Flugzeugabsturz Kampfjet-Pilot muss nach Absturz 2016 in Holland vor Militärgericht

bo, sda

25.2.2021 - 14:58

Im Training für eine Flugshow in der Niederlanden kam es im Juni 2016 zu einer Kollision zwischen zwei Kampfjets der Patrouille Suisse. Gegen den Piloten der abgestürzten Maschine hat die Militärjustiz Anklage erhoben. (Archivbild)
Im Training für eine Flugshow in der Niederlanden kam es im Juni 2016 zu einer Kollision zwischen zwei Kampfjets der Patrouille Suisse. Gegen den Piloten der abgestürzten Maschine hat die Militärjustiz Anklage erhoben. (Archivbild)
Keystone

Der Fall des im Juni 2016 in Leeuwarden in den Niederlanden abgestürzten Tiger-Kampfflugzeugs der Patrouille Suisse kommt vor Militärgericht. Der Auditor hat Anklage gegen den Piloten der verunglückten Maschine erhoben.

Der Auditor wirft dem Piloten vor, bei dem Annäherungsmanöver, das er flog, seine Sorgfaltspflichten verletzt und so auf dem Trainingsflug die Kollision mit einem anderen Kampfflugzeug verursacht zu haben, wie die Militärjustiz am Donnerstag mitteilte. Ende März 2019 war die Voruntersuchung gegen den Piloten eröffnet worden.

Angeklagt wird der Pilot nun des fahrlässigen Missbrauchs und Verschleuderung von Material, der fahrlässigen Störung des öffentlichen Verkehrs sowie der mehrfachen fahrlässigen Nichtbefolgung von Dienstvorschriften. Für den Angeklagten gelte die Unschuldsvermutung, hiess es in der Mitteilung.

Im Juni 2016 war ein F5-Tiger-Kampfflugzeug der Patrouille Suisse in der Nähe des Militärflugplatzes Leeuwarden in den Niederlanden abgestürzt, nachdem sich zwei Jets bei einem Trainingsflug touchiert hatten. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten. Bei der Landung in einem Treibhaus zog er sich leichte Verletzungen zu.

Flugzeug nahe Weiher zerschellt

Das Flugzeug zerschellte in unmittelbarer Nähe des an einem Weiher gelegenen Treibhauses und erlitt Totalschaden. Das zweite Flugzeug wurde ebenfalls durch die Kollision beschädigt, blieb aber manövrierfähig. Es konnte vom Piloten sicher gelandet werden.

In seinem Schlussbericht zur vorläufigen Beweisaufnahme Ende März 2019 hielt der Untersuchungsrichter fest, der Pilot habe nach einem Manöver zur Reduktion der Geschwindigkeit das zweite am Unfall beteiligte Flugzeug bei der Wiedereingliederung in die Formation aus den Augen verloren. Er habe es jedoch unterlassen, dies über Funk mit dem Wort «blind» zu melden.

Die Phase der Desorientierung des Piloten sei mit fünf bis zehn Sekunden zu lang gewesen, als dass er auf die «blind»-Meldung hätte verzichten dürfen. Ein mögliches Fehlverhalten des Piloten als Unfallursache lasse sich deshalb nicht ohne Weiteres von der Hand weisen.

Zukunft der Staffel in Frage gestellt

Beide Piloten galten als sehr erfahren und verfügten über 1250 respektive 2000 Flugstunden auf den Flugzeugen der Luftwaffe. Es handelte sich um den ersten schweren Unfall der Patrouille Suisse in ihrem damals 52-jährigen Bestehen. Der Auftritt in Leeuwarden wurde in der Folge abgesagt.

Nach dem Absturz des F-5E Tiger-Kampfjets war rasch die Frage nach weiteren Auftritten der Jet-Kunstflugstaffel ins Zentrum gerückt. Einige Medien stellten auch die Zukunft der Staffel in Frage – zumal es sich bereits um den zweiten Vorfall innert weniger Monate gehandelt hatte.

Im Februar 2016 des selben Jahres hatte ein Flugzeug des PC-7-Teams bei einem Trainingsflug über dem Zielgelände der Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz GR das Zugseil einer Seilbahnkamera zertrennt. Die Kamera fiel in den Zielraum und landete im Schnee, ohne jemanden zu verletzen. Das Flugzeug wurde beschädigt, konnte aber sicher auf dem Flugplatz Samedan landen.

Höhere Sicherheitsmargen

Die Patrouille Suisse flog trotz des Vorfalls in den Niederlanden bereits Mitte Juni 2016 am 75-Jahr-Jubiläum des Flugplatzes Meiringen im Berner Oberland wieder, allerdings nur in einer Fünferformation.

Im Ausland flogen Schweizer Fliegerstaffeln erst wieder ab Ende April 2017, dies unter verschärften Sicherheitsbedingungen. Konkret wurden die Minimalflughöhen angehoben: Auf 60 statt 46 Meter für Solisten, 92 Meter statt 60 Meter für den Verband und 92 Meter über schlecht sichtbaren Hindernissen.

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