Flammeninferno bei Athen Für die Flucht vor dem Feuer blieben oft nur Sekunden

dpa

24.7.2018

Berichte von Überlebenden der Waldbrände bei Athen machen deutlich, wie rasch die gesamte Gegend ein Raub der Flammen wurde. Vielen, die mit knapper Not mit dem Leben davonkamen, steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

Das Feuer kam rasend schnell. «Alles passierte in Sekunden», sagt Andreaas Passios, der in einem von einem verheerenden Waldbrand betroffenen Gebiet nordöstlich von Athen lebt. «Ich habe mir ein Badehandtuch gegriffen. Das hat mein Leben gerettet. Ich habe es mit Wasser getränkt, habe meine Frau gepackt, und wir sind zum Meer gerannt.»

Dort seien sie zwei Stunden lang geblieben. «Es war unglaublich. Gaskanister sind explodiert, brennende Kiefernzapfen sind überall herumgeflogen», berichtet Passios.

Sorge um Familienmitglieder

Andere hatten nicht so viel Glück wie er und seine Frau. Der Leiter des griechischen Roten Kreuzes, Nikos Oikonomopoulos, sagte im Fernsehsender Skai, ein Mitglied eines Einsatzteams habe ihm mitgeteilt, dass sie ganz in der Nähe 26 Leichen gefunden hätten. Die Opfer, offenbar Familien, hatten sich demnach in Strandnähe eng zusammengedrängt. Viele von ihnen hätten einander umarmt. Die Gruppe wurde vermutlich in der Nähe von mehreren verkohlten Autos entdeckt, die vor einem von einer Mauer umgebenen Gelände standen. Das Gelände wurde ein Raub der Flammen.

Spyros Hadjiandreou trifft am Dienstag gerade dort ein, er ist auf der Suche nach Angehörigen. «Meine Nichte und meine Kusine haben hier Urlaub gemacht. Ich weiss nicht, ob sie es geschafft haben», sagt er besorgt. «Ich weiss nicht, ob es ihnen gut geht, ich habe nichts von ihnen gehört.»

Die Brände - einer etwa 50 Kilometer westlich von Athen in Kineta, der andere nordöstlich der Hauptstadt bei Rafina - brachen am Montag aus noch ungeklärten Gründen aus. Angefacht von heftigem Wind breiteten sie sich in der beliebten Urlaubsgegend rasend schnell auf bewohntes Gebiet aus. Viele Menschen hätten sich in ihren Häusern oder Autos nicht mehr in Sicherheit bringen können, sagt Feuerwehrsprecherin Stavroula Malliri.

«Wir konnten ihm nicht entkommen»

Eine der Überlebenden aus der Nähe von Rafina ist die frühere Vorsitzende der Kommunistischen Partei Griechenlands, Aleka Papariga. «Die Polizei hat versucht, uns vom Feuer wegzuleiten. Aber wir konnten ihm nicht entkommen», sagt sie. «Wir sind im Verkehr steckengeblieben, und die Flammen waren über uns. Wir haben eine kleine Lücke entdeckt und haben es herausgeschafft.»

Der Bürgermeister der Hafenstadt Rafina, Evangelos Bournous, sagt: «Wir hatten Pech. Der Wind hat gedreht und ist mit solcher Wucht auf uns zugekommen, dass er das Küstengebiet innerhalb von Minuten verwüstet hat.» Die Hafenanlage wurde zum provisorischen Lazarett, Sanitäter behandelten Überlebende, die sich auf Boote gerettet hatten und zum Teil nur ihre Badekleidung trugen.

Regenschauer, die am Montag über Athen niedergingen, zogen an den Grossbränden vorbei. «Es ist eine schwierige Nacht für Griechenland», sagt Ministerpräsident Alexis Tsipras, der einen Besuch in Bosnien abbrach und nach Athen zurückkehrte. Die Zahl der Toten stieg bis zum Dienstagvormittag auf mindestens 49, weitere Opfer wurden befürchtet.

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