Tierische PolizistenGeld stinkt doch: Aus dem Alltag eines Notenspürhundes
dpa/tali
13.6.2019
Drogen? Sprengstoff? Weit gefehlt. Wenn Luke und Schröder auf Spurensuche gehen, schnüffeln sie nach Bargeld.
Luke stellt die Ohren auf und jault ungeduldig, denn er weiss: Jetzt beginnt die Arbeit, oder vielmehr: sein Lieblingsspiel. Der dreijährige Schäferhund ist nach Angaben des Zolls ein ganz besonderer Spezialist: Seit einem halben Jahr beschnüffelt Luke im Staatsauftrag Reisende am Düsseldorfer Airport nach Bargeld. Auf seinem Geschirr steht es weiss auf schwarz: Zoll.
«Such!», befiehlt Hundeführerin Sabine Mohren (36). Das ist das ersehnte Signal. Jetzt kommt niemand mehr an Luke vorbei, ohne dass er ihn mit den vielen Millionen Riechzellen seiner Hochleistungsnase einer genauen Geruchskontrolle unterzogen hat. Das dauert nur eine Sekunde. Die meisten Passagiere registrieren so schnell gar nicht, dass sie kontrolliert wurden. «Nein, haben wir nicht gemerkt», sagt eine Mutter auf Nachfrage, die den Hund soeben passiert hat. Oder sie vermuten in Luke, wie zwei junge Männer auf dem Weg zu ihrer Maschine, einen Drogenspürhund.
«Absolute Schwerstarbeit»
«Nasenarbeit ist absolute Schwerstarbeit», sagt Zollsprecher Michael Walk. In seinen ersten sechs Monaten Dienstzeit habe Luke am Airport bereits insgesamt 1,2 Millionen Euro erschnuppert. Bei 21 Passagieren zeigte er an, dass sie eine verdächtig grosse Summe Bargeld bei sich haben. Seit 2007 müssen mehr als 10'000 Euro Bargeld beim Zoll angemeldet werden, wenn sie in die oder aus der EU gebracht werden. Damit will man Terrorfinanzierung, Geldwäsche und Schwerkriminalität wie Drogenhandel erschweren.
Doch auch in anderen Bereichen können Notengeldspürhunde nützlich sein, weiss Feldweibel Jörg Waldner, der für die Kantonspolizei Basel-Stadt den Riesenschnauzer Schröder zum Profi-Schnüffler ausgebildet hat: «Ich wurde auch schon vom Erbschaftsamt angefragt, um in einem Haus verstecktes Geld zu finden», gab Waldner 2018 «20 Minuten» zu Protokoll. «Er findet selbst gut verpacktes Geld, denn ein Hund kann selbst kleinste Mengen von Geruchsmolekülen in der Luft wahrnehmen», erklärte Waldner. Denn Geld stinkt eben doch.
Wie man die dicken Fische erkennt
Weil fast jeder Passagier am Düsseldorfer Flughafen Geldscheine bei sich hat und Luke nur Summen über 10'000 Euro aufspüren soll, ist Schröders deutscher Kollege auf dickere Geldbündel trainiert. Was er riecht, ist die spezielle Kombination der Gelddruckfarben und des Papiers der Banknoten. «Jede Währung riecht sogar anders», sagt Hundeführerin Mohren. Ihr Hund ist trainiert auf Euro, Dollar, britische Pfund und türkische Lira.
«Er kann natürlich 9'990 Euro nicht von 10'000 unterscheiden, es kommt ja auch auf die Stückelung an», sagt Mohren. Ausserdem weiss er nicht, ob die von ihm angezeigte Summe ordnungsgemäss angemeldet ist. So hatte mit den 1,2 Millionen Euro, die er bislang erschnupperte, letztlich alles seine Ordnung. Gleiches gilt für die 25'000 Euro Bargeld, die Luke just in der Tasche einer 20-Jährigen erschnüffelt hat: Die junge Frau, die der Hund erst kurz anbellte, dann mit der Nase anstupste und sich vor ihr setzte, ist Zoll-Anwärterin und nur ein «Köder» für Luke. Test bestanden.
