Italien Massiv angefeindet: Holocaust-Überlebende erhält Polizeischutz

dpa

8.11.2019

Liliana Segre wird in den sozialen Medien täglich mit Hass überschüttet.
Liliana Segre wird in den sozialen Medien täglich mit Hass überschüttet.
Keystone

Ein drastischer Fall von Antisemitismus sorgt in Italien für Aufsehen: Liliana Segre hat das Konzentrationslager in Auschwitz überlebt – und wird nun täglich in einem Masse angefeindet, das nicht nur Politiker bestürzt. 

Dass die italienische Holocaust-Überlebende Liliana Segre mit zahllosen antisemitischen Schmähungen konfrontiert wird, wurde bereits im Oktober bekannt. Über soziale Medien erhält die 89-Jährige täglich rund 200 antisemitische Hass-Nachrichten von Holocaust-Leugnern und anderen Extremisten.

Nun steht Segre unter Polizeischutz. Das berichteten am Donnerstag mehrere italienische Medien unter Berufung auf die Mailänder Behörden. Segre war Anfang 2018 von Staatspräsident Sergio Mattarella zur Senatorin auf Lebenszeit ernannt worden.

Flucht in die Schweiz scheiterte

Segre wurde 1930 in einer jüdischen Familie in Mailand geboren. Nach einer gescheiterten Flucht mit ihrem Vater in die Schweiz wurde sie Ende 1943 verhaftet und im Januar 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie überlebte dort als Arbeiterin in einem Rüstungsbetrieb.

Nachdem im Oktober die täglichen Attacken auf Segre publik geworden waren, richtete der Senat einen Sonderausschuss gegen Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus ein. Die Mitte-Rechts-Parteien enthielten sich in der entsprechenden Abstimmung, was in Italien heftige Kontroversen auslöste.

Der italienische Abgeordnete Emanuele Fiano (PD), Sohn eines Holocaust-Überlebenden, zeigte sich am Donnerstag bestürzt. «Es ist ein fürchterliches Signal, es ist eine Welt im Rückwärtsgang. Jemanden zu verteidigen, der die Hölle durchgemacht hat, ist eine Pflicht, aber auch eine Niederlage», sagte er zum Polizeischutz für Segre.

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