Ungleichheiten abbauenEr, sie, oder ... ? – Geschlechtsneutrale Sprache wirkt
tafi
6.8.2019
Wie wir sprechen, beeinflusst unser Denken: Eine Studie belegt, dass die Nutzung geschlechtsneutraler Pronomen Vorurteile gegenüber Frauen und LGBT-Menschen abbauen kann.
Sprache ist, das zeichnet sie immer schon aus, extrem wandlungsfähig. Grammatik und Orthografie haben sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, neue Wörter sind entstanden, Bedeutungen haben sich verschoben. Die Sprache passt sich der Zeit an, das muss sie auch, um Veränderungen in der Lebenswirklichkeit der Menschen abbilden zu können.
Das ist ein natürlicher Prozess: Sprache und gesellschaftliche Wirklichkeit sind eng miteinander verknüpft – davon geht die Sprachwissenschaft heute aus. Zurzeit aber wird die Lebendigkeit der Sprache kontrovers diskutiert: Es geht dabei vor allem um gendergerechte Formulierungen. Gegner reden schnell vom «Genderwahn», wenn in Texten plötzlich nicht mehr nur das generische Maskulinum benutzt wird.
Geschlechtergerechte Sprache zu benutzen, ist in der Tat nicht immer einfach. Überschriften können länger werden, Formulierungen für manche umständlich klingen, wenn zum Beispiel nicht einfach die männliche Pluralform verwendet wird. Aber eine neue Studie von Forschenden an zwei US-Universitäten zeigt, dass sich die Suche nach richtigen Wörtern lohnt. Die Verwendung von geschlechtsneutralen Pronomen kann dazu beitragen kann, die seit Langem bestehenden Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu beseitigen, wie der «Guardian» berichtet.
Kleine Sprachänderung, grosse Wirkung
Efrén Pérez von der University of California in Los Angeles und Margit Tavits von der Washington University in St. Louis, Missouri haben in einer Studie mit 3'000 Teilnehmenden nachgewiesen, dass durch kleine Sprachänderungen mentale Verzerrungen, die Männer begünstigen, reduziert und positive Gefühle gegenüber Frauen und LGBT-Personen gefördert werden.
Sie untersuchten die Auswirkungen geschlechtsneutraler Pronomen auf die Ansichten von mehr als 3'000 Schweden. Im Jahr 2015 führte das Land das geschlechtsneutrale «hen» ein, das die bestehenden Pronomen «hon» (er) und «han» (sie) ergänzte. Vor der Studie sollten die Teilnehmenden einen Cartoon mit einer androgynen Figur und einem Hund beschreiben. Einer Gruppe wurde gesagt, dass sie nur neutrale Pronomen verwenden sollte, einer anderen nur weibliche Pronomen und der dritten nur männliche Pronomen.
Die Forscher baten die Freiwilligen dann, eine kurze Geschichte über eine Person zu schreiben, die keinen Namen oder Geschlecht hat und für ein politisches Amt kandidiert. Anschliessend stellten sie Fragen, die die Ansichten der Teilnehmenden zu Frauen und LGBT-Personen untersuchten. Laut der in «Proceedings of the National Academy of Sciences» veröffentlichten Ergebnisse, waren die Personen, die geschlechtsneutrale Pronomen für die Cartoon-Aufgabe verwendet haben, eher bereit, nicht-männliche Namen in ihrer Kurzgeschichte zu verwenden.
Das geschlechtsneutrale Pronomen schien auch die positiven Gefühle gegenüber LGBT-Menschen zu verbessern. Das Wort «hen», so glauben die Forschenden, trägt dazu bei, mentale Vorurteile zu bekämpfen und das Bewusstsein für andere Geschlechter zu schärfen.
Schweizer Forscherin lobt die Studie
«Nehmen wir an, es gibt Gesellschaften, die sich im Allgemeinen darauf einigen, Frauen und LGBT-Personen stärker einzubeziehen», sagte Efrén Pérez im «Guardian», «dann deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Worte, die wir verwenden, wichtig sein können, um uns diesem Ideal anzunähern.»
