Eine Komposition aus dem Jahr 1931 der Schweizer Künstlerin Sophie Taeuber-Arp in der Sonderausstellung im Kunstmuseum Basel.
Sophie Taeuber-Arp liess Farben und Formen tanzen.
Hommage an die Grande Dame der Abstraktion im Kunstmuseum Basel - Gallery
Eine Komposition aus dem Jahr 1931 der Schweizer Künstlerin Sophie Taeuber-Arp in der Sonderausstellung im Kunstmuseum Basel.
Sophie Taeuber-Arp liess Farben und Formen tanzen.
Das Kunstmuseum Basel zeigt in Kooperation mit dem Museum of Modern Art New York und der Tate Modern in London eine grosse Retrospektive zum Schaffen der Schweizer Künstlerin Sophie Taeuber-Arp. Die Ausstellung ordnet sie als Grande Dame der Abstraktion ein.
In der Schweiz ist Sophie Taeuber-Arp (1889-1943) den meisten Menschen vornehmlich über ihr Konterfei auf der alten 50-Franken-Note bekannt. Ihr Werk dürfte, obwohl es in Fachkreisen längst als herausragend taxiert wird, bis heute weniger populär sein.
Die Retrospektive in den drei Städten hat nun zum Ziel, die Künstlerin endgültig «in den Himmel der Klassischen Moderne» aufziehen zu lassen, wie Kunstmuseumsdirektor Josef Helfenstein am Donnerstag an einer Medienkonferenz sagte. Er sprach ganz unbescheiden von einem «historischen Moment», der zum internationalen Durchbruch führen werde.
Dafür spricht die Kooperation der drei Museen. Die Initiative hierfür kam nicht etwa vom Geburtsland der Künstlerin, sondern vom Museum of Modern Art in New York. Dort hätte die Ausstellung 2020 ihre erste Station haben sollen, wegen der Corona-Krise kommt nun das Basler Museum zur Premiere.
Die Retrospektive zeigt mit über 250 Werken den gesamten Kunstkosmos Taeuber-Arps, die im appenzellischen Trogen aufgewachsen war und in Zürich an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung wegen eines ungenügend belüfteten Holzofens verstarb. An der Seite ihres Ehemanns, dem Bildhauer Hans Arp, war sie ein einflussreiches Mitglied von wichtigen Künstlergruppen der Abstraktion – oder etwas näher eingeordnet: des Konstruktivismus.
«Gelebte Abstraktion»
Aber so streng lässt sich die höchst spielerisch arbeitende Künstlerin, der das Dogmatische fern lag, nicht einordnen. Darauf deutet auch der Untertitel der Ausstellung, «Gelebte Abstraktion» hin. Der ehemalige Basler Kunstmuseumsdirektor Georg Schmidt, der Taeuber-Arp 1937 in einer grosse Konstruktivistenschau in der Kunsthalle Basel gezeigt hatte, verlieh ihrem Werk die scheinbar gegensätzlichen Attribute «Klarheit, Geordnetheit und Heiterkeit».
Taeuber-Arp kam vom Kunsthandwerk zur Kunst, wobei hier die Grenzen höchst durchlässig sind. So gehen ihre Perltäschchen, Wanddteppiche, Kissenüberzüge und Marionetten aus der frühen Schaffenszeit ebenso selbstverständlich als Kunst durch wie ihre Zeichnungen, Gouachen, Ölbilder und Reliefs. Avantgardistisch war auch, dass sie die Perltäschchen, normalerweise mit Blumenmotiven, mit abstrakten Formen versah.
Dabei ist ihr Werk nie statisch streng. Selbst ihre konstruktivistischen Gemälde mit reduzierten geometrischen Formen wirken beschwingt und lebendig bewegt. In ihrem Spätwerk befreite sie die Formen und Linien von ihrem geometrischen Korsett und führte die Linien und Flächen zu einem wilden Tanz auf der Leinwand oder dem Papier.
Die chronologisch aufgebaute Ausstellung lässt Taeuber-Arps Werdegang von der Avantgardistin des Kunsthandwerks zur Pionierin der Abstraktion in der bildenden Kunst trefflich nachvollziehen. Und sie zeigt damit, dass sie eben viel mehr war, als eine Handwerkerin, die irgendwie zur Kunst kam, sondern als herausragende Künstlerin verstanden werden sollte, die sich nicht um hierarchische Gattungsgrenzen scherte.
Die Ausstellung «Sophie Taeuber-Arp» ist bis am 20. Juni im Kunstmuseum Basel zu sehen, bevor sie über London nach New York weiterreisen wird. Gleichzeitig zeigt die Fondation Beyeler in Riehen in der Dialogausstellung «Rodin/Arp» bis am 16. Mai Werke ihres Ehemanns Hans Arp.