Kritik an PutinHochwasserkatastrophe in Russland weitet sich aus
dpa
10.4.2024 - 14:00
Ural-Hochwasser löst Katastrophe in Russland und Kasachstan aus
STORY: In den russischen Hochwassergebieten gibt es noch keine Entwarnung. Nach Dauerregen, Schneeschmelze und einem Dammbruch am Fluss Ural sind weite Gebiete der Region überschwemmt. Der Gouverneur der Oblast Orenburg, Denis Pasler, sprach am Wochenende von der schlimmsten Überflutung seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Ural sei auf seiner gesamten Länge von 2400 Kilometer über die Ufer getreten. Tausende Menschen wurden allein in der Stadt Orsk in Sicherheit gebracht. Der Bürgermeister von Orenburg, Sergej Salmin, sagte, das Wasser werde in den nächsten Tagen nur steigen. Unterdessen wurde eine Untersuchung eingeleitet, wer für den Dammbruch in der Region Orsk verantwortlich sei. Laut den Anklagebehörden wird wegen Vernachlässigung der Wartung des 2010 errichteten Dammes ermittelt. Lokalen Behörden zufolge wurde der Damm für eine Wasserhöhe von 5,5 Meter errichtet, der Ural habe inzwischen aber fast 10 Meter erreicht.
10.04.2024
Russische Medien sprechen bereits von einem «Jahrhunderthochwasser mit apokalyptischem Ausmass». Tausende Menschen verlieren ihr Hab und Gut. In der Kritik steht auch die russische Führung.
10.04.2024, 14:00
dpa
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Die Hochwasserkatastrophe im Süden Russlands und in Kasachstan hat sich weiter verschärft.
Mittlerweile sind bereits mehr als 90'000 Menschen in Sicherheit gebracht worden.
In beiden Ländern wird den Behörden vorgeworfen, schlecht gewappnet zu sein.
Russische Staatsmedien sprechen von einer «Jahrhundertflut mit apokalyptischen Ausmassen».
Die Wasserstände sind durch die massive Schnee- und Eisschmelze im Uralgebirge begleitet von Niederschlägen schnell angestiegen.
Die Hochwasserkatastrophe in Russland an den Südausläufern des Uralgebirges weitet sich aus. In der Grossstadt Orenburg trat am Dienstagabend der Fluss Ural über die kritische Marke, erreichte einen Höchststand von 9,31 Meter, die Fluten breiteten sich aus, wie die Behörden mitteilten. Mehrere Stadtteile standen dort bereits unter Wasser. Der Orenburger Gouverneur Denis Pasler forderte die Menschen auf, sich in sichere Teile der Stadt zu retten. In der Region Orenburg gilt der Ausnahmezustand.
Mehr als 10'000 Häuser sind überschwemmt, mehr als 6500 Menschen mussten sich in Sicherheit bringen und ihr Hab und Gut zurücklassen. Russische Staatsmedien sprechen von einer «Jahrhundertflut mit apokalyptischen Ausmassen». Besonders betroffen im Gebiet Orenburg ist die Stadt Orsk, wo Dämme gebrochen waren. Aber auch benachbarte Regionen klagen über steigendes Hochwasser.
Im Gebiet Kurgan im Südwesten Sibiriens waren auf Fotos und Videos ebenfalls riesige überflutete Flächen zu sehen. Teils ragten von den Häusern nur Dächer aus dem Wasser. Menschen liessen sich mit Rettungsbooten in Sicherheit bringen.
Die Hochwasserlage verschärft sich auch in Kasachstan weiter. «Seit dem Beginn der Überschwemmungen wurden 86'000 Personen gerettet und evakuiert, darunter 29'000 Kinder», teilte das kasachische Katastrophenschutzministerium mit.
Der kasachische Staatschef Kassym-Schomart Tokajew hatte bereits vergangene Woche «mit Blick auf Ausmass und Konsequenzen» von der vielleicht «grössten Naturkatastrophe der vergangenen 80 Jahren» gesprochen und den örtlichen Behörden vorgeworfen, keine ausreichenden Vorkehrungen für das Hochwasser getroffen zu haben.
Mittlerweile sind an den Rettungseinsätzen in Kasachstan 23'000 Mitarbeiter der Ministerien für Katastrophenschutz, Inneres und Verteidigung sowie der Geheimdienste beteiligt.
Lage in Russlands Hochwassergebieten weiter angespannt - Gallery
Überschwemmungen in der russischen Stadt Orsk.
Bild: dpa
Ein Friedhof in Orsk in Russland steht unter Wasser.
Präsident Wladimir Putin wiederum, der laut Kreml fortlaufend über die Lage in Südrussland informiert wird, ordnete einen grösseren Einsatz von Polizeipatrouillen an, die Plünderungen verhindern sollen. Auf einem Video war zu sehen, wie Menschen auf einem Platz «Putin hilf!» riefen. Bisher schickte der Kremlchef Regierungsmitglieder in die Katastrophenregion, wo die Wasserstände durch die massive Schnee- und Eisschmelze im Uralgebirge begleitet von Niederschlägen schnell angestiegen waren. Kritiker bemängeln, dass seit Jahren zu wenig getan werde, um sich gegen das Frühjahrshochwasser zu rüsten.
«In Russland gibt es eine Katastrophe nach der anderen», sagte die Putin-Kritikerin Julia Nawalnaja, Witwe des im Februar gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny. Die Machthaber seien wie immer nicht vorbereitet. «Im Winter sind sie nicht auf Frost und Schneefall vorbereitet, im Sommer nicht auf die Waldbrände, im Frühjahr nicht auf das Hochwasser», sagte sie. Es stünden mehr als 10'000 Häuser und mehr als 18'000 bewohnte Grundstücke unter Wasser. «Aber Putins Beamte beeilen sich nicht, den Menschen zu helfen.» Sie seien nur mit sich selbst beschäftigt.