Extrem gefährlich «In drei Monaten krank» – Gift in E-Zigaretten von Philip Morris

tafi / SDA

7.4.2019

E-Zigaretten sind eine immer beliebter werdene Alternative zu herkömmlichen Kippen. Gesünder sind sie  aber nicht: In den Filtern der Marke Iqos haben Wissenschaftler nun hochgiftige Stoffe nachgewiesen.
E-Zigaretten sind eine immer beliebter werdene Alternative zu herkömmlichen Kippen. Gesünder sind sie  aber nicht: In den Filtern der Marke Iqos haben Wissenschaftler nun hochgiftige Stoffe nachgewiesen.
DPA / Symbolbild

Dampfen statt qualmen: E-Zigaretten werden immer beliebter. In den Filtern einer bekannten Marke hat das Blaue Kreuz nun hochgiftige Stoffe nachgewiesen. Der Hersteller beteuert, dass diese Dämpfe nicht eingeatmet würden.

In den Filtern der boomenden E-Zigaretten Iqos von Philip Morris entweichen bei Erwärmung hochgiftige Stoffe. Das hat ein Labor im Auftrag des Blauen Kreuzes Bern-Solothurn-Freiburg entdeckt, wie die «SonntagsZeitung» (kostenpflichtiger Artikel) berichtet.

Bei der Untersuchung wurden die Polymerfilter auf 100 Grad erhitzt. Das Labor stellte dabei fest, dass sich gefährliche Giftstoffe – sogenannte Isocyanate – vom Filter lösen. «Beim Gebrauch werden die Filter noch stärker erhitzt als im Labor», zitiert die «SonntagsZeitung» Markus Wildermuth, beim Blauen Kreuz zuständig für den Test.

Ob der Stoff beim Konsum inhaliert wird, wurde nicht getestet. Rainer Kaelin, Waadtländer Lungenspezialist und früherer Vizepräsident der Lungenliga Schweiz, warnte gegenüber der Zeitung dennoch: «Wenn sich erhärtet, dass beim Konsum von Iqos Isocyanate eingeatmet werden, ist das hoch problematisch.»



Isocyanate sind ein gefährliches Gift. Sie schädigen die Membranen menschlicher Zellen. Sie kommen unter anderem in Lösungsmitteln, Beschichtungen, Lacken oder Industrieschäumen vor. Für Arbeitsplätze gelten strenge Vorschriften.

Die Schadstoffe können zu Augenverletzungen wie Hornhautschäden und Atemwegsreizungen bis hin zu Asthma oder der obstruktiven chronischen Lungenerkrankung COPD führen. Daneben können sie allergische Reaktionen hervorrufen. Das Einatmen aus der Umgebungsluft kann bereits nach einem Jahr zu tödlichen Krankheiten führen.

1984 entwichen im indischen Tank einer Pestizidfabrik des US-Chemiekonzerns Union Carbide im indischen Bhopal rund 40 Tonnen eines Isocyanats. Das führte zur Katastrophe von Bophal, die über 2800 Menschen das Leben kostete. Mehrere Hunderttausende trugen schwere Verletzungen wie Augen- und Schleimhautschäden davon.

Bereits das Einatmen sehr kleiner Mengen könne die Gesundheit stark schädigen und bereits nach drei Monaten krank machen. Im Extremfall habe das Einatmen von Isocyanaten in der Luft «bereits nach einem Jahr zu Krankheiten mit tödlichem Verlauf geführt».



Philip Morris räumt dem Bericht zufolge die Existenz des Gifts ein. Im Alltagsgebrauch von Iqos werde der Stoff aber nicht inhaliert, versicherte ein Konzernsprecher mit Verweis auf eigene detaillierte Untersuchungen.

Das Blaue Kreuz widerspricht den Aussagen des Konzerns. «Wir konnten belegen, dass die Filter beim gewöhnlichen Gebrauch partiell schmelzen und dabei auf eine Temperatur erhitzt werden, bei welcher sich Isocyanate tatsächlich ablösen», sagt Markus Wildermuth im «Tages-Anzeiger».

Philip Morris will künftig gegen 40 Prozent des Umsatzes mit «risikoreduzierten Produkten» erwirtschaften. Der Konzern preist Iqos als eine «potenziell weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten» an.

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