Massiver Anstieg Japan geschockt: So viele Fälle von Kindesmissbrauch wie nie zuvor

tsha

8.2.2019

Der japanische Premierminister Shinzo Abe zeigte sich nach dem Tod eines zehnjährigen Mädchens betroffen (Archivbild).
Der japanische Premierminister Shinzo Abe zeigte sich nach dem Tod eines zehnjährigen Mädchens betroffen (Archivbild).
Bild: dpa/Jussi Nukari

Vor wenigen Wochen rüttelte der Fall einer misshandelten Zehnjährigen die Japaner auf. Jetzt zeigt sich: Das Problem ist grösser als angenommen.

Im vergangenen Jahr wurden den japanischen Behörden 80'104 Fälle von vernachlässigten, misshandelten oder missbrauchten Minderjährigen gemeldet. Das berichtet das Portal «Japan Today». Das entspricht einem Anstieg von mehr als 22 Prozent gegenüber dem Jahr 2017 und einer Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2013.

In einem Grossteil der Fälle wurden die Kinder Opfer von psychischem Missbrauch; körperlicher Missbrauch ist für fast 15'000 Fälle verantwortlich. Fast 8'000 Kinder wurden vernachlässigt, 258 Minderjährige sexuell missbraucht. Noch nie seit Erhebung der Zahlen im Jahr 2004 wurden in Japan derart viele Fälle gemeldet. Experten gehen davon aus, dass immer mehr Fälle bekanntwerden, weil die Bevölkerung für die Thematik zunehmend sensibilisiert ist.

«Er tritt und schlägt mich»

Erst im Januar hatte der Fall einer Zehnjährigen das Land geschockt. Das Mädchen wurde von seinen Eltern misshandelt und verstarb wenig später. Zuvor hatte die zehnjährige Mia Kurihara ihrem Lehrer erzählt, dass sie von ihrem Vater geschlagen werde. «Mein Vater ist mir gegenüber gewalttätig», so Mia in einem vertraulichen Brief an ihren Lehrer. «Er wacht mitten in der Nacht auf und tritt und schlägt mich. Lehrer, können Sie etwas unternehmen?»

In der japanischen Öffentlichkeit wurde nach Bekanntwerden des Falls massive Kritik an den Behörden laut, die dem Mädchen nicht geholfen hatten. Auch Premier Shinzo Abe äusserte sich nach dem Tod der kleinen Mia. «Wir haben es nicht geschafft, ihren Schrei nach Hilfe zu beantworten», so Abe. «Wir als Regierung nehmen das ernst.»

Bereits nach dem Tod einer Fünfjährigen im vergangenen Jahr hatte die japanische Regierung Notfallmassnahmen sowie mehr Geld für Sozialarbeiter und Jugendschutzbehörden versprochen. Yua Funato war im März 2018 verhungert, weil sich ihre Mutter und ihr Schwiegervater nicht um sie gekümmert hatten.

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