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Globetrotter auf Spurensuche Er bereiste 80 Orte mit Schweizer Gründungsgeschichte

Von Silvana Guanziroli

15.11.2019

Rund 200 US-Orte erinnern mit ihrem Namen an die Schweizer Migranten, durch die sie vor langer Zeit gegründet wurden. Kurt Ehinger aus dem Kanton St. Gallen hat 80 davon besucht.
Bild: Kurt Ehinger

Kurt Ehinger aus dem St. Gallischen Wittenbach zog aus, um die Welt zu entdecken. Was er fand, war die Schweiz. Der 75-Jährige hat 80 US-Orte mit helvetischen Wurzeln bereist.

30 Jahre lang war er unterwegs. Seine Mission: die Spurensuche nach US-Orten mit Schweizer Gründungsgeschichte. Dafür verwendete der gelernte Schriftsetzer und heutige Pensionär seine Ferienzeit und bereut bis heute keine einzige Reise. Auslöser war ein Heft, das ihm Ende der 1980er-Jahre in die Hände fiel: «Ich sammelte schon immer Briefmarken. Irgendwann entdeckte ich diese Broschüre. Darin waren US-Poststellen vermerkt, die von Schweizern gegründet wurden», erzählt Ehinger. «Auf die Idee der Reisen kam ich schliesslich durch eine rudimentäre alte Karte, auf der die Orte verzeichnet waren.»

Von Zürich bis BernDiese Schweizer Orte gibt es auch im Ausland

Als er vor einer Woche den «Bluewin»-Artikel «Diese Schweizer Orte gibt es auch im Ausland» las, meldete sich der Wittenbacher sofort bei der Redaktion. Mit gutem Grund: Kein anderer Schweizer hat wohl so viele dieser Orte bereist, wie der 75-Jährige. Und sein Bildarchiv ist einmalig.

Ort in Florida

Bild: Kurt Ehinger

Die erste Reise trat Ehinger 1991 an. Sie führte ihn, zusammen mit seiner Partnerin, nach Florida. «Dort besuchten wir zuerst die Orte Helvetia, Lake Geneva und Switzerland», erinnert er sich.

Von da weg, war bei den Ehingers jede Ferienreise durchgetaktet. Denn das Ziel war klar: «Wir wollten so viele Orte wie möglich sehen.»

Manchmal allerdings waren sie auf ihrer Spurensuche erfolglos. «Als St. Galler war mir besonders der Ort New St. Gallen wichtig. Doch in West-Virginia konnten wir nichts mehr davon finden. Der Ort existiert nicht mehr.» Für diesen Misserfolg wurde Ehinger schliesslich in San Francisco entschädigt. «Hier stiessen wir auf die ‹St. Galler Brewery›. Das war definitiv ein Stückchen Heimat in der Ferne.»

Bis heute belebte Städte sind gemäss Ehinger Newberne in West Virginia, Tell City in Indiana und New Glarus in Wisconsin.

New Glarus gilt in den USA als Touristenmagnet.
Bild: Kurt Ehinger

Die Stadt hat rund 10'000 Einwohner.
Bild: Kurt Ehinger

New Glarus ist bei den Amerikanern wegen der Folklore im Ort sehr beliebt und gilt als Touristenmagnet. Ehinger allerdings konnte dem Ort wenig abgewinnen. «Echte Schweizer Kultur ist heute in all diesen Orten nur schwer zu finden», sagt er. «Ein Stück weit gibt es sie noch New Glarus. Allerdings nur als Touristenattraktion und Volksbelustigung.» So veranstaltet der Ort während der Ferienzeit Tell-Spiele, Jodel-Abende und Heimattheater.

Den grössten Gefallen fand Ehinger am Ort Helvetia in West Virginia. «Der Ort ist klein und überschaubar, er liegt in einer hügeligen Landschaft. Hie und da gab es jemanden, der noch einen Brocken deutsch sprach. Dort habe ich mich wirklich sehr wohlgefühlt.»

Helvetia ist Ehingers Lieblingsort in den Staaten.
Bild: Kurt Ehinger

Aus gesundheitlichen Gründen darf der Rentner heute nicht mehr fliegen. «So schaffe ich es leider nicht mehr in die Staaten. Das ist schade, denn auf der Karte stehen insgesamt 200 Orte. Die fehlenden muss ich jetzt eben per Satellitenbilder im Internet besuchen», ergänzt er schmunzelnd.

Ob er sich denn jemals überlegt hat, die Schweiz in Richtung USA für immer zu verlassen? «Nein, ganz und gar nicht», sagt er. «Mein Heimatland ist unvergleichlich. Und zurzeit könnte ich es mir erst recht nicht vorstellen, in den USA zu leben», so der Rentner. «Da müsste schon eine andere Regierung am Runder sein.»

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