Grausam und verlogen«Heilige Scheisse» – ältere Schwester verurteilt Trump scharf
tafi/AP/SDA
23.8.2020
Trumps Nichte Mary nimmt heimlich Gespräche mit ihrer Tante Maryanne Trump Barry auf. Darin hält die 83-jährige frühere Richterin mit ihrem Urteil über die Politik ihres Bruders nicht hinter dem Berg. Der ist zwar US-Präsident, habe aber keinerlei Prinzipien.
Nach einem Enthüllungsbuch seiner Nichte hat US-Präsident Donald Trump auch von seiner Schwester erbitterte Kritik einstecken müssen. «Er hat keine Prinzipien», sagte die ehemalige Richterin Maryanne Trump Barry in einer Reihe von Audioaufnahmen, die am Samstag veröffentlicht wurden und die der Nachrichtenagentur AP vorlagen.
Die Aussagen waren heimlich von ihrer Nichte Mary Trump aufgezeichnet worden, die dem Präsidenten in ihrem kürzlich erschienenen Buch vorgeworfen hatte, ein egozentrischer Narzisst und auf seinem Posten völlig überfordert zu sein.
Seit der Veröffentlichung des Buches mit dem Titel «Too Much and Never Enough, How My Family Created The World’s Most Dangerous Man» («Zu viel und nie genug – Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschaffen hat») war Mary Trump immer wieder gefragt worden, woher viele der Informationen daraus stammen.
Dass sie bei Vier-Augen-Gesprächen mit ihrer Tante Maryanne in den Jahren 2018 und 2019 geheim 15 Stunden an Material aufgenommen hatte, räumte sie erst am Samstag ein. Ihr Sprecher sagte, sie habe das getan, um sich selbst vor möglichen Klagen zu schützen.
In einer der Aufnahmen ist die heute 83-jährige Schwester des Präsidenten zu hören, wie sie über einen Twitter-Beitrag ihres Bruders sagt: «Sein verdammter Tweet und die Lügen, oh mein Gott.» Danach fügt sie hinzu: «Ich spreche zu offen, aber du weisst schon. Das Ändern der Geschichten. Die fehlende Vorbereitung. Das Lügen. Heilige Scheisse.» In einer anderen Aufnahme sagte sie: «Es ist die Verlogenheit des Ganzen. Es ist die Verlogenheit und die Grausamkeit. Donald ist grausam.»
Barry sagt den Aufnahmen zufolge auch, dass ihr Bruder nichts lese – ein Vorwurf, der in Washington häufig aufkommt. Zudem behauptet Barry, dass Trump jemanden bezahlt habe, einen Qualifikationstest abzulegen, der ihm sein Studium an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Pennsylvania, die Wharton School of Finance, ermöglichte. Diesen Betrugsvorwurf hatte Mary Trump im Juli in ihrem Buch bereits ohne Angabe der Quelle wiedergegeben; das Weisse Haus dementierte damals.
Trump, der erst am Freitag seinen und Maryannes verstorbenen Bruder Robert Trump bei einer Zeremonie im Weissen Haus verabschiedet hatte, zeigte sich unbeeindruckt von den Aufnahmen. «Jeden Tag gibt es etwas anderes, wen schert's. Ich vermisse meinen Bruder und werde weiter hart für das amerikanische Volk arbeiten.»