuchten, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern, doch kehrten sie später wieder in die Kolonien zurück. Das Durchschnittsalter der rund 1000 dort heute noch lebenden Menschen betrage 87 Jahre, so die Zeitung. Viele änderten ihre Namen, damit die Angehörigen keine Nachteile im Beruf oder bei Heirat hätten.

Gesellschaftliche Stigmatisierung und Diskriminierung ist in Japan ein gesellschaftliches Phänomen, das immer wieder auftritt, wenn Menschen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt sind, wie die Lepra-Patienten oder Menschen aus Fukushima nach dem Atomunfall 2011. Und auch in der Corona-Pandemie kommt es wieder zu Diskriminierungen, zum Beispiel von Menschen, die sich von einer Infektion erholt haben.

Lepra ist wenig ansteckend, leicht zu diagnostizieren und mit Medikamenten schon seit den 1980er Jahren heilbar. Vor 20 Jahren hatte die WHO Lepra als eliminiert eingestuft. Kontrollmechanismen wurden abgeschafft. Heute steht Lepra jedoch auf der WHO-Liste der 20 vernachlässigten Tropenkrankheiten. Noch immer müssen Menschen sich verstecken, wenn die Krankheit ausbricht – oft nach einer Inkubationszeit von vielen Jahren oder gar Jahrzehnten.