Bergsturz Gefahrenstufe in Brienz auf Blau – «Insel» steht kurz vor Abbruch

sda

16.6.2023 - 01:50

Ab sofort gilt in Brienz Gefahrenstufe Blau, das Dorf darf nicht mehr betreten werden. (Archivbild)
Ab sofort gilt in Brienz Gefahrenstufe Blau, das Dorf darf nicht mehr betreten werden. (Archivbild)
Keystone

Der so genannte «Insel»-Bereich am Berghang über dem evakuierten Dorf Brienz/Brinzauls in Graubünden steht offenbar unmittelbar vor dem Abbruch. Wie die Gemeinde Albula/Alvra auf Twitter bestätigte, wurde bereits die Gefahrenstufe Blau eingeleitet.

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Brienz/Brinzauls darf deswegen unter keinen Umständen mehr betreten werden, verschiedene Strassen wurden bereits gesperrt. «Es ist offenbar ein sehr grosses Ereignis in Gang oberhalb von Brienz/Brinzauls. Was genau passiert, können wir im Moment noch nicht sagen, es ist stockdunkel. Wir hören aber auf den Kameras und auch die Leute vor Ort hören, dass oberhalb von Brienz etwas in Gang ist», sagte Christian Gartmann, Sprecher der Gemeinde Albula, dem SRF am frühen Freitagmorgen. Dem Gemeindeführungsstab zufolge habe sich die Geschwindigkeit des Abrutsches in kurzer Zeit verzehnfacht.

RhB sperrt Albulalinie

Wie die Sprecherin der Räthischen Bahn AG (RhB), Yvonne Dünser, mitteilte, gehen Spezialisten derzeit davon aus, dass der Bereich «Insel» oberhalb des Dorfes jederzeit abbrechen kann. Die RhB habe deshalb auf der Albulalinie die sofortige Schliessung der Strecke Tiefencastel – Filisur verfügt. Da auch die parallel zur Bahnlinie verlaufende Landwasserstrasse gesperrt ist, könne kein Bahnersatz mit Bussen angeboten werden. Reisende vom/ins Engadin sollen nun laut RhB via Vereinalinie reisen und Reisende Richtung Filisur, Bergün/ Bravuogn, Preda und Spinas via Landquart – Davos – Filisur.

Rutschgeschwindigkeit nahm zu

Erst am Dienstag hatte es am absturzgefährdeten Berghang ein Felssturz ereignet. Experten erwarteten seitdem einen Wechsel in der Dynamik am Berg, allerdings mit unklarer Richtung. Die abgestürzten Felsen waren im Geröllfeld unterhalb des Berghanges liegen geblieben. Das Volumen der abgestürzten Felsen werde auf «einige tausend Kubikmeter» geschätzt, twitterte die Gemeinde Albula/Alvra. Solche Felsstürze seien eines von drei möglichen Szenarien am Berg. Weitere Szenarien seien ein kontinuierlicher Schuttstrom und ein grosser Bergsturz.

Zutritt in Phase Blau nun unmöglich

Die Blockschläge hatten der Geimde zufolge zuletzt weiter zugenommen. Als Felssturz werden Gesteinsabbrüche mit einem Gesamtvolumen von mindestens 100 Kubikmetern bezeichnet. Erst ab einer Million Kubikmeter Gestein wird aus dem Felssturz ein Bergsturz. Landwirtinnen und Landwirte hatten am Dienstag noch Zutritt zu den Wiesen unterhalb des Dorfes erhalten, um heuen zu können. Wegen der hohen Blockschlag-Aktivität wurde der Zutritt aber wieder aufgehoben. Mit dem heutigen Wechsel der Gefahrenstufen von Rot auf Blau ist der Zutritt nun gänzlich verboten.