Der Waadtländer Lyriker, Essayist und Übersetzer Philippe Jaccottet ist einer der wenigen Schweizer Autoren, der – und dies bereits zu Lebzeiten – in die prestigeträchtige Bibliothèque de la Pléiade des Pariser Verlags Gallimard aufgenommen wurde. Heute wird er 95.
«Philippe Jaccottet hat nicht aufgehört zu schreiben und zu dichten», sagt José-Flore Tappy im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auch sie ist Dichterin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre de recherches sur les lettres romandes (CRLR) und zudem Freundin des Schriftstellers. Und: Sie ist die Herausgeberin seiner Werke in der «Pléiade», jener renommierten Werkausgabe von Klassikern der Weltliteratur des Pariser Verlags Gallimard.
Im kommenden Herbst soll dort der Briefwechsel zwischen Jaccottet und dem Walliser Schriftstellerkollegen Maurice Chappaz erscheinen. Jaccottet hat Tappy beauftragt, diese Korrespondenz und zudem seine Texte über Malerinnen und Maler herauszugeben, so etwa über die Waadtländerin Jean-Claude Hesselbarth und ihren Landsmann Jean-Jacques Gut, über seine Frau Anne-Marie Jaccottet oder über Gérard de Palézieux.
Lyrik und Prosa: fliessende Grenze
Nicht nur in der Westschweiz hat der Name Philippe Jaccottet einen Klang. Internationale Bekanntheit errang er, als der Pariser Verlag Gallimard 1967 «Airs» veröffentlichte, eine Sammlung seiner Gedichte aus der Zeit von 1961 bis 1964: «Diese Sammlung hatte die Wirkung einer Offenbarung, eines Aha-Erlebnisses beim Publikum «, sagt José-Flore Tappy.
Jaccottet gehört der Generation von Lyrikerinnen und Lyrikern an, die in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zu schreiben begannen. Reflexionen, wie man angesichts der Katastrophe weiter schreiben könne, durchziehen sein frühes Werk. Dabei ist charakteristisch für seine Dichtung, dass die Grenzen zwischen Lyrik, Reflexion und beschreibender Prosa – etwa alltägliche Beobachtungen der Landschaft, in der er lebt – fliessend sind. «Jaccottet ist es stets gelungen, in den kleinsten Dingen etwas Unversehrtes zu finden, etwas Leuchtendes, an dem die Gewalt in der Welt nichts geändert hat», erklärt José-Flore Tappy.
Dieser Blickwinkel traf den Nerv jener Generation, die in den 1950er Jahren geboren wurde und zu der auch Tappy gehört: «Wir, Gymnasiastinnen, Gymnasiasten, lasen Jaccottet und hörten Bob Dylan. Das war revolutionär», so Tappy. Von der Weite des Raums sprächen seine Gedichte, «und wir liessen den Konformismus des Bürgertums, die Enge des damaligen gesellschaftlichen Lebens hinter uns, um durch seine Poesie und Dylans Musik Freiheit und Selbstbewusstsein zu finden.» Jaccottets Schreibe sei transparent, «ein Festhalten an Lichtmomenten»; sie lasse Raum für Zweifel, für die Suche. «Damals in den 1970er Jahren hat er zu uns und gleichzeitig über uns gesprochen», sagt Tappy.
Philippe Jaccottet wurde 1925 im waadtländischen Moudon geboren. 1953 zog er nach Grignan in der Provence. Im selben Jahr erschien sein erster Gedichtband «L'Effraie et autres poésies». Sein frühestes Gedicht darin, «L'Effraie» (dt. «Das Käuzchen») datiert von 1946. Zusammen mit seiner Frau, der Malerin Anne-Marie Jacottet lebt er bis heute in Grignan. Dieser Ort in der Abgeschiedenheit, eingebettet in eine idyllische Natur, findet seinen Widerhall im Schreiben des Autors. Jaccottet gilt als einer der wichtigsten französischsprachigen Lyriker des 20. Jahrhunderts, unter anderem 2010 mit dem Grossen Schillerpreis und 2014 mit dem Grand Prix Literatur ausgezeichnet.
Vielfältige Übersetzertätigkeit
Neben der Lyrik hat er sich der Übersetzung gewidmet, ins Deutsche, Spanische, Russische, Italienische, Tschechische, Japanische, Spanische und sogar ins Altgriechische. Zu den von ihm übersetzten Autorinnen und Autoren gehören Homer, Rainer Maria Rilke, Friedrich Hölderlin, Robert Musil, Thomas Mann, Ingeborg Bachmann, Luis de Góngora, Ossip Mandelstam und Marina Zwetajewa, Giuseppe Ungaretti und Giacomo Leopardi.
Und auch Jaccottets Werk wurde übersetzt, in mehr als zwanzig Sprachen – so zuletzt sein Essay über den italienischen Maler Girogio Morandi «Le bol du pèlerin (Morandi)» (2001, dt. «Der Pilger und seine Schale»). Dieser Dialog mit einem geistesverwandten Künstler ist soeben auf chinesisch erschienen, anlässlich einer Ausstellung über Morandi, die für Ende des Jahres in Peking geplant ist.
Um die Übersetzungen ins Deutsche hat sich in den letzten Jahrzehnten der Hanser Verlag verdient gemacht. Zuletzt ist dort anlässlich seines 95. Geburtstags unter dem Titel «Die wenigen Geräusche» seine späte Lyrik und Prosa erschienen, eine Auseinandersetzung mit dem Alter und dem Bewusstsein von der Endlichkeit – für Jaccottet ein Dazwischen.
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