Aktuell Frederik X. – Dänemarks laufender Langzeit-Kronprinz wird König

SDA

12.1.2024 - 08:28

Die dänische Königin Margrethe II. wird nach 52 Jahren auf dem Thron abdanken und das Amt damit an ihren ältesten Sohn, den bisherigen Kronprinzen Frederik, weitergeben. Foto: Steffen Trumpf/dpa
Die dänische Königin Margrethe II. wird nach 52 Jahren auf dem Thron abdanken und das Amt damit an ihren ältesten Sohn, den bisherigen Kronprinzen Frederik, weitergeben. Foto: Steffen Trumpf/dpa
Keystone

Als Dänemark 1972 zum letzten Mal einen Thronwechsel erlebte, war die Welt noch eine andere: Statt Ukraine- und Gazakrieg trieb der Vietnamkrieg die Menschen um, die Lage in Nordirland eskalierte, und die Bundesrepublik und die DDR blieben noch viele Jahre lang zwei per Mauer voneinander getrennte Staaten.

Im Staate Dänemark starb damals König Frederik IX. nach 25 Jahren Regentschaft. Auf dem Thron beerbte ihn am 14. Januar 1972 seine erst 31-jährige Tochter Margrethe, die damals zwei kleine Söhne hatte: den dreijährigen Frederik und den zwei Jahre alten Joachim. Seitdem führte Königin Margrethe II. Deutschlands nördlichen Nachbarn mit Hingabe, Humor und auch der einen oder anderen Zigarette in der Hand.

Ganze 52 Jahre später wird der ältere von Margrethes Söhnen nun ihr Thronerbe antreten. Kronprinz Frederik wird an diesem Sonntag neuer König von Dänemark, nachdem Margrethe am Silvesterabend zur grossen Überraschung des dänischen Volkes ihre Abdankung angekündigt hatte. «Am 14. Januar 2024 – 52 Jahre nachdem ich meinen geliebten Vater beerbte – werde ich als Königin von Dänemark zurücktreten. Ich werde den Thron an meinen Sohn Kronprinz Frederik, übergeben», hatte die Monarchin in ihrer Neujahrsansprache verkündet.

Historische Sätze einer pragmatischen Monarchin

Diese historischen Sätze schlugen wenige Stunden vor dem Jahreswechsel lauter ein als jeder Silvesterböller. Abgedankt wird im Königreich Dänemark normalerweise nicht, seit fast 900 Jahren hat dort niemand mehr freiwillig auf den Thron verzichtet. Auch Margrethe hatte immer wieder beteuert, bis zum Tod auf dem Thron bleiben zu wollen.

«Sie hat immer gesagt: Ich bleibe, bis ich sterbe», sagt die dänische Botschafterin in Berlin, Susanne Hyldelund. «Die Ankündigung hat mich wie viele andere Dänen schon emotional berührt.» In der Tat haben Millionen Däninnen und Dänen Zeit ihres Lebens nur ein Staatsoberhaupt ihres Königreiches erlebt – die Königin eben.

Bei der Ankündigung bewies Margrethe jedoch abermals den Pragmatismus und den eigenen Willen, der sie während ihrer Regentschaft immer ausgezeichnet hat: Eine grössere Rückenoperation im Februar 2023 hatte nicht nur dazu geführt, dass sich die Königin das Rauchen abgewöhnte. Sie geriet nach eigenen Angaben durch die OP auch ins Nachdenken, ob nicht der richtige Zeitpunkt gekommen sei, um die Verantwortung an die nächste Generation weiterzugeben. Ihr Entschluss: Ja, so ist es.

Am Sonntag macht Margrethe nun wie angekündigt Schluss. Auf einem Treffen mit der dänischen Regierung will sie am frühen Nachmittag ihre Abdankung unterzeichnen – in diesem Moment wird der Thronwechsel formal vollzogen. Um 15.00 Uhr wird der neue König Frederik X. dann von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen auf dem Balkon von Schloss Christiansborg als neuer Monarch ausgerufen.

