Energie Fossile Kraftwerke kurz auf Vollgas ermöglicht Turbo-Energiewende

stsc, sda

18.11.2021 - 11:04

Ein Kraftwerk verfeuert Kohle: Empa-Forscher berechneten, dass die Energiewende am schnellsten und emissionsärmsten gelingt, die fossilen Kraftwerke ein letztes Mal voll ausgelastet werden.
Ein Kraftwerk verfeuert Kohle: Empa-Forscher berechneten, dass die Energiewende am schnellsten und emissionsärmsten gelingt, die fossilen Kraftwerke ein letztes Mal voll ausgelastet werden.
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Es klingt eigentlich kontraintuitiv: Wenn die Welt die fossilen Kraftwerke voll auslasten würde, wäre die Energiewende in fünf Jahren abgeschlossen. So liesse sich das 1,5-Grad-Ziel mit einer 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit einhalten.

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Das geht aus einer Modellierungsstudie der Empa-Forscher Harald Desing und Rolf Widmer hervor. Zum Vergleich: Selbst bei den optimistischen Transitionspfaden des Weltklimarats IPCC liegen die Chancen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, bei 50 Prozent, wie die Empa am Donnerstag mitteilte.

Desing und Widmer erstellten eine «Zwei-Maschinen-Welt», um zu berechnen, wie die Energiewende mit den geringst möglichen kumulierten Treibhausgasemissionen gelingen könnte. In der vereinfachten Welt gibt es zum einen die «fossile Maschine», zum anderen die «solare Maschine».

Nur Erneuerbare dauert zu lange

Um das Energiesystem umzukrempeln, braucht es zunächst allerdings Energie, um die solaren Maschinerie hochzufahren. Am allerschnellsten und auf lange Sicht am emissionsärmsten gelingt dies, wenn die fossilen Kraftwerke für fünf Jahre auf Hochtouren laufen, wie die Forscher in den «Environmental Research Letters» berichten. Die fossilen Kraftwerke laufen heute nur auf etwa 60 Prozent, die verbleibenden 40 Prozent könnten genutzt werden, um die Solar-Maschine zu bauen. Nach dem Umbau könnte die fossile Maschine für immer abgestellt werden.

Würde man hingegen versuchen, die solare Welt ausschliesslich mit Erneuerbaren zu erschaffen, würde die Transformation fünf- bis zehnmal länger dauern. Die Konsequenz: Die Welt bliebe viel länger abhängig von den Fossilen und die kumulierten Emissionen lägen höher.

Keine Energie für negative Emissionen

Natürlich bildet das Modell der Forscher nur ein Puzzlestück der Transformation ab, nämlich die Gewissheit, dass die Wende energetisch zumindest machbar wäre. Die Frage nach genügend Rohstoffen, Fabriken für den Bau der Solaranlagen sowie Speichertechnologien, um die Spitzen der Erneuerbaren zu glätten, war nicht Gegenstand der vorliegenden Studie.

Zudem weisen die Forscher in ihrer Studie darauf hin, dass während einer schnellen Transformation kaum überschüssige Energie zur Verfügung steht, um Technologien zu bauen und zu betreiben, die der Atmosphäre CO2 entziehen. Diese dritte Maschine – die «Aufräum-Maschine» – könnte anschliessend aber helfen, die CO2-Konzentration auf 350 ppm zu senken, «was als sicheres Niveau für ein bewohnbares Klima gilt», schreiben die Forscher. Heute liegt die CO2-Konzentration bei über 410 ppm.

https://doi.org/10.1088/1748-9326/ac36f9