«I Love NY» «I Love NY»: Werbeschilder an Autobahnen sorgen für Ärger

AP

10.8.2018

Bis zum 30. September muss der US-Staat New York gut 500 «I Love NY»-Schilder entlang der Autobahnen und Strassen abmontieren. 
Bis zum 30. September muss der US-Staat New York gut 500 «I Love NY»-Schilder entlang der Autobahnen und Strassen abmontieren. 
Mike Groll/AP/dpa

Seit Jahren mahnt die amerikanische Verkehrsbehörde, dass Werbetafeln an den New Yorker Schnellstrassen Autofahrer ablenken könnten. Jetzt hat sie dem US-Staat ein Ultimatum gesetzt.

Die Verkehrsbehörde setzt New York die Pistole auf die Brust. Bis zum 30. September müssen gut 500 «I Love NY»-Schilder entlang der Autobahnen und Strassen abmontiert werden, die dort für Sehenswürdigkeiten und Gastronomie des US-Staates werben. Sonst drohen Kürzungen von umgerechnet knapp 13 Millionen Euro bei den staatlichen Zuschüssen für Schnellstrassen. Die grossen blauen Tafeln unter dem Motto «I Love NY», die in Fünfergruppen von Long Island bis Buffalo am Strassenrand platziert wurden, sind kaum zu ignorieren - und aus Behördensicht ist genau das ein Problem.

Die Verkehrsbeamten sehen die Tafeln als Gefahr, weil sie Autofahrer ablenken und Unfälle verursachen könnten. Die Schilder genügten nicht den Vorschriften, heisst es. Schon seit Jahren schwelt der Streit zwischen der Bundesbehörde und dem New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo. Dessen Verwaltung betrachtet die Tafeln nicht als Sicherheitsrisiko: Es sei nicht erwiesen, dass sie je zu einem Unfall beigetragen hätten, erklärt sie. Vielmehr feiert der Staat den Beitrag zur Tourismusindustrie.

Seither ist nichts geschehen

Cuomo hatte allerdings zugesagt, die Schilder bis zum Sommerbeginn abzubauen. Seither ist nichts geschehen, was erneut die Bundesbehörde auf den Plan gerufen hat. Auch Kritikern des demokratischen Gouverneurs ist der Konflikt Öl auf dem Feuer. «Wenn der Gouverneur nicht nur sein Ego päppeln würde, sich an die Autobahnvorschriften halten würde und einen Kompromiss gesucht hätte, statt das Gesetz zu missachten, hätten wir dieses peinliche Debakel verhindern können», sagt der republikanische Abgeordnete Joseph Errigo.

Cuomos republikanischer Herausforderer in der anstehenden Gouverneurswahl, Marc Molinaro, bezeichnet den Amtsinhaber einen selbsternannten Modefan. Auch in den Zeitungen finden die Schilder wenig Anklang. Die «Newsday» von Long Island beschrieb sie als «nutzlose Beleidigung fürs Auge». Cuomo startete mit der «I Love NY»-Kampagne vor rund fünf Jahren durch, um die rund 100 Milliarden schwere Tourismusindustrie weiter anzukurbeln.

Das Logo, bei dem das Wort «Love» mit einem Herzen ausgedrückt wird, prangt neben Hinweisen auf Sehenswürdigkeiten, Geschichte, Essen und Trinken und Freizeit auf den Schildern, die in der Höhe zwischen zwei und zweieinhalb Meter messen, in der Breite etwa drei bis viereinhalb Meter. Links unten wird für die «I Love NY»-App geworben, rechts unten ist die zugehörige Internetadresse angegeben.

Zu gross und zu viele Informationen

In mehreren Punkten stösst dies der Bundesaufsicht kräftig auf: Die Schilder seien zu gross und sie enthielten zu viele Informationen; darunter aber keine, die der Verkehrsführung nützlich wären. Bei den Details gelten vor allem Webadressen als No-Go. Eine genauere Analyse dazu sei nötig, um festzustellen, ob die Tafeln eine Ablenkung der Autofahrer sind, meint die Verkehrsexpertin Nancy Grugle aus Colorado.

Trotz früher Einwände der Bundesbehörde hielt die Cuomo-Verwaltung über Jahre hinweg an der Werbekampagne fest. Sie kostete die Steuerzahler des Staates New York umgerechnet fast sieben Millionen Euro, rund 13 400 Euro für jedes der 517 Schilder. Das waren sie nach Cuomos Ansicht wert: Sie seien ein «grosser, grosser Erfolg für diesen Staat», lobte der Gouverneur, der als möglicher Präsidentschaftskandidat 2020 gilt.

Er sieht sie als wesentliche Komponente zur Förderung des Tourismus, der nach offiziellen Angaben 2017 fast 244 Millionen Besucher nach New York lockte, vier Prozent als im Jahr zuvor. Wie es nun mit den Schildern weitergeht, dazu haben die Behörden des Staates sich noch nicht konkret geäussert. In der vergangenen Woche hiess es lediglich, man gehe von einer «für beide Seiten nutzbringenden Einigung» aus - noch deutlich vor Ablauf des Ultimatums am 30. September.

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