52 Jahre Vorbereitung

Dänemark erhält damit einen neuen König, der seit 52 Jahren eine Art Langzeit-Kronprinz gewesen ist. Mit der royalen Rolle musste Frederik in jungen Jahren erst warm werden, er haderte lange Zeit mit der Aufmerksamkeit und den Erwartungen, die in ihn gesetzt wurden.

Seinen Weg fand er durch den Sport und andere körperliche Herausforderungen. Auf diese Weise konnte der junge Prinz in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten und gleichzeitig er selbst sein. Seinen ersten Marathon lief er 1992 in der beachtlichen Zeit von drei Stunden und 23 Minuten, er absolvierte die aufreibende Kampfschwimmerausbildung beim Militär und nahm 2000 an einer knapp 2800 Kilometer langen Schlittenexpedition durch Grönland teil.

Frederiks Faszination für den Sport brachte ihn auch dem generell sportbegeisterten dänischen Volk näher. Im Rahmen seines 50. Geburtstags rief er den Volkslauf Royal Run ins Leben, bei dem seitdem jedes Jahr auf Neue an verschiedenen Orten in Dänemark Zehntausende Menschen an den Start gehen – selbstredend auch Frederik selbst. Die nächste Auflage findet am 20. Mai statt – dann nicht mehr mit Frederik als Kronprinz im Teilnehmerfeld, sondern als König.

Frederiks grösster Joker beim Volk ist aber seine Familie, besonders seine Frau, Kronprinzessin Mary, die nun Königin sein wird. Die Australierin hatte er im Rahmen der Olympischen Spiele 2000 in Sydney in einer Bar kennengelernt und vier Jahre später in Kopenhagen geheiratet. 2005 wurde ihr erstes Kind geboren, Prinz Christian, der nun mit 18 Jahren zum Kronprinzen wird. Mit Isabella (16) und den Zwillingen Vincent und Josephine (beide 13) folgten drei weitere Kinder.

Smarte Eltern mit einer goldigen Kinderschar: Die Kronprinzenfamilie gilt bei den Dänen als volksnah und beliebt. Ab und an kam es gar vor, dass Frederik im Lastenrad gesichtet wurde – so wie andere Eltern in Kopenhagen mit seinen Kindern an Bord. Ein unbestätigter Bericht eines spanischen Mediums über eine angebliche Nacht bei einer Mexikanerin in Madrid kratzte im vergangenen November an diesem Bild, wirkte sich aber nicht auf die Beliebtheit der Royals aus.

Die Kulturfreundin und der Sportsfreund

In vielerlei Hinsicht ist Frederik anders als seine königliche Mutter. «Der Kronprinz ist eher ein Mann des Volkes», berichtet Botschafterin Hyldelund. «Er stellt sehr viele Fragen und ist neugierig, was seine Gesprächspartner zu sagen haben. Diese Nähe zum Volk mag er.» Die Gegensätze zwischen ihm und seiner Mutter sind Frederik durchaus bewusst. «Wir beide haben uns immer ergänzt», sagte er im September 2022 in einer Rede zu Margrethes nachgefeiertem 50. Thronjubiläum.

«Du bist eine Frau. Ich bin ein Mann. Du malst. Ich bewege mich», verglich Frederik. «Du meisterst das Wort. Mir fehlt es daran manchmal. Du stehst auf Klassik, ich auf Rock.» Die Monarchin und sich beschrieb er als ein hervorragendes Team mit einigen gemeinsamen Jahren auf dem Buckel – so vielen, dass sie sich gewiss sein könne, dass er das Schiff schon weitersteuern werde, wenn die Zeit dafür komme. Damals konnte er noch nicht ahnen, dass er schon 16 Monate später das Ruder an der Spitze des Königreiches übernehmen wird.