Strafzölle auf 1300 Produkte Handelsstreit zwischen USA und China eskaliert

4.4.2018

Die USA kündigen neue Strafzölle auf Importe aus China in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar an. China droht mit Vergeltung in gleichem Masse. Die beiden grössten Volkswirtschaften steuern auf Kollisionskurs.

Mit neuen Strafzöllen haben die USA den Handelskonflikt mit China verschärft. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump legte eine Liste mit Importen aus China im Wert von 50 Milliarden US-Dollar im Jahr vor, auf die künftig Abgaben von 25 Prozent erhoben werden sollen.

Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer begründete das scharfe Vorgehen mit chinesischen Verstössen gegen Urheberrechte und den Zwang für US-Unternehmen in China, Technologie an chinesische Firmen weiterzugeben.

Die neuen Strafzölle weckten Sorgen über die weltweiten Auswirkungen einer Eskalation des Handelsstreits zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften. China kündigte umgehend Vergeltung an. «Wir werden entsprechende Massnahmen gegenüber den USA in gleicher Höhe und gleichem Ausmass vorbereiten», teilte das Handelsministeriums am Mittwoch in Peking mit. Die chinesischen Gegenmassnahmen sollen «in naher Zukunft» verkündet werden. «Wir sind zuversichtlich und in der Lage, auf jeden Handelsprotektionismus der USA zu antworten.»

Verstoss gegen die Grundsätze der WTO

China werde die Schiedsgremien der Welthandelsorganisation (WTO) anrufen. Das amerikanische Vorgehen verstosse gegen die Grundsätze der WTO. Das Ministerium nannte die Strafzölle «grundlos». «Es ist typisch für eine Politik des Alleingangs und Handelsprotektionismus.» Die neue Liste widerspreche sowohl den Interessen der USA als auch denen Chinas und ignoriere die Bedürfnisse der Verbraucher.

Die am Dienstag Washingtoner Ortszeit veröffentlichte Liste umfasst 1300 Produkte. Sie werde in den nächsten zwei Monaten noch justiert, teilte der US-Handelsbeauftragte mit. Die neuen Zölle sollen, vorbehaltlich erneuter Veränderungen, unter anderem chinesische Hochtechnologie-Industrien treffen, darunter den Maschinenbau, die Raumfahrt, die Informations- und Kommunikationstechnik.

Konsumgüter wie Kleidung, deren Preiserhöhungen durch Zölle direkt auf den Verbraucher durchschlügen, blieben zunächst aussen vor. Das Volumen der betroffenen Importe wurde auf 50 Milliarden US-Dollar beziffert, nachdem es in früheren Äusserungen auch geheissen hatte, China solle mit Zöllen im Volumen von bis zu 60 Milliarden Dollar belegt werden.

Die neue Liste folgt auf Strafabgaben auf Stahl und Aluminium, die die USA im vergangenen Monat verfügt hatten. Darauf hatte China schon am Montag mit eigenen Zöllen auf amerikanische Einfuhren in Höhe von drei Milliarden US-Dollar geantwortet. «Es ist nur höflich, sich zu revanchieren, heisst es in einer chinesischen Redensart», meinte die US-Botschaft in einer Reaktion auf die neue Liste.

Die USA begibt sich auf einen «rutschigen Abhang»

Der US-Handelsbeauftragte Lighthizer sagte, die USA hätten wirksame Massnahmen ergreifen müssen, um China wegen seiner staatlich gelenkten Bemühungen zu konfrontieren, sich zwangsweise amerikanische Technologie anzueignen «oder sogar zu stehlen». Er bezog sich auch direkt auf die ehrgeizige chinesische Industriestrategie «Made in China 2025», mit der das Reich der Mitte zum weltweiten Technologieführer aufsteigen will.

Vertreter der US-Wirtschaft und der in China tätigen US-Unternehmen warnten allerdings, dass höhere Einfuhrzölle der falsche Weg seien und Verbraucher in den USA schädigten. Der Mehrheitsführer im US-Senat, Mitch McConnell, sagte nach US-Medienberichten vor Bauern und Wirtschaftsvertretern im US-Bundesstaat Kentucky, er sei «kein Freund von Zöllen». Der Republikaner warnte, dass sich die USA auf einem «rutschigen Abhang» bewegten. «Ich bin nervös, in einen Handelskrieg zu geraten, und hoffe, dass es nicht zu weit geht.»

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