Drogenanbau Kiffen für die Wissenschaft

SDA/tpfi

1.5.2020 - 13:31

Nach einer Marihuana-Plantage in der Steiermark hat die österreichische Polizei eine weitere im Innviertel aufgetan. Sie tarnte sich als «Forschungsanstalt». Die 200 «Studienteilnehmer» zahlten allerdings für die «Medikamente» handelsübliche Tarife. Die Betreiber sind sich keiner Schuld bewusst.
Nach einer Marihuana-Plantage in der Steiermark hat die österreichische Polizei eine weitere im Innviertel aufgetan. Sie tarnte sich als «Forschungsanstalt». Die 200 «Studienteilnehmer» zahlten allerdings für die «Medikamente» handelsübliche Tarife. Die Betreiber sind sich keiner Schuld bewusst.
Source: Keystone/APA/Polizei Leibnitz 

In einer konzertierten Aktion hat die Polizei am vergangenen Freitag bei Durchsuchungen im oberösterreichischen Innviertel rund 170 Kilo Marihuana beschlagnahmt. Die Pflanzung war als «Forschungsanstalt» deklariert.

In den Fokus der Untersuchung geriet ein Verein im Bezirk Schärding, der «Gras» angeblich zur Erforschung der medizinischen Wirkung in der eigenen Gärtnerei züchtete und an die Mitglieder verkaufte, so die Polizei am Freitag.

27 Polizeibeamte waren bei den Hausdurchsuchungen im Auftrag der Staatsanwaltschaft im Einsatz. Geführt wird der Verein von einer 50-jährigen Frau und einem 55-Jährigen aus dem Bezirk Schärding.

Mitglieder hatten den ermittelnden Beamten erklärt, dass dort Cannabis zur «wissenschaftlichen Forschung» abgegeben werde. Das bestätigten die beiden Verdächtigen auch: Seit 2019 werde Marihuana mit unterschiedlichem Gehalt des bewusstseinsverändernden Wirkstoffes THCA weitergegeben, und zwar von unter 0,3 Prozent (das ist der Grenzwert der Legalität) bis über sechs Prozent.

Bei ihrem Projekt werde die Behandlung von Krankheiten mit unterschiedlichen Marihuana-Sorten erforscht. Dazu wurden auch Fragebögen zur Dokumentation der Wirkung erstellt und ausgegeben.

Mitgliederbeitrag wie in einem Sportclub

Die unterschiedlichen Marihuana-Sorten wurden in einer ehemaligen Gärtnerei gezogen, die von den Verdächtigen als «Forschungsareal» bezeichnet wird. Bisher hätten sie im Zuge des Projektes rund 15 bis 30 Kilo Marihuana mit einem THCA-Anteil im illegalen Bereich erzeugt und zum Teil an die Vereinsmitglieder weiterverkauft.

Die rund 200 Mitglieder kommen aus ganz Österreich und dem südbayerischen Raum. Etwa zwei Drittel beteiligten sich aktiv am «Forschungsprojekt». Dazu mussten sie einen Jahresbeitrag von 60 Euro entrichten. Für das ausgegebene Marihuana war eine «Mindestspende» von sieben Euro je Gramm zu entrichten, was ungefähr dem normalen Marktpreis entspricht.

Noch nicht geklärt ist laut Polizei, wie viel der sichergestellten 170 Kilo Marihuana illegal sind, denn ein Teil dürfte den THCA-Grenzwert nicht überschreiten. Entsprechende Untersuchungen zur Bestimmung des Reinheitsgehalts seien veranlasst worden, hiess es.

Die Vereinsfunktionäre gaben an, sie seien der Meinung gewesen, dass ihr Handeln rechtlich gedeckt ist, weil ihre «Forschungstätigkeit» in den bei der Behörde gemeldeten Statuten nachzulesen sei. Das sahen die Kriminalisten anders: Sie regten bei der Bezirkshauptmannschaft Schärding eine behördliche Auflösung des Vereins an.

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