Klima-PrognoseEuropas Sommer werden künftig vor allem eines: zu heiss
uri
13.10.2022
38,3 Grad in Genf war der Spitzenwert: Der Schweizer Sommer des Jahres 2022 war der zweitheisseste seit Messbeginn. Europaweit war es sogar der heisseste. Experten sind sich einig: Das war nur ein lauer Vorgeschmack.
uri
13.10.2022, 17:37
13.10.2022, 17:39
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Der vergangene Sommer in Europa war im Schnitt der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus lag die durchschnittliche Temperatur mit 0,8 Grad Celsius im August und mit 0,4 Grad im gesamten Sommer (Juni bis August) deutlich über den bisherigen Spitzenwerten aus den Jahren 2018 und 2021.
Allein aufgrund der Trockenheit rechneten die Schweizer Versicherer Anfang September bereits mit landwirtschaftlichen Schäden von zehn Millionen Franken. Und auch bei der Todesrate hat die Hitze – neben Corona – eine verheerende Ernte gehalten: So starben in der Schweiz zwischen Mitte Juni und Anfang August rund 1'000 ältere Menschen mehr als im langjährigen Schnitt, berichtet SRF.
Für Frankreich registrierte die nationale Statistikbehörde Insee zwischen dem 1. Juni und 22. August rund 11'000 Todesfälle mehr als im Vergleichszeitraum 2019 – dem letzten Jahr ohne Covid. Die Behörde vermutet, dass der Anstieg mit den drei Hitzewellen zusammenhängt.
Und in Italien registrierte die Statistikbehörde Istat allein im Juli insgesamt mehr als 62‘000 Tote, das sind 20 Prozent mehr als in den Vergleichsmonaten der Vorjahre. Der Anstieg «dürfte grossteils auf die aussergewöhnlichen und andauernden Hitzewellen zurückzuführen sein, die in diesem Sommer unser Land und viele andere Länder Europas betroffen haben», schreibt die Behörde.
«Ich bin entweder drinnen oder im Wasser»
Die Schweiz schwitzt bei Temperaturen weit über 30 Grad. blue News hat in Bern und Zürich Passanten gefragt, wie sie trotz Gluthitze kühlen Kopf bewahren.
19.07.2022
Mit dem Klimawandel sind weitere Hitzerekorde in Europa und weltweit nur noch eine Frage der Zeit. So haben Meteorologen des britischen Met Office gemeinsam mit internationalen Kollegen laut «Spiegel» eine Langfrist-Vorhersage bis 2026 erstellt, die deutlich ausfällt: Die Chance, dass eines der nun folgenden Jahre das Jahr 2016 als bisher weltweit heissestes ablöst, liegt demnach inzwischen bei «93 Prozent».
Mittelmeerregion wird «Klimawandel-Hotspot»
Der Meteorologen Markus Donat vom Barcelona Supercomputing Center erklärte dem Nachrichtenmagazin, dass man derzeit zwar noch nicht präzise Antworten geben könne, wie viele Tropennächte etwa im nächsten Jahr drohen würden – oder wie sich die Lage im Juli des Jahres 2024 darstelle. Allerdings stehe bereits jetzt fest, dass sich Europa auf extreme Hitze gefasst machen müsse.
«Unsere Beobachtungen zeigen, dass sich der Sommer in Süd- und Mitteleuropa deutlich stärker erwärmt als die Welt im globalen Mittel», sagte Donat dem «Spiegel». Vor allem die Mittelmeerregion sei dabei ein «Klimawandel-Hotspot»: Für jedes Grad, um das sich die Erde erwärme, werde es dort um 1,5 Grad heisser.
Die Folgen dürften dramatisch sein. In Gegenden wie in Spanien, wo bereits jetzt im Juli schon Höchsttemperaturen von zu 44 Grad erreicht werden, seien künftig bis zu 50 Grad oder sogar mehr zu erwarten.
Hitzewellen kommen häufiger, heftiger und länger
Ausserdem wird es laut Donat künftig viel häufiger Hitzerekorde als Kälterekorde geben und auch die Temperaturwerte sollen dann nach oben schnellen. So wurde etwa im bretonischen Brest 2003 nach vielen Jahrzehnten 2003 mit 35,1 Grad ein Hitzerekord verzeichnet. Im Juli dieses Jahres wurde dieser nun mit 39,3 Grad sehr deutlich übertroffen.
Warum es gerade in diesem Jahr europaweit zu den Extremtemperaturen kam und nicht etwa schon ein oder zwei Jahre zuvor, lasse sich noch nicht genau erklären, so Donat. Man verstehe das «Zusammenspiel von natürlichen Variationen und der menschengemachten Erderwärmung … noch nicht so genau».
Experten sind indes über einige der Hitzerekorde verblüfft, die sie frühestens in zehn Jahren erwartet hätten. Und Donat warnt auch, dass sich an dieser Situation nichts ändern werde: Die Hitzewellen kämen häufiger, würden heftiger ausfallen und dauerten länger.
Noch präzisere Angaben will er ab dem nächsten Jahr machen können. Dann wird ein neuer Supercomputer, in Barcelona in Betrieb genommen, mit dem präzisere Klimasimulationen für Langfristprognosen möglich werden sollen.