Kontroverse um Limit Halbiert Tempo 30 wirklich den Lärm?

tafu

6.2.2020

Eine Reduktion des Tempolimits auf 30 verringert den Lärm. Aber wirklich um die Hälfte?
Eine Reduktion des Tempolimits auf 30 verringert den Lärm. Aber wirklich um die Hälfte?
Bild: Keystone

In einem Interview erklärte Zürichs Baudirektor Neukom, Lärm halbiere sich bei einer Reduktion von Tempo 50 auf 30. «Kreuzfalsch», kontert FDP-Kantonsrat Bourgeois und klärt auf.

Eine geringere Geschwindigkeit innerorts verringert die Lärmbelästigung, so viel ist klar. Aber wird durch eine Reduktion der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h der Lärm gleich halbiert? Wenn man dem grünen Baudirektor des Kantons Zürich, Martin Neukom, glauben mag, ist genau das der Fall.

Im Interview mit Radio SRF hatte Neukom erklärt, dass sich von Tempo 50 auf 30 der Lärm ungefähr halbiere, was für Anwohner an lauten Strassen Vorteile habe. Doch seine Aussage stimme so nicht, berichtet die «NZZ» und zitiert FDP-Kantonsrat Marc Bourgeois. Auf seiner Facebook-Seite erklärt dieser mit vielen Worten, was er von Neukoms Aussage hält.

«Anwohnende werden enttäuscht sein»

«Leider kreuzfalsch», so schreibt Bourgeois. «Die Reduktion von Tempo 50 auf Tempo 30 reduziert den Schalldruckpegel anerkanntermassen um rund 3 dB(A). Um den wahrgenommenen Lärm zu halbieren, braucht es aber eine Reduktion des Schalldruckpegels um 10 dB(A).»

Korrekt sei nur, dass sich diese Temporeduktion genauso auswirke, wie eine Halbierung der Verkehrsmenge. Der Lärm werde dadurch aber lediglich um etwa 19 Prozent reduziert. «Die Anwohnenden werden enttäuscht sein.»

Weiter erklärt der Kantonsrat, dass es ihn nachdenklich stimme, wenn das wichtigste Argument des zuständigen Regierungsrats komplett falsch sei. «Aber vermutlich interessieren ihn naturwissenschaftliche Fakten nur dann, wenn sie zur Ideologie passen.»

Doch das lässt die Baudirektion nicht auf sich sitzen und beruft sich in einer Mitteilung der Medienstelle darauf, dass die Zuhörer es nicht verstanden hätten, hätte man von einer Halbierung der Verkehrsmenge oder der Schallenergie gesprochen.

Regierungsrat Neukom habe sich in dem Interview auf eine kürzlich erschienene Studie bezogen. Darin lobte das Bundesamt für Strassen ausdrücklich Tempo 30 als «wirkungsvolle Massnahme zu Lärmreduktion an der Quelle», zitiert die «NZZ».

Geringere Schallspitzen

Man habe festgestellt, dass besonders nachts durch schnelles Beschleunigen oder lärmiges Fahrverhalten verursachte Schallspitzen bei Tempo 30 geringer ausfielen. Daher könne man durchaus von einer Halbierung der Schallempfindung sprechen, so Neukoms Medienstelle.

Auch auf den Vorwurf Bourgeois' reagiert Neukom über seine Medienstelle.  Er sei sich seiner Verantwortung durchaus bewusst und habe sich nicht aus rein ideologischen, politischen oder naturwissenschaftlichen Gründen zur Tempofrage geäussert.

Bourgeois sieht sich allerdings trotzdem gezwungen, zu handeln und hat nach Berichten der «NZZ» elf Fragen zum Thema Lärmschutz und Tempo 30 an den Regierungsrat formuliert, die er in der kommenden Woche im Kantonsrat einreichen will.

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