Auch Sabine Sczesny, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Bern, geht davon aus, dass die Studie ein weiterer Beweis dafür sei, dass geschlechtsspezifische Sprache Geschlechterverzerrungen reduzieren und «zur Förderung von Geschlechts- und LGBT-Gleichberechtigung und Toleranz beitragen» könne.
Die Bundeskanzlei hat übrigens bereits 2009 einen Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren veröffentlicht, der hier zu finden ist.
Als Frauen auf die Männer pfiffen – «Marsch nach Bern» vor 50 Jahren
Als Frauen auf die Männer pfiffen – «Marsch nach Bern» vor 51 Jahren
«Wo Männerfäuste sich erheben, kann, das Menschenrecht nie leben» – mit dieser Losung demonstriert am 1. März 1969 eine Frau für ihr Recht, wählen zu dürfen.
Bild: Keystone
An dem Protestzug nach Bern nahmen mehreren Tausend Frauen teil – Männer waren allerdings auch zugelassen und zugegen.
Bild: Keystone
«Die Frau will und muss politische Verantwortung tragen» – die medienwirksame Demonstration steht auch im allgemeinen Zusammenhang mit der 1968er-Bewegung in der westlichen Welt.
Bild: Keystone
Kinder demonstrierten für das Recht ihrer Mütter.
Bild: Keystone
Die Frauen halten den Gleichstellungsartikel 4 der Bundesverfassung (BV4) hoch. In der vordersten Reihe in der Mitte ist Emilie Lieberherr zu erkennen.
Bild: Keystone
Manche blockierten zum Protest die Tramschienen, was aber ohne Folgen blieb. Der Verkehr wurde einfach umgeleitet.
Bild: Keystone
Auf dem Bundesplatz wurde eine Resolution in allen vier Landessprachen verlesen. Gefordert wurde das volle Stimm- und Wahlrecht für Frauen auf eidgenössischer und kantonaler Ebene.
Bild: Keystone
Gemässigte Frauenrechtlerinnen hatten eine Tagung am 1. März 1969 im Berner Kursaal vorgezogen.
Bild: Keystone
Doch für rund 5000 Frauen und Männer war das zu wenig.
Bild: Keystone
Sie zogen am Nachmittag punkt 15 Uhr vors Bundeshaus.
Bild: Keystone
«Ist die älteste Demokratie nicht amstande, die Gleichberechtigung zu verwirklichen?» An Argumenten mangelte es nicht, die Widersprüchlichkeit der Schweizer Situation aufzuzeigen.
Bild: Keystone
«Solange die Frauen nicht stimmen können, ist die Schweiz keine Demokratie».
Bild: Keystone
Eine Delegation des Aktionskomitees begab sich mit der Resolution ins Bundeshaus. Der Bundeskanzler nahm das Papier entgegen – was den Frauen zu wenig war.
Bild: Keystone
Bei der Rückkehr auf den Bundesplatz verkündete Emilie Lieberherr, die Präsidentin des Aktionskomitees für den Marsch nach Bern am Mikrofon: «Keiner der Bundesräte hatte den Mut, uns zu empfangen!»
Bild: Keystone
Der «Marsch nach Bern» ging als friedliche Kundgebung in die Annalen ein.
Bild: Keystone
Erst später wurde bekannt, dass im Bundeshaus und auf der Bundesterrasse die ganze Zeit Polizisten mit Wasserschläuchen und Tränengas auf Pikett gestanden waren.
Bild: Keystone
Wie auch immer: Das Echo in der Presse war gross, die Zeitungen berichteten ausführlich mit Bild und Text. Die Organisatorinnen hatten recht behalten: Der selbstbewusste Auftritt vor dem Bundeshaus sorgte für mehr Aufsehen als die brave Tagung im Kursaal.
Bild: Keystone
Und so wurde er im kollektiven Gedächtnis zu einem Meilenstein auf dem Weg zum Frauenstimmrecht. Am 7. Februar 1971 kam die Vorlage vors (Männer-)Volk – und wurde mit einer Zweidrittelsmehrheit angenommen.
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