Studie belegt Gesundheit - Barfussgehen ist laut neuer Vergleichsstudie gesund

SDA

21.4.2018

éfter mal die Socke ablegen, denn: Barfuss läuft es sich gesünder. (Symbolbild)
éfter mal die Socke ablegen, denn: Barfuss läuft es sich gesünder. (Symbolbild)
Bild: KEYSTONE/Armin Weigel

Barfussgehen ist gesund. Das belegt eine neue Vergleichsstudie von Sportmedizinern in Deutschland und Südafrika. Die Forscher untersuchten und vermassen dafür die Füsse von insgesamt 1015 Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 18 Jahren in beiden Ländern.

In der südafrikanischen Westkap-Provinz um die Stadt Stellenbosch sei das Barfussgehen bei Kindern und Jugendlichen sehr verbreitet, unabhängig vom sozialen Status, sagt der promovierte Hamburger Sportmediziner Karsten Hollander, der das Forschungsprojekt zusammen mit seiner Jenaer Kollegin Prof. Astrid Zech leitete. «Auch die Studenten gehen barfuss zur Uni.»

Die Versuchsteilnehmer in Deutschland, Schüler aus Hamburg und den angrenzenden schleswig-holsteinischen Landkreisen Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg, tragen natürlich die meiste Zeit des Jahres Schuhe.

Die Forscher beobachteten die Schüler in beiden Ländern zwischen März 2015 und Juni 2016 beim Gehen, Laufen, Weitspringen und Balancieren. In ihren Messmodellen berücksichtigten sie die Unterschiede in Gewicht, Geschlecht, ethnischem Hintergrund und körperlicher Aktivität.

Schuh-Kinder neigen eher zu Plattfüssen

Bei einem 20-Meter-Lauf erfassten sie das Aufsetzen des Fusses mit einer hochauflösenden Kamera. Dabei zeigte sich, dass die normalerweise barfuss gehenden Versuchsteilnehmer im Alter von sechs Jahren zu 75 Prozent vermehrt mit der Ferse aufsetzen. Die meist beschuhten Kinder aus Norddeutschland machten das nur zu drei Prozent, bevorzugten also das Auftreten mit dem Vorfuss. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen verringere sich erst im Alter der Pubertät, sagte Hollander.

Die Messung des Fussgewölbes mit einem traditionellen Messschieber und einer Druckmessplatte ergab, dass Schuh-Kinder eher zu Plattfüssen neigen. Ihr Fussgewölbe war im Schnitt um acht bis zwölf Prozent flacher als das der Barfuss-Kinder. Die südafrikanischen Schüler konnten zudem aus dem Stand drei Zentimeter weiter springen und machten beim Balancieren auf einem dünnen Balken weniger Fehler.

Hollander schlussfolgert aus den Ergebnissen: «Ob man barfuss aufwächst, hat grossen Einfluss auf die Fussentwicklung, das Gangbild und die körperlichen Leistungsfähigkeit.» Der Sportmediziner rät Eltern, ihre Kinder barfuss gehen zu lassen. «Es reicht schon, für eine gewisse Zeit beispielsweise beim Spielen im Garten oder im Sand auf dem Spielplatz die Schuhzeiten zu unterbrechen.»

«Vorteile des Barfussgehens überwiegen»

Hollander, der neben seiner Forschungstätigkeit in einem Hamburger Spital arbeitet, sieht auch die Gefahren des Barfusslaufens. Der Schuh habe eine Schutzfunktion. «Ich glaube aber, dass die Vorteile des Barfussgehens überwiegen», sagt er.

Wer Verletzungen fürchte, könne auch minimalistische Schuhe mit dünner, flexibler Sohle tragen, die das Gefühl barfuss zu gehen vermitteln. Zudem mache Kindern die Bewegung ohne Schuhe Spass, weil Füsse auch ein Tastorgan seien. Ursprünglich hätten Füsse genauso viele Nervenzellen wie Hände - nur seien sie zum Teil verkümmert.

Die Studie wurde kürzlich von der Fachzeitschrift «Nature» veröffentlicht. Die Ergebnisse will Hollander nun auf dem Deutschen Olympischen Sportärztekongress vorstellen, der vom 24. bis 26. Mai an der Universität Hamburg stattfindet.

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