Philippinen Leben unter Toten: Die Friedhofsbewohner von Manila

tsch

31.10.2018

Sie leben dort, wo andere begraben sind: Die Friedhöfe von Manila sind Heimat für Tausende arme Filipinos. Manche von ihnen hausen hier seit Jahrzehnten.

Rund 13 Millionen Menschen leben im Grossraum Manila - so viele, dass nicht genügend Wohnraum für alle von ihnen zur Verfügung steht. Die Hauptstadt der Philippinen gilt als eine der am dichtesten besiedelten Metropolen der Welt, und vor allem die Armen wissen oft nicht, wo sie unterkommen sollen. Tausende von ihnen hausen deswegen an einem Ort, der eigentlich den Toten vorbehalten ist: auf dem Friedhof.

Schon seit den 50er-Jahren dienen Friedhöfe wie der Manila North Cemetery als Heimat für die Armen der Grossstadt. Unter rund einer Millionen Toten haben hier geschätzte 6'000 Menschen aus 800 Familien eine Unterkunft gefunden. Sie leben unter Plastikplanen, auf Gräber und in Gruften und unter furchbaren hygienischen Bedingungen. Einige von ihnen haben auf dem Friedhof einen Job gefunden, etwa als Sargträger. Gegen ein paar Dollar im Jahr kümmern sich andere um die Gräber der Verstorbenen, bezahlt von deren Angehörigen.

«Wir halten den Friefhof sauber»

Eine von ihnen ist die 68-Jährige Miranda, die schon seit ihrer Kindheit auf dem Friedhof zu Hause ist. «Wir halten den Friefhof sauber», erzählt sie dem «Guardian». «Die meisten Menschen hier haben kein Einkommen, aber wir versuchen unser bestes und ungewöhnliche seltsame Jobs, um über die Runden zu kommen. Wir verkaufen Blumen an die Familien der Toten, machen Grabsteine oder bauen Särge.»

Der philippinischen Regierung unter Präsident Rodrigo Duterte sind die Friedhofsbewohner ein Dorn im Auge. Sie terrorisieren die Bewohner immer wieder mit Razzien, unter dem Vorwand, Drogendealer zu suchen. Einst, so Bahacan, ein Bewohner des Manila North Cemetery, habe es hier tatsächlich ein Drogenproblem gegeben. «Aber heute haben die Menschen damit aufgehört», sagt er.

Die Regierung aber hält an der harten Gangart fest: «Friedhöfe sind ein Unterschlupf für Kriminelle», sagt Erwin Margarejo von der Polizei der Stadt. Eine Lösung für das Wohnungsproblem in Manila hat aber auch er nicht.

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