Spital statt Entspannung Horrortrip nach CBD-Konsum mit E-Zigarette wegen illegaler Drogen

AP/phi

17.9.2019

CBD-Vaping-Produkt: Jay Jenkins hätte 2018 seine Neugier fast mit seinem Leben bezahlt.
CBD-Vaping-Produkt: Jay Jenkins hätte 2018 seine Neugier fast mit seinem Leben bezahlt.
Bild: AP

Cannabidiol soll – auch im Verdampfer – gegen Entzündungen und Angst helfen. Doch nicht überall, wo CBD draufsteht, ist es auch drin: Mitunter mischen die Hersteller gefährliche Substanzen in ihre Produkte.

Jay Jenkins zögerte, als ein Kumpel ihm CBD als E-Zigarette anbot. «Es wird dich entspannen», versicherte der Freund. Jenkins schlug ein. Doch statt dass er relaxte, schwand ihm nach zwei Zügen das Bewusstsein.

Im Dampf steckte nicht das aus Hanf gewonnene Cannabidiol, kurz CBD, dem heilsame Wirkungen nachgesagt werden, sondern eine billige synthetische Droge. Der Freund fuhr Jenkins ins Krankenhaus. Dort diagnostizierte man akutes Atemversagen.

Als der Amerikaner wieder bei Bewusstsein war und die Klinik verlassen durfte, nahm er eine Probe des Stoffs mit nach Hause und stellte sie der Nachrichtenagentur AP zur Verfügung.

«Yolo!» mit Heidelbeergeschmack: Nicht überall, wo CBD draufsteht, ist es auch drin.
«Yolo!» mit Heidelbeergeschmack: Nicht überall, wo CBD draufsteht, ist es auch drin.
Bild: AP

Die gab eine Analyse in Auftrag – von insgesamt 30 Vapes, die quer durch die USA als CBD verkauft worden waren, den Nutzern aber suspekt erschienen. Das Ergebnis: Ein Drittel der Proben enthielt die synthetische Droge K2, auch als Spice bekannt. Die zugesetzten psychoaktiven Chemikalien können Fachleuten zufolge gefährliche toxische Wirkung haben.

In einer Marke fand die Analyse noch eine andere Art synthetisches Marihuana – abhängig davon, wo das Produkt gekauft wurde und mit welchem Geschmack es versehen war. «Es ist wie russisches Roulette», sagt James Neal-Kababick, Direktor des Flora-Forschungslabors, das die Untersuchung ausführte.

Vapes mit synthetischen Drogen

Mit gefährlichen Stoffen versetzte Verdampferprodukte haben schon Dutzende Menschen wie Jenkins in die Notaufnahmen gebracht. Untersuchungen der US-Behörden in neun Staaten, die der AP vorliegen, decken sich mit den eigenen Analysen. Unter mehr als 350 getesteten Produkten fanden sich rund 130, die als nicht psychoaktives CBD verkauft wurden und in denen stattdessen eine synthetische Droge enthalten war.

Neben Substanzen für den Verdampfer war unter den Treffern auch Essbares, das mit CBD markiert war – darunter Gummibärchen. Auch diese Analysen konzentrierten sich auf verdächtige Produkte, repräsentativ für den gesamten Markt ist das Ergebnis nicht.

Er habe sich auf das CBD-Angebot eingelassen, weil ihm langweilig gewesen sei, sagt Jay Jenkins. Der Kumpel habe den Stoff mit Brombeergeschmack in Lexington in South Carolina gekauft. Der Name des Vapes: Yolo! für «You only live once» (Man lebt nur einmal).

Gift, das in Europa schon tötete

Die Analyse fand dann eine Giftbeimischung, die in Europa schon für etwa ein Dutzend Todesfälle verantwortlich gemacht wird. Im US-Staat Utah wurden Yolo-Produkte derweil mit einer Reihe von Erkrankungen in Zusammenhang gebracht.

Einen Verantwortlichen haben die Behörden allerdings nie ausfindig machen können. Die Urheber der gepanschten Liquids hinterlassen keine Visitenkarten: Auf den Verpackungen sind keine Hersteller aufgeführt. Neue Anbieter ersinnen bisweilen einfach ein Label und steigen in den Vertrieb ein.

CBD-Öl der Marke «Yolo!»: 30 Vaping-Produkte wurden im Labor genauer untersucht.
CBD-Öl der Marke «Yolo!»: 30 Vaping-Produkte wurden im Labor genauer untersucht.
Bild: AP

Das undurchsichtige System von Herstellung und Verteilung erschwert naturgemäss die Ermittlungen, wenn Gesundheitsschäden auftreten. Die finanziellen Verlockungen für Betrüger sind indes gross: Laut Internet gibt es synthetisches Marihuana für gut 22 Franken pro halbem Kilo. Die gleiche Menge an CBD kostet Hunderte oder gar Tausende Franken.

Damit dürfe aber nicht die ganze Branche in Misskredit geraten, sagt Marielle Weintraub von der Hemp Authority, einem US-Industrieverband, der CBD-Kosmetik und Nahrungsergänzungsmittel zertifiziert. Doch die wachsende Nachfrage habe schwarze Schafe auf den Plan gerufen. «Die Leute haben gemerkt, wie der Markt wächst», sagt sie. Da gebe es schon ein «paar kurzlebige Unternehmen, die versuchen, das schnelle Geld zu machen».

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