Haft nach Abschuss des Schweizer Wolfs: Hier stürmt die Polizei das Haus der Wilderer in Ungarn
Der Wolf «M237» wandert von Graubünden aus 1900 Kilometer bis nach Ungarn – nur um dort von einem neunjährigen Jungen erschossen zu werden, wie die Polizei nun belegen kann. Eine ungarische Anti-Terror-Einheit nahm die mutmasslichen Täter fest.
04.08.2023
Vier Monate haben ungarische Behörden ermittelt, wer den Schweizer Wolf «M237» getötet hat. Als sie die Wilderer stellen, überlassen sie nichts dem Zufall: Die Anti-Terror-Einheit schlägt zu.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die mutmasslichen Täter, die den Schweizer Wolf «M237» getötet haben, sind gefasst.
- Sie haben das Tier wohl am 1. April nahe der Grenze zur Slowakei erschossen.
- Weil es sich um Schützen eines lokalen Jagdvereins handelt, wurde die Verhaftung an eine Anti-Terror-Einheit delegiert.
Die ungarische Polizei nimmt den Fall ernst, als im April der Tod eines Wolfs gemeldet wird: 1900 Kilometer ist das Tier von Graubünden aus gewandert, bis es Ungarn erreicht hat – Rekord!
Doch dann setzt das Signal des GPS-Senders aus, der überhaupt erst ermöglicht, die Wege des Wolfes nachzuvollziehen. Das ruft die Behörden auf den Plan, deren Ermittlungen vier Monate dauern. Sie ergeben, dass der Jäger in einem Grenzort zur Slowakei zum Gejagten geworden ist.
Der Wolf wurde erschossen, das Halsband abgeschnitten und in einen Fluss geworfen. Bald stehen zwei Mitglieder eines örtlichen Jagdvereins in Verdacht: Heute geht die Polizei davon aus, dass der neunjährige Sohn von einem der beiden den Schuss abgegeben hat.
Weil es sich bei den mutmasslichen Tätern um Schützen handelt, wird die Terrorelhárítási Központ (TEK) mit der Verhaftung betraut. Die Anti-Terror-Einheit ist erst 2010 ins Leben gerufen worden und beschäftigt rund 1300 Menschen. Normalerweise kümmert sie sich um Terroristen, das organisierte Verbrechen, Geiselnehmer oder Bankräuber.
Dass Budapest mit derart schwerem Geschütz gegen die Täter vorgeht, freut die Gruppe Wolf Schweiz, die das Schicksal von «M237» nachverfolgt: «Ungarn wird hierzulande gerne die Rechtsstaatlichkeit abgesprochen», heisst es auf Facebook. «Die Ermittlungsbehörden scheinen dort aber weitaus handlungsfähiger zu sein als in der Schweiz, wo Wilderei an Wölfen kaum je aufgeklärt wird und die entsprechenden Verfahren meist eingestellt werden.»