Geschäft mit TotenKrematorium schnappt sich Kronen, Implantate und Goldzähne
sob
1.10.2018
Von wegen Totenruhe: Das Krematorium Nordheim in Zürich macht kräftig Kohle aus der Asche. Es filtert aus den sterblichen Überresten Edelmetalle und verkauft sie für teures Geld an Recyclingfirmen.
Viele Menschen tragen mit Implantaten oder Zahnkronen wertvolles Edelmetall in sich. Sterben sie, landet es meist in der Urne. Neuerdings haben die Kremierer ein Auge darauf geworfen, wie der «Blick» berichtet. Schmuck, Zahnkronen oder Implantate schmelzen zwar in den Elektroöfen, aber deren kostbare Rohstoffe Gold, Palladium, Silber und Platin bleiben erhalten.
Angehörige bekommen keinen Rappen
Das Krematorium Nordheim in Zürich verkauft seit dem 1. September diese Edelmetalle an Recyclingfirmen. Die Angehörigen bekommen aus dem Erlös keinen Rappen. Sie können die Feinfilterung der Asche – ein Vorgang der nur vier Minuten dauert –, höchstens verbieten. Dann werden die Edelmetalle mitsamt der Asche vergraben.
Es geht um viel Geld. Alleine der Wert des Goldes, das jährlich auf Friedhöfen vergraben wird, schätzen Fachleute auf vier Millionen Franken.
Solothurn machte den Anfang
Das Nordheim in Zürich ist nach Solothurn erst das zweite Krematorium in der Schweiz, das auf die Edelmetalle der Toten aus ist. Krematorien in St. Gallen, Aarau und Basel wollen von dieser Praxis nichts wissen. «Die Asche gehört vollumfänglich den Angehörigen, nicht den Krematorien oder dem Staat», sagt Ursula Lauper vom Krematorium St. Gallen.
Anders in Solothurn, wo man wie in Zürich glaubt, selbst darüber entscheiden zu dürfen, wer den Gewinn aus dem Totengold einstecken darf. «Das Edelmetall gehört nach der Verbrennung dem Staat», sagt Solothurns Stadtschreiber Hansjörg Boll.
2,2 Gramm Gold pro Leichnam
Im Schnitt bleiben pro Leichnam 2,2 Gramm Gold übrig, dazu kommt in manchen Fällen Palladium, Platin und Silber – je nach Implantaten, die ein Mensch zu Lebzeiten bekommen hat.
Im Nordheim hält Rolf Steinmann, der Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamts, die Aushändigung an Angehörige darum für nicht praktikabel. «Nur schon angesichts der kleinen Mengen, die da rausgefiltert werden, wäre das wenig sinnvoll», so Steinmann.
In Solothurn spült der Verkauf der Edelmetalle von rund 1'000 kremierten Verstorbenen bis zu 40'000 Franken jährlich in die Kasse. Zürich kann von seinen 7'000 kremierten Menschen jährliche Erträge von weit über 100'000 Franken erwarten.
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