Aktuell Erster grosser Erdbeben-Prozess in der Türkei begonnen

SDA

3.1.2024 - 09:52

Überreste des Isias-Hotels. Das Hotel stürzte bei dem Erdbeben am 6. Februar 2023 vollständig ein. Foto: Mirjam Schmitt/dpa
Überreste des Isias-Hotels. Das Hotel stürzte bei dem Erdbeben am 6. Februar 2023 vollständig ein. Foto: Mirjam Schmitt/dpa
Keystone

Im Südosten der Türkei hat der erste grosse Prozess im Zusammenhang mit den verheerenden Erdbeben vom vergangenen Februar begonnen.

Keystone-SDA

Ein Hotelbesitzer und zehn weitere Angeklagte müssen sich seit Mittwoch in der Stadt Adiyaman für den Einsturz eines Vier-Sterne-Hotels und den Tod von 72 Menschen verantworten. Gutachtern zufolge wies das Hotel grosse Baumängel auf.

Unter den Opfern waren 26 Mädchen und Jungen aus Nordzypern, die für ein Volleyball-Schulturnier in die Türkei gereist waren. Eltern der Opfer und Beobachter aus Nordzypern reisten zu dem Prozess an. Sie hielten vor dem Gericht in Adiyaman unter Tränen Schilder mit Bildern ihrer toten Kinder hoch.

Rusen Karakaya, die ihre 14-jährige Tochter verloren hat, sagte: «Jeder, der das Grand Isias-Hotel gebaut hat, ist schuldig.» Sie werde nicht ruhen, bis die Verantwortlichen, vom Bauherrn bis zu denen, die die Genehmigung erteilt haben, zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten bewusste fahrlässige Tötung und die Verletzung von mehr als einer Person vor. Den Beschuldigten droht eine Haftstrafe von 22 Jahren oder sogar mehr. Fünf von ihnen, darunter der als Bauherr agierende Hotelbesitzer und der Architekt, sitzen in Untersuchungshaft. Sie waren beim ersten Prozesstag nicht anwesend, sondern wurden per Video zugeschaltet. In einer separaten Ermittlung soll die Verantwortung der Behördenmitarbeiter geklärt werden, die Genehmigungen ausstellten.

Am 6. Februar hatte am Morgen ein Beben der Stärke 7,7 den Südosten der Türkei und Nordsyrien erschüttert, ein weiteres Beben der Stärke 7,6 folgte am Nachmittag desselben Tages. Allein in der Türkei kamen nach Regierungsangaben rund 50 800 Menschen ums Leben.