Zwölf Spürhunde in Zürich
Solch namhafte Funde konnte auch die Kantonspolizei Zürich dank ihrer tierischen Angestellten vermelden. Die Deutsche Schäferhündin Nyra von der Wolfsgrube etwa hat einmal 120'000 Franken in einem Metallschrank in einem Geheimfach aufgespürt, wie Ralph Hirt von der Medienstelle der Polizei gegenüber «Bluewin» erklärt.
Bei der Kantonspolizei Zürich seien insgesamt zwölf Betäubungsmittelspürhunde tätig – vorwiegend Deutsche Schäferhunde, aber auch Retriever. Sechs der Tiere werden auch für die Suche nach Notengeld eingesetzt.
Die Spürhunde werden gemäss Hirt immer zuerst darin geschult, Betäubungsmittel aufzuspüren. Erst danach kommt das Erschnüffeln von Geld hinzu. Diese Ausbildung dauere vier bis sechs Monate und werde mit einem Einsatztest beendet.
Zuschnappen verboten
Am Airport Düsseldorf kann Luke 20 Minuten lang die Passagierströme beschnuppern. Dann braucht er dringend eine mindestens genauso lange Pause. Was ihn auszeichnet und in die engere Wahl hat kommen lassen, sei seine geringe Aggressivität, sagt Mohren. So nah an den Reisenden darf Luke auf keinen Fall zuschnappen, wenn ein Passagier eine schreckhafte Bewegung macht oder eine Kinderhand nach ihm greift.
«Kinder sind ihm zum Glück völlig egal», berichtet die Hundeführerin, während sich gleich mehrere begeisterte Kleinkinder wartender Familien um das Tier scharen. Umgekehrt gilt das Gegenteil: Kleine Kinder scheint der 40 Kilogramm schwere Schäferhund trotz seiner beeindruckenden Grösse magisch anzuziehen.
Regelmässige Leistungstests
Für seine elf Spürhund-Kollegen, die am Airport hinter den Kulissen im Gepäckbereich ihren Dienst tun, gelten nicht so strenge Anforderungen. Sie dürfen an den Koffern zumindest ein bisschen knabbern, sabbern und kratzen, wenn sie etwas erschnüffelt haben.
Einmal im Jahr muss der Rüde zum Leistungstest. Dann wird geprüft, ob er den Anforderungen noch gewachsen ist oder in Hunde-Rente muss. Mit drei Jahren ist er allerdings ein junger Zollhund. «Wir hoffen, dass er noch einige Millionen in den nächsten Jahren erschnüffelt», sagt Zollsprecher Walk.
Echte oder vorgetäuschte Angst?
Nicht alle sind von Luke so begeistert wie die Kinder in der Wartezone. Einigen ist es sichtlich unangenehm, dass seine feuchte Nase so nahe kommt. Aber das ist unvermeidlich, soll der Hund zuverlässig versteckte Banknoten wittern. Es gebe auch Passagiere mit so viel Angst vor Hunden, dass sie sich partout nicht an Luke vorbeitrauen. «Die müssen wir dann manuell kontrollieren», sagt Walk. Denn die Angst könnte ja nur vorgegaukelt sein, um der Kontrolle zu entgehen.
Sobald Luke etwas erschnüffelt hat, bekommt er eine Belohnung: seinen leuchtend grünen Ball. Auf ihm darf er herumkauen. Ein Wurstbrot lässt ihn dagegen kalt, wenn er im Dienst ist, versichert Mohren. Bei einem Koffer voll mit getrocknetem Fisch, den ein Reisender kürzlich aus Afrika mitgebracht hatte, sei er zwar sehr neugierig gewesen, habe aber nicht angezeigt. «Bei der Arbeit blendet er alles andere aus.»
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