Sie sind der Animal Print der Schweizer Musikszene: Frankie Safari aus Bern. Vor Weihnachten hat die Garage-Punk-Rock'n'Roll-Band ihr Debütalbum «From The Wild Frontier» inklusive Comic veröffentlicht – beides gibt Einblick in ihre ganz eigene «Ausweichswelt».
Wenn eine Band von sich sagt, der Spass und nicht die Perfektion stehe im Vordergrund, so gibt es zwei mögliche Bilder im Kopf: Glückliche Musiker beschallen ihre tapferen Freunde in einem Keller mit schlechter Musik – oder hochemotionale Musiker beglücken Freunde der einst so blühenden Do-It-Yourself-Methode in einem dampfenden Club mit wunderbar ungeschliffenem Sound. Frankie Safari gehören der zweiten Gruppe an.
Die Band um Frontmann Dottore Safari (Mr. Haymito, Bass, Monsignore Dies, Drums, uns Neuzugang Jungle Matsumi, Orgel) inspiriert sich an der Herangehensweise der Garage-Punk-Bands der 1960er Jahre. Heisst: «Wir spielen alle wild drauf los», so der Sänger. «Was zählt, sind das Fühlen der Musik, die Emotionen, die Freude.»
Das Debütalbum «From The Wild Frontier» ist somit auch bewusst innerhalb von drei Tagen aufgenommen worden – «wir wiederholten jeden Song höchstens dreimal». So sei auf der Platte praktisch jeder Ton genau so zu hören, wie er im norditalienischen Inside Outside Studio vor Produzent Matt Bordin gespielt worden ist. Echt und unbeschönigt.
Erwartungslos berauscht
Frankie Safari beschreiben die 14 neuen Songs unter anderem als «hypnotische Achterbahnfahrt auf den Grund einer dunklen Seele». Alles in allem ist die Mischung aus Gitarre, Getrommel, teils brüllendem, teils gestöhntem Gesang vor allem eins: laut. «Unsere Art von Gefühl ist gekoppelt mit viel Lärm», so Dottore Safari gegenüber Keystone-SDA.
Von einem heillosen Delirium, einem Rock'n'Roll-Geflirre ist dieser Sound allerdings weit entfernt. Die Texte, die mal um Liebe, mal um ganz alltägliches Verstandverlieren gehen, sind verständlich, die Rhythmen sehr klar. Frankie Safari fahren mit ihren kraftvollen Songs ziemlich sicher auch jenen in die Beine, die bis zu diesem Zeitpunkt nie geglaubt hätten, dass sie gerne tanzen.
Auch wenn die Berner an ihren Konzerten wie auch auf dem Album stets den Anschein machen, als würden sie vor lauter Energie gleich durch die Decke brechen, werden sie wohl immer dem sogenannten Underground angehören. «Wir erwarten nichts», so Dottore Safari im Gespräch über grossflächige Anerkennung und die Mechanismen im heutigen Musikgeschäft. «Wir sind glücklich, wenn wir im Übungsraum Musik machen können – und noch glücklicher bei Live-Auftritten.»
Gesamtkunstwerk
Am Samstag, 11. Januar, tauft das Quartett in Bern zum zweiten Mal ihr Debütalbum. Und gewährt gleichzeitig Einblick in ihr einladendes, buntes Universum. In ihre «Ausweichwelt», wie der Frontmann sie nennt, «die wir uns schaffen, um in der Welt da draussen besser überleben zu können».
Neben der Musik, die in einem vom Berner Künstler Dirk Bonsma gestalteten Cover auf Vinyl, aber auch als Download erhältlich ist, ist auch ein Frankie-Safari-Comic erschienen. Darin ist die (Heldinnen-)Geschichte um den Neuzugang von Organistin Jungle Matsumi nachzuschauen. Der Frau, die die Band laut Dottore Safari in einer anstrengenden Produktionsphase und relativ kurz vor der Albumveröffentlichung «gerettet» hat. «Es gibt viel zu wenig Frauen, die Rock'n'Roll machen – wir sind sehr stolz, sie dabei zu haben.